Montag, 23. April 2012

Gäbe es nur eine Trinkflaschenstöpselgröße, gäbe es diesen Eintrag nicht


Absolut keine Notwendigkeit für einen Flaschendeckel


Als ich vor einer Woche meine Zahnbürste fragte, was ich denn auf meinem schönen Blog so schreiben könnte, wusste sie nicht so recht und sagte erstmal überhaupt nichts. Ich dachte mir: "Nun gut, eine gute Idee braucht Entwicklungszeit, das weisst du ja selbst am besten." Also ließ ich der struppigen Kameradin ein wenig Zeit, bevor sie mir einen angemessenen Vorschlag unterbreiten konnte. Nachdem allerdings die Woche vorbei war und die Bürste immer noch nichts gesagt hatte, wurde es mir zu dumm mit diesem unkreativen Objekt und sie flog in hohem Bogen zum Fenster hinaus. Nun rieche ich bereits seid zwei Wochen unangenehm aus dem Mund (wissenschaftlich: Maulgammel) und habe immer noch keine neue Idee. Deshalb erzähle ich von einem kleinen Missgeschick, welches mir letztens erst widerfahren ist.

Kürzlich kam ich auf die famose Idee, mir eine spritzige Orangensaft Schorle zu genehmigen, da ich zufällig Orangensaft und kohlensäurehaltiges Mineralwasser mein Eigen nennen durfte. Mit Hilfe eines handelsüblichen Trichters mischte ich den Saft der runden Frucht mit dem einzigen Element, dass sich gut in Flaschen verkaufen lässt. Ich schüttete also das eine Zeugs in das Andere. Glücklicherweise ging nichts daneben, sodass ich nicht genötigt war zum handelsüblichen Lappen zu greifen. Nun schrieb ich aber, dass mir ein gar mistig Missgeschick widerfahren sei. Keine Angst, dazu komme ich jetzt: In meiner freudensbedingten Geistesabwesenheit versuchte ich die Flasche des Saftes, welche einen recht breiten Hals hatte, mit dem viel kleineren Deckel des klassischen Mineralwassers zu verschließen. Lange Rede, kurzer Sinn: Der Deckel plumste in die Flasche und schwamm dort wie ein Boot voller betrunkener Schwaben ziellos herum.

Verständlicherweise war ich aufgebracht und ließ meinen Frust sofort an der Mikrowelle aus. Nun stinke ich nicht nur aus dem Mund wie ein Kläranlage, sondern esse diverse Speisen kalt, wenn nicht sogar tiefgefroren. Wie auch immer, kam mir doch bei meinem Malör ein philosophischer Geistesblitz: Nämlich dass der Mensch mit viel zu kleinen Mitteln versucht einen viel zu großen Sachverhalt zu verstehen und letztendlich hilflos dahintreibt. Für Sonderschulabbrecher: Der Mensch versucht sich etwas zu erklären, ist aber zu blöd dazu und ist letzten Endes frustriert. Darüber könnte ich ein Buch schreiben. Nun wird die Stimme der Aufgebrachtheit natürlich aus ihrem Dachsbau gekrochen kommen und mir was husten. "Ächo, Ächö!! Sie neunmalkluger Stöpselphilosoph! Ächö, Ächö! Das weiss doch schon jeder Depp! Man muss sich einmal "Gute Zeiten unter uns" zu Gemüte führen und schon hat man den Sachverhalt verstanden!" Also gut, ich schreibe keine philosophische Abhandlung über offensichtliche Sachverhalte. Sowas nennt sich außerdem nicht Philosophie, sondern Richard David Precht. Egal.

Ich könnte natürlich auch eine Kunst- Performance daraus machen: Zehn halbnackte, junge Mädchen stehen nebeneinander und lassen unaufhörlich Wasserflaschendeckel in Orangensaftflaschen fallen. Dazu läuft im Hintergrund so etwas wie Zwölftonmusik. Allerdings nur mit fünf Tönen. Den Sinn dahinter ist absichtlich nicht zu erkennen, da Kunst erst richtig interessant ist, wenn man auf den ersten Blick nichts versteht. Nein, das war kein ironischer Kommentar, wie er sonst von "Das-kann-mein-Kind-doch-auch-malen"- Leuten kommt, sondern absolut ernst gemeint. Besagte Leute sollten am besten von Allan Kaprow überfahren werden. Und zwar mit einem Auto, von dem kurz zuvor Frauen Marmelade leckten und an welches Chris Burden genagelt ist. Anschließend kann Joseph Beuys gerne dem Publikum zeigen, wie man dem toten Kunstbanausen die Bilder erklärt. Der Kunststudent schnappt jetzt natürlich nach Luft, weil er vor lauter Lachen droht zu verrecken. Der Rest knallt mit dem Kopf auf den Tisch. Auch gut.

Da wir gerade beim Thema "Leute zum überfahren" sind: Als ich letztens im Norma den Dienst an der Kasse tätigen musste, hatte ich das Pech weder Fünfer Scheine, noch Münzen der Wertigkeit Eins und Zwei zu haben. Weiterhin hatte ich das Pech, einem Vollidioten sieben Euro herausgeben zu müssen, der überaupt nicht damit einverstanden war, dass er den Betrag in 50 Cent- Stücken bekam. Jedenfalls war meine fiese Cent- Aktion nicht das Einzige, was ihn an der Filiale störte, sondern auch die "Tatsache", dass es nie was Frisches gäbe. Ich hätte ihm vorschlagen sollen, dass er um 06:45 Uhr antanzen solle um sich an zu sehen, wie wir Kistenweise frich angekommene Erdbeeren, Eisbergsalate und Jeanshosen einräumen. Dann würde er sich sicher beschweren, dass es totlangweilig wäre sich so etwas ansehen zu müssen. Jedenfalls kam ich diesem Subjekt mit dem ultimativen Totschlagargument "Sie müssen ja nicht hier einkaufen", was vom Käufer hinter unserem Meckerfritzen bejaht wurde. Dieser beledigte den Cent- Verweigerer anschließend noch, wie dieser, nach eigener Aussage "noch nie beleidigt worden wäre". Nämlich mit: "Sie gehören ins Irrenhaus". Jedenfalls wurde uns noch ein Nachspiel versprochen.

Ui, neue Idee für eine Kunstaktion! Zehn halbnackte, junge Mädchen beschießen mit Hilfe von Steinschleudern einen gefesselten Vollidioten mit 50 Cent- Stücken. Wenn Hermann Nitsch noch Lust hat, kann er vorbei kommen und ihm einen Kalbskadaver um die Ohren hauen. Anschließend gibt es für alle Orangensaft mit Wodka. Vielleicht passt ja der Kartoffelschnaps- Deckel auf die Saftflasche.