Samstag, 29. Oktober 2011

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Von der Unmöglichkeit der menschlichen Zweisamkeit oder "Ich war mir über meine Gefühle nicht im Klaren, Sry"


So, meine lieben Leser und Lesinnen! Heute geht es mal um was ganz was Neues. Die Beziehung zwischen Mann und Mannin bzw. Frau und Frauer bzw. Homosapiens und was daran nicht klappt und so weiter. Natürlich werde ich mich dabei nicht auf das Niveau eines gewissen, siebenmaligen Gewinners des deutschen Comedypreises begeben, dessen Grab in naher Zukunft von der Zentrale für Geschmack zur Tanzfläche erklärt wird. Man sieht, dass diesem Thema eine solch große Bedeutung beigemessen wird, dass einige Knallköpfe damit ihren täglichen Brottrunk verdienen können. Doch statt gleich berzerkergleich auf das Thema einzudreschen, gebe ich lieber erstmal einen historischen Rückblick. Denn schließlich fragt sich ja jeder normale Mensch, wie es soweit kommen konnte, dass er nun 50 SMS pro Minute bekommt, in denen steht, was man doch für ein Arschloch ist. Danach ist einem zwar nicht geholfen, aber wenigstens kann man gescheit daherreden.

Für unsere Zeitreise in die Geschichte des Untergangs müssen wir bis ins 19. Jahrhundert reisen. Genauer gesagt ins Jahr 1821, als Theodor B. Ziehung (wie lange man braucht um sich so was Flaches auszudenken) in ärmlichsten Verhältnissen geboren wurde. Er war einer, der den großen Denkern seiner Zeit auf der Tasche lag und gilt als Erfinder der modernen Beziehung. Bis 1864 passierte in seinem Leben eigentlich gar nichts. In besagtem Jahr allerdings, brachte Ziehung sein "Manifest des menschlichen Zusammenseins" heraus, bestehend aus sechs Din A4- Seiten, von denen auf vier Seiten Bleistiftzeichnungen zu sehen waren, die sich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzten. Das Buch wurde ein Hit! Heute vergleichbar mit den Werken von Charlotte Roche oder Tommy Jaud. Kein Wunder, denn die Thesen waren für die damalige Zeit revolutinär! Im Buch beschrieb er, angereichert mit, aus heutiger Sicht absurden Begriffen wie "milchiges Beisammensein" oder "bärengleiche Einsamkeit", seine Thesen von einer neuen Form der Zwischenmenschlichkeit. Zum Beispiel beschrieb er das Zusammenleben der Menschen in Zweiergruppen. Damals noch in einer Mann/Frau- Beziehung, denn die Homosexualität wurde erst zehn Jahre später erfunden. Außerdem lies er in sein Beziehungsmodell diverse, zwischenmenschliche Prozesse miteinfließen wie z.B. das Sonntagnachmittagsphilosophieren, das Gruppenspeisen oder die Triebtäterei. Re-Vo-Lu-Ti-O-När!!!!!11111 Von seinen kontrovers diskutierten Schriften konnte er sich bis 1872 über Wasser halten, bevor er hinfiel und starb. Manche Historiker behaupten bis heute, dass Ziehung auf keinen Fall ein Revolutionär war, sondern einfach nur aufschrieb was es eh schon seid Hunderten von Jahren gab, nur auf eine Form, die keiner verstand.

Wie auch immer, eine Sache hatte Ziehung bei seiner Theorie vergessen. Eine enorm wichtige Sache. Und das war der Partner. Denn wie bei der Misanthropie gehören auch zu einer Beziehung immer zwei Leute. Die bedauernswerte Tatsache, dass jeder Mensch leider ein Individuum ist, auch wenn man es ihm nicht ansieht, macht die von Theodor B. Ziehung so ersehnte Beziehung sowieso von vornherein zu nichte. Aus der Individuentheorie lässt sich letztendlich ein Konflikt ableiten, der zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners ausgetragen wird und nicht selten im seelischen Colabieren endet. Zur Veranschaulichung empfehle ich diverse Beziehungskomödien, wahlweise mit Ben Stiller oder Julia Roberts.

In der Praxis sieht das so aus: Ist die erste Phase des pubertär-naiven Dauergrinsens vorbei geht man immer mehr in die "Wir-sehen-uns-den-ganzen-Abend-nicht-an-weil-Jauch-grade-im-Fernsehen-ist"- Phase über. Hier beginnt man sich dann zu fragen was man eigentlich will. Die Frau, beispielsweise, will oft einen Beschützer. Nicht dass sie es nötig hätte, aber das ist halt so. Sehr schnell wird erkannt, dass der männliche Partner genug damit zu tun hat sich selbst zu beschützen. Der Mann will dann meistens "MAMA" d.h. einen Idioten der alles macht. Es gibt natürlich auch Paare aus der Grinsekuchenecke, die sich gegenseitig keine Rollen zusprechen wollen, jedenfalls offiziell. Im Inneren will man natürlich seinen Partner so haben, wie man will. Aber das versucht man durch gemeinsames Kochen, gemeinsames Fernsehen und Ausflüge mit den Eltern zu kompensieren. Irgendwann fliegt einem dann das heiße Bügeleisen ins Gesicht, aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu funktionierenden Beziehungen: Während dieser Rollensuchphase wird krampfhaft versucht die pubertär-naive Dauergrinsphase aufrecht zu erhalten, indem man sich ohne Grund die Zunge in den Rachen schiebt und ab und zu flüstert während man schaut, als wäre man im Opiumrausch. Dieses hormonelle Hickhack wird unterbrochen von Gekeife und Schuldzuweisungen aufgrund von Kleinigkeiten. Der Versuch dem Partner seine Meinung sachlich darzustellen wird jäh dadurch beendet, dass der Gegenüber genau das Gleiche macht. Nach 10 Minuten Schweigen werden dann wieder die labellogeschwängerten Lippen aufeinander gepresst. Für den Außenstehenden (MICH!) hat das dann einen Fremdschämfaktor der in menschlichen Maßeinheiten gar nicht mehr zu bestimmen ist.

FAZIT 1: Jeder will was anderes, deshalb geht nix

Was ebenfalls erschwerend hinzukommt: Man ist nicht allein auf der Welt. Neben seiner Freizeit und seiner Seele bringt jeder noch sein soziales Umfeld mit in die Beziehung. Und da wären wir wieder bei den Bedürfnissen. Zur genaueren Veranschaulichung wollen wir uns die zwei Situationen vor Augen führen:

Situation 1: Frau in Männerrunde

Der Mann von Heute trifft sich gerne mit seinen Freunden um sich, bei einem Bierchen über essentielle Themen wie Philosophie, Politik und Bumsen zu unterhalten. Wenn nun der Mann seine Angebetete mit in die Runde bringt, wird dies zur Zerreisprobe. Er versucht während des ganzen Treffens sein normales Verhalten zurückzuhalten um sich den Bedürfnissen seines Schatzimausis anzupassen. Was dies erschwert: Er kennt die Bedürfnisse nicht. Das führt dann dazu, dass er den ganzen Abend stumm zurückhaltend herumsitzt und bei der Diskussion über die Zusammehänge von Kant und Nitzsche nicht teilnimmt. Sie bringt während des Abends außer einem schüchternen "Hallo" zu Beginn nicht viel heraus und schaut ab und zu entgeistert, um so der Runde das Gefühl zu geben, dass sie ein unglaublich asozialer Haufen sind. Ob das beabsichtigt ist, ist bis heute ungeklärt.

Situation 2: Mann in Frauenrunde

Darüber ist nicht viel bekannt. Männliche Augenzeugen meinen lediglich, dass sie dort auch nicht viel sagen. Es wird vermutet, dass diese Zusammenkünfte mit Kätzchenkreuzigungen und Ähnlichem zu tun haben.

Nun hat man natürlich nicht nur gleichgeschlechtliche Freunde. Soll vorkommen. Im Endeffekt ist es da allerdings auch das gleiche Prinzip: Man sitzt da, sagt nix, nuckelt an seinem Getränk. Der Partner bringt sich entweder zu viel oder zu wenig in die Runde ein. Für Beides kann man ihm dann Vorwürfe machen. Der beste Platz zum Vorwürfe machen, sind das Bad, vor der Kneipentür oder dunkle Ecken. Man sollte allerdings drauf achten, dass die Freunde die Auseinandersetzung mitbekommen, damit diese auch ihren zweifelhaften Spaß daran haben können.

FAZIT 2: Zur Misanthropie gehören immer zwei.

Schlußfazit: Jeder will was Anderes, deshalb geht nix und zur Misanthropie gehören immer zwei.

Nun, bevor Sie Ihres Lebens nicht mehr glücklich werden, möchte ich Ihnen noch einen Rat geben, wie Sie in Zukunft Beziehungen vermeiden können: Sein Sie einfach Sie selbst!

Die vorzeitige Destruktion aller Illusionen, die sich der Partner machen könnte, ist ein sicheres Mittel. Das heißt, liebe Damen: Bringen Sie sich mehr ein! Durch selbstbewusstes Auftreten ängstigen Sie den Mann, der dann um seine Vormachtsstellung bangt. Sie gelten dann zwar als Alkoholikerin oder als lesbisch, aber was die Anderen denken sollte einen eh nie kümmern. Und für die Männchen gilt genau das Gegenteil: Maul halten! Wenn man den Mund doch mal aufmachen sollte, dann sollte man drauf achten, die Gegenüber mit den herausquellenden Worten zu Tode zu langweilen. Dann gilt man als schwul oder Muttersöhnchen oder Triebtäter. Hat alles drei nicht nur Schattenseiten. So können Sie, bis zu Ihrem Lebensende glücklich und einsam .

NATÜRLICH weiss ich, dass es auch Ausnahmen zu jedem Quatsch den ich beschrieben habe gibt. Das Problem dabei: Die interessieren keine Sau! Guten Abend.

Samstag, 22. Oktober 2011

Hauptsache Bahnhof

Es mag einem gar nicht so vorkommen, aber die Zeit in der der Mensch noch einfach und primitiv war ist schon längst vorbei. Zu dieser Zeit war der Homosapiens, wie er im Volksmund genannt wird, noch ein Einzelgänger. Unsozial, verschlossen, beziehungsunfähig. Die einzige Freude war das Färben von Häuten geschlachteter Tiere mit vergammeltem Obst. Jedenfalls wird dies von einigen pensionierten Anthropologen behauptet. Was auch immer die Leute tausend Jahre lang gemacht haben, es war eher ein Neben- als ein Miteinander. Angesichts der heutigen Fülle an Mitmenschen versucht man diese Lebensweise wieder aufzunehmen, was allerdings bisher immer wieder zum Scheitern verurteilt war. Wie auch immer, das war ja nicht das eigentliche Thema.

Also wie gesagt, war der Mensch ein Einzelgänger und legte nur wenig Wert auf Konversationen, Diskussionen und erfrischende Prügeleien. Die Schutzschranke im Kopf war dafür einfach noch viel zu ausgeprägt. Besagte Schranke wurde allerdings brachial zerstört von einer Gruppe Wissenschaftler (es wird jedenfalls davon ausgegangen, dass es Wissenschaftler waren; die übriggebliebenen Dokumente ergeben kein eindeutiges Bild dieser Herrschaften), die Kurzerhand eine revolutionäre Erfindung vorlegten: Den Bahnhof. Von nun an stand nicht mehr jeder irgendwo rum, sondern alle gebündelt an einer Stelle, um einer Beschäftigung nachzukommen, die so alt ist wie das Wort "Beschäftigung" selbst: Warten. Beim Warten kommt es unweigerlich zur Konfrontation mit anderen Individuen, was das Sozialverhalten der Menschen um einiges interessanter und vielseitiger macht. Einige behaupten, dass auch hier erst die Sprache erfunden wurde. Aber die Theorien über die Auswirkungen des Bahnhofs auf Sprachentwicklung und -verhalten, wurden bereits in unzähligen Referaten und Magisterarbeiten behandelt, darüber müssen wir hier jetzt gar nicht reden.

Da der Mensch nun sozial entwickelt war, wollte er sich natürlich nicht immer mit den gleichen Schwellköpfen unterhalten und wünschte sich neue Gesprächspartner. Mit der Erfindung der Eisenbahn, die kurz nach der Erfindung von Sprache und Bahnhof kam, hatte man nun auch die Möglichkeit die Bahnhöfe untereinander zu verbinden, sodass auch Leute von außerhalb die Möglichkeit hatten zu den Diskussionsrunden über Politik, Kultur und Wetter zu kommen. Eine wunderbare Zeit. Über Ortsgrenzen hinweg hatten die Leute nun Verbindung zueinander um sich an den Bahnhöfen miteinander zu treffen um dort Eindrücke auszutauschen. Wie es allerdings immer ist mit tollen Sachen, gibt es einige Tunichtgute, die sie zu Fall bringen wie ein Kartenhaus, dass von einem Nieser des dicken Tischnachbarn in alle vier Winde verstreut wird. Denn Viele fingen an die Bahnverbindungen für andere Zwecke zu nutzen. Man stieg in den heimischen Bahnhof ein, wie es unser ehemaliger Ministerpräsident so schön formulierte, fuhr zum Wunschbahnhof, an dem schon redefreudige Subjekte hoffnungsvoll und mit breitem Grinsen im Affengesicht warteten und machte letztendlich was ganz was anderes. Man ging nich mehr zum Bahnhof um ein Pläuschchen mit seinem Gegenüber zu halten, sondern um vom Bahnhof aus die Arbeitsstelle, das Kaufhaus oder die Familie zu erreichen. Den potentiellen Gesprächspartner lies man einfach stehen. Nachdem sich diese Entwicklung, wie der Name schon sagte, entwickelt hatte, waren viele Bahnhofsbesucher desillusioniert und enttäuscht und gingen lediglich zum Warten an die Bahnhöfe. In den nächsten Jahren standen dann wieder alle stumm und blöd guckend in der Gegend herum.

Heute hat sich der Sinn des Bahnhofs verändert. Der Besprechungsort sinnloser Themen wurde vom Stammtisch abgelöst. Die Einzigen die einen jetzt noch am Bahnhof ansprechen, wohnen entweder dort, zeigen einem den schnellstmöglichen Weg ins Krankenhaus oder erklären einem, dass man eine potentielle Gefahr für die Mitmenschen ist, was den herzhaften Griff in den Schritt legitimiert. Der Bahnhof ist heutzutage ein Austauschsort der Kulturen und Geisteskrankheiten, und beliebtes Reiseziel von Soziologiestudenten. Wer könnte es ihnen verüblen, denn an welchen anderen Orten trifft man so viele verschiedene Schichten, Meinungen und Intelligenzquotienten auf einem Haufen. Vom hektischen Anzugträger, der sich noch schnell eine fettige Bratwurst quer in den Rachen schiebt bis zum freundlichen Subproletarier in Jogginghosen, der sich eine Hopfenkaltdose oral einführt. Ein Höhepunkt jedes Bahnhofs ist der sogenannte "Penner". Vergleichbar mit der bärtigen Frau auf historischen Jahrmärkten. Mit ihm kann man sich fotografieren lassen, man kann seinen Schlafsack anprobieren oder seiner Gutmenschendrüse einen Gefallen tun indem man mit ihm redet und so tut als ob man etwas vom alkoholgeschwängerten Gebrabbel verstehen würde. Die Zeit danach verbringt man im Zug mit seinen Anverwandten und redet über ihn und wie schlecht es dem armen Mann doch geht, bevor man sich, zuhause angekommen, mit einer Weißweinschorle vor den Fernseher pflanzt.

Aber nicht nur als Freakshow ist der Bahnhof wunderbar, sondern auch als Einkaufsparadies. Neben fettigen Salmonellenmenüs zur Stärkung der körpereigenen Polster kann man sich dort auch diverse Rauchartikel wie Zigaretten, Zigarettentabak und Zigarettenersatz kaufen. Will man sich weiterbilden gibt es auch Kioske und Buchläden in denen man sich zur BILD auch mal gerne ein gutes altes Mopsmagazin mitnimmt, falls es auf der Zugfahrt langweilig wird und die Toilette nicht besetzt ist. Will man von der Welt nichts wissen, wie die Meisten am Bahnhof, kauft man sich den neuen Bestseller "Fotzengebote" von Charlotte Roche. Heieiei, da schlägt das verfettete Konsumherz höher!

Will man sich nicht durch Bücher bilden, dann hört man eben den vielfältigen Fremdsprachen zu. Zu den Meisten gibt es noch nicht einmal Langenscheidtbücher! Sprachforscher rätseln immer noch, was das oft gehörte "SÄÄÄÄÄÄÄÄÄCHZIIIIIIG" bedeuten soll, das oft aus tausenden angefeuchteten Kehlen durch den kompletten Bahnhof gebrüllt wird.

Was gibt es noch zu sagen...für menschliche Bedürfnisse geht man lieber auf die Toiletten von McDonalds und Burger King, da hat man zwar danach einen Tripper, aber immer noch genug Geld für ein gepflegtes Bier. Denn das beliebte Retrobahnhofsklo (zu diesem Thema später mehr), wird immer mehr durch Drehkreuzanlagen ersetzt, die einen erstmal 1,60 € kosten. Da klatscht man lieber der afrikanischstämmigen Klofrau im Fettfrittenfresstempel vierzig Cent auf den Teller. Über den, durch den Bahnhof aufgekommenen Trend des Bahnfahrens, diverse bahnhöfische Subkulturen und gar lustige Zivilkontrollen gibt es später mehr. Denn diese Faktoren haben alle eine eigene Überschrift verdient! In diesem Sinne: Besuchen Sie mal wieder ihren örtlichen Bahnhof und haben Sie am modernen Leben teil. Wenn Sie keinen Bahnhof haben, dann haben Sie in ihrem Dreckskaff wahrscheinlich auch keinen Internetanschluss und haben diesen Text gar nicht gelesen. In diesem Falle: Mein herzlichstes Beileid.

PS: Sollten Sie an ihrem Bahnhof weder Burger King, Kiosk noch Penner haben, dann ist Ihr Bahnhof nicht der Münchner Hauptbahnhof. Da macht es gar nichts, dass das Bild zum Artikel vom Bahnhof am Marienplatz kommt.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Hurra, wir reißen Alles auf!


Bereits seid einiger Zeit hat Deutschland Grund zu feiern! Der Grund für diesen andauernden Exzess: So viele Ausbildungsplätze wie schon lange nicht mehr!!!111

Warum ich mir schließlich für dieses Jahr einen Aushilfsjob im allseits beliebten Superdiscounter NORMA angenommen habe kann von zwei Faktoren bestimmt sein:

1. Ich lebe nicht in Deutschland und habe es bis heute nicht gemerkt.

2. Es gibt zwar viele Ausbildungsplätze, aber Keiner davon lässt sich mit meinen Vorstellungen vereinbaren.

Der Grund dafür wird wohl Ersterer sein. Wie auch immer, ich wollte ja auf meine, fast tägliche Arbeit in der guten, alten Konsumverrichtungsanstalt mit dem großen "N" kommen. Ein erster Eintrag auf einem Blog sollte schließlich private und intime Einblicke in das Leben des Schreibers bieten, die oft um einiges interessanter sind als der Mumpitz der eigentlich geschrieben wird. Also los:

Die Arbeit im bereits genannten Supermarkt lässt sich, rein räumlich, in zwei Ebenen aufteilen: Das Lager und der öffentliche Verkaufsbereich, oft auch "Arena" genannt. Die Arbeit im Lager beschränkt sich größtenteils auf das Spielen mit der Kartonpressmaschine, dem Rauchen im Aufenthaltsraum oder dem Sitzen im Kühlraum, um sich für die folgenden Tage eine Erkältung als driftigen Grund für das Zuhausebleiben zuzulegen. Die Arbeit in der Arena lässt sich wiederrum aufspalten in die Arbeit mit Produkten und die Arbeit mit Kunden, die sich in der heutigen Zeit immer wieder überschneidet. Das Arbeiten mit Ware bzw. den Produkten ist vollkommen uninteressant und soll hier nicht weiter erwähnt werden. Viel interessanter ist die, immer wieder von sozio- und psychologischen Faktoren begleitete Arbeit mit den Kunden.

Beim Arbeiten im Supermarkt ist der Kontakt mit Kunden auf Dauer unvermeidbar. Er äußert sich in unnötiger Fragerei, da sich die Antwort meist auf der Verpackung des problematischen Produkts befindet, Körperkontakt in Gestalt von "unabsichtlichem" Anrempeln und minutenlangen Konversationen, in denen es darum geht, warum man die angebotene Ware nicht mal zur Schweinefütterung hernehmen könne. Alles in Allem also ein freundliches Mit- und Gegeneinander, dessen Lernfaktor unersetzlicher Natur ist. Soweit so gut. Leider wurde die Beziehung zwischen Kunden und Verkäufern durch die Erfindung der Schütte um Einiges erschwert. Die Schütte kann man sich als großen, metallenen Korb vorstellen der mitten im Supermarkt herumsteht und gefüllt ist mit allerlei nützlichen Sachen. Den Namen hat diese Vorrichtung von der Geste des Hineinschüttens der Waren, die meistens Vormittags von den gutgelaunten Mitarbeitern vorgeführt wird. Andere Behaupten der Name geht auf den Erfinder der Schütte, Leopoldt Hans von Schütt, zurück. Zu diesem Streitthema demnächst mehr.

Nun werden Sie sich fragen, lieber Leser: Wie kann denn ein so unschuldiges Objekt die Beziehung von Käufer und Verkäufer so sehr auf die Probe stellen? Eine gute Frage, die sich ebenso gut beantworten lässt: Nicht die Schütte ist das eigentliche Problem, sondern die darin liegende Ware. Nun fragt sich der Leser: Wat is? Die Ware? Erzählt sie etwa dem Kunden, dass die Angestellten über sein viel zu kleines Sacko lästern? Fast. Die Ware in der Schütte verfügt oft über die Eigenschaft, in einen Karton oder einer Plastikverpackung eingebettet zu sein. Nun kommt die Psychologie ins Spiel: Irgendetwas im Unterbewussten des Kunden muss ihn dazu veranlassen, die besagte Ware gewaltsam aus ihrer Verpackung zu reißen, die Ware (meist Textilien) bis zur totalen Unkenntlichkeit zu verknuddeln und anschließend, als handele es sich um Abfall, verächtlich zurück in die Tiefen der Angebote zu schleudern. Das man Produkt und Verpackung danach nicht wieder zusammenführt ist natürlich selbstverständlich.

In den Abendstunden geht der Spaß dann für den Angestellten los: Das Aufräumen der Schütten, das in der Vorstellung zu den leichtesten Übungen gehört, wird zur reinsten Passion. Vergeblich versucht man die verkrüppelten T-Shirts, Hemden und Hosen in ihre alte Form zurückzufalten und säuberlich in ihr Plastiktütenzuhause einzufügen. Werkzeuge, Wasserhähne und was sonst noch so in Kartons verpackt wird, versucht man passend in die Kartons zurückzuquetschen, oft zum Leidwesen des Kartons. Zum Glück der Arbeitskraft ist es eh schon unklar welche Beschädigungen von ihr oder dem Kunden kommen. Und da ja nicht nur zwei oder drei Kunden in einem solchen Discounter einkaufen gehen, wiederholt sich das Ganze einige hundert Male, bis die Schütten aussehen wie Sodom und Gomorrah und man schließlich colabiert oder versucht sich in den Schütten zu ertränken.

Warum dem Kunden das Aufreißen von Kartons und Plastiktüten, sowie das anschließende Verteilen des Inhalts eine solche Freude bereitet ist bis heute ungeklärt. Spezialisten vermuten, sadistische Triebe, die Projektion einer verhassten Person auf die unschuldige Ware oder das exzessive Ausleben des Thanatos, aufgrund frühkindlicher Traumata seien die Ursache. Andere behaupten die Angst der Leute vor Fehlinvestitionen, die von Verbrauchershows des deutschen Rundfunks gezeigt werden, würde die Menschen zu paranoiden Bestien machen. Ganz Andere behaupten die Betreffenden seien lediglich dumm und asozial. Wer auch immer recht hat, im Endeffekt sind ich und 100 000e anderer Arbeiter die Opfer dieser Bestien.

Wobei man auch verstehen kann, was die Leute zu ihrer Zerstörungswut treibt. Schließlich muss man sich als geborener Heimwerker auch davon überzeugen, ob in der Bohrmaschinenverpackung auch wirklich eine Bohrmaschine ist! Mit einem Suppenlöffel kann man schließlich kein Loch in die Wand bohren! Was wäre denn das für eine verkehrte Welt *lol*. Am Besten wäre es natürlich noch wenn man die Maschine direkt im Laden ausprobieren könnte. Legenden behaupten, dass dies bereits von einigen Kunden gemacht wurde. Rätselhafte Löcher in den Wänden seien der Beweis dafür. Selbstverständlich muss man schauen ob die angegebene Kleidergröße wirklich der Eigenen entspricht. Könnte ja sein, dass diese falsch angegeben ist. Vielleicht ist man ja auch einfach nur fetter geworden, auch gut möglich. Am Besten kann man dies natürlich prüfen indem man, wie bereits geschildert, das Glitzersternshirt aus der Packung reißt und es ausbreitet, um es abwechselnd vor die hervorquellenden Glubschaugen oder an den fetten Wanst zu halten. Letzten Endes entscheidet man sich dafür, das Teil wieder hinzuwerfen und doch lieber zu KiK zu gehen.

Vielleicht wollen diese Subjekte ja auch nur das Beste der Angestellten. Vielleicht wollen sie ja nicht, dass man sich langweilt und gezwungen ist zu rauchen, mit der Kartonpressmaschine zu spielen oder in der Kühlkammer rumzuhocken. Fachmänner und -frauen bezweifeln allerdings diese These und rechnen das Verhalten totaler Ignoranz zu.

Letzten Endes ist die Lösung dieses Problem allerdings doch wie immer: Selbstbeherrschung und selbstauferlegte Blindheit gegenüber der Tatsache. Gar nicht so einfach: Wenn man zusammenzuckt weil man hinter sich wieder das Geräusch des Tütenaufreißens vernimmt, möchte man, logischerweise, den Kopf des Übeltäters in die besagte Tüte stecken und warten bis kein Quäntchen Luft mehr in die Lunge des Schurken gelangen kann. Das Problem ist natürlich, wie so oft bei affektiven Entscheidungen, die Leichenbeseitigung. Die Kühlkammer, meistens schon von drei rauchenden Mitarbeitern besetzt, muss schließlich ihren gesamten Platz für die nächste Lieferung Schlemmeryoghurt hergeben. Diese Tatsache macht auch die Alternative zunichte, es dem Kunden gleichzutun, d.h. ihn aufreißen und den Inhalt meterweit verstreuen.

Es gibt nun mal im Leben Dinge gegen die man nicht ankommt. Dazu zählt z.B. die totalitäre Autorität. Und da der Kunde König ist, trifft es das schon ziemlich gut. Weil man allerdings seinen Job gerne behalten möchte, ist man gezwungen seine Paraderolle, den Volldeppen, zu spielen. Und wenn man dann wieder ein Glas Meerretich zwischen den Socken und eine Tafel Zartbitterschokolade zwischen den Nachthemden findet, sollte man sich ins Gedächtnis rufen: Die schönsten Rachegelüste gebirrt immer noch die menschliche Fantasie und dort sind sie auch (vorerst) am besten aufgehoben.

Hurra, wir reißen Alles auf!


Deutschland hat bereits seid längerer Zeit Grund zum Feiern! Der Grund dieses exzessiven Durchmachens: So viele Ausbildungsplätze wie schon lange nicht mehr!!!!111


Hurra, wir reißen Alles auf!