Mittwoch, 28. März 2012

Neben Daniela Katzenberger war ein Sitzplatzfrei aber ich hatte David Bowie nicht mitgenommen


Mediale Identifikationsfigur

Ich mag David Bowie. Jedenfalls die Sachen die ich kenne. Genaueres kann man auf meiner Seite von Rate your Music nachlesen, die auf der rechten Seite verlinkt ist. Genug Eigenwerbung. Warum ich über Herrn Bowie schreibe, werdet ihr fragen? Geht euch eigentlich nichts an, aber in Ordnung. Der Grund warum ich eine Person erwähne, die nicht wirklich in den aktuellen Medien auftaucht, ist eine andere Person, die mit den aktuellen Medien recht gut vertraut ist. Ja, jetzt colabiert ihr schon vor Spannung. Und damit der Blog voll wird, werde ich die ganze Sache noch ein wenig mehr ausführen, sodass eure voyeuristischen Bedürfnisse für die nächste Zeit gesättigt werden.

Wie bereits im Titel vermerkt, hatte ich David Bowie, bzw. sein fabelhaftes Werk "Low" nicht mitgenommen, im Sinne von: Ich hatte es nicht auf dem tragbaren Musikabspielgerät (MP3 Player). Eigentlich hatte ich es gar nicht dabei. Jetzt fragen natürlich die Kritiker: "Wieso denn nicht? Du hast es doch immer dabei. Deshalb hörst du uns auch nicht, wenn wir dir auf der Straße zujubeln!" Ja, jetzt ist es auch wieder gut. Ich schreibe, dass ich es nicht dabei hatte, damit der Eintrag einen recht abstrusen Titel hat und damit ein guter Einstieg in die Sachlage gewährt ist. Ich wartete also ohne Musik auf den Bus. Als ich mir gerade darüber Gedanken machte, wo ich eigentlich hinwollte, kam er schon, sodass ich keine Zeit zum Überlegen hatte und einfach einstieg. Im Bus war natürlich alles gerammelt voll mit Leuten, wie es ein Bus eben so an sich hat, der gerammelt voll mit Leuten ist. Nun befand ich mich also auf einer bowielosen Platzsuche und wünschte mir, wenigstens für diesen Moment, alt und krank zu sein, nur um die Privilegien dieser Leute in Anspruch nehmen zu können. Da ich allerdings weder alt noch krank war, wanderte ich weiter durch das öffentliche Verkehrsmittel.

Schließlich, als ich die Hoffnung schon beinahe aufgegeben und zu weinen begonnen hätte, entdeckten meine Augen einen freien Sitz. In Football- Spieler ähnlicher Manier polterte ich auf den Platz zu und setzte mich zufrieden. Vor Glück hätte ich wieder weinen können. Wie auch immer, ich kam für einen kurzen Moment auf die Idee nach rechts zu schauen und stellte fest, dass es sich bei meiner Sitznachbarin um die prominente Prominente Daniela Katzenberger handelte, die sich gerade so benahm wie sie sich eben immer benimmt. Natürlich blickte ich mich sofort um, um Kameras aus zu machen, da ich annahm hier würde gerade eine Episode ihrer Fernsehsow gedreht werden. Ich erblickte keine. Also nahm ich, mit etwas logischem Denken an, dass Frau Katzenberger wohl privat mit diesem Bus unterwegs war. Mir fiel es überhaupt nicht ein, sie zu fragen, wohin sie wollte, denn schließlich interessierte es mich nicht und auch eine Prominente wird wohl nicht zum Mond wollen, wenn sie mit dem Bus fährt. Ich vermutete allerdings, dass Frau Katzenberger nicht wusste, dass sie gerade nicht gefilmt wurde, da sie sich, wie bereits erwähnt, so benahm wie immer. Ich stupste sie sanft mit dem Ellenbogen an die Schläfe und sagte in diskretem Ton zu ihr: "Entschuldigung Frau Katzenberger, es liegt vielleicht daran, dass sie durch die andauernde Medienbegleitung bereits einen gewissen Verfolgungswahn haben, aber hier können sie ganz sie selbst sein, ich habe die Umgebung bereits nach Kameras untersucht." Keine Reaktion.

Vor ein oder zwei Wochen fragte Markus Lanz in seiner Talkshow übrigens seine Gäste (von denen die einzig mir bekannten Gesichter Frau Katzenberger selbst und Paul Breitner gehörten) was denn nun genau das Phänomen Katzenberger sei. Viel interessanter fände ich es allerdings, wenn jemand mal das Phänomen Lanz lüften würde, aber das nur nebenbei. An die Antworten der beteiligten Phänomene, kann ich mich nicht mehr genau erinnern, was schon einiges über deren inhaltlichen Wert aussagt. Nur Herr Breitner sprach auf einmal vom Verzehr von Hundekacke (Nein, das ist kein Scherz von mir). Darauf wollen wir aber nun nicht eingehen, alles zum Thema gibt es bei diesem wohlbekannten John Waters- Film.

Nun, was sagt uns nun allerdings dieses Phänomen Katzenberger? Zu allererst, dass es anscheinend genug Leute in diesem schönen Land gibt, die offensichtlich nicht viel haben, über dass sie sich Gedanken machen könnten. Anschließend noch, dass die Leute seid der Stummfilmzeit den gleichen Mustern folgen. So, nun sind alle verwirrt, die keine Hochschulreife haben. Egal, darum erkläre ich nun auch meinen Gedanken. Darum, und weil ich offensichtlich nicht viel habe, über dass ich mir Gedanken machen kann.

Was hinter Katzenberger, bzw. ihrer medialen Persönlichkeit steht, ist im Grunde das Selbe, wie bei den alten Slapstick- Künstlern wie Laurel & Hardy, Buster Keaton und den drei Stooges (damals noch ohne Iggy Pop). Man bringt den Leuten Personen über die sie lachen können, welche allerdings gleichzeitig sympathisch wirken. Ob man nun Keaton oder Katzenberger sympathischer findet, hängt wohl vom Zuschauer ab. Zweitere wird also, von sich selbst, wie von den Leuten dahinter, als Figur dargestellt, die im Gegensatz zu den schwarz- weißen Kollegen, allerdings mehr Authenzität vermitteln soll. Wie viel davon wirklich echt ist, weiss man grundsätzlich nicht, außer man hat Kontakt zu besagter Frau. Ebenfalls fragwürdig ist, ob die Identifikation mit der Fernsehfigur echt ist oder nur in der eigenen Fantasie statt findet, da man bei der kleinsten Gemeinsamkeit, die man höchstwahrscheinlich auch mit dem Rest der Menschheit teilt, meint man sähe gerade eine Seelenverwandte im Fernsehen. Also kurz gesagt: Witz- und Identifikationsfigur gleichzeitig zu sein, kann einem schnell eine große Fangemeinde bringen. Schafft man dies selber nicht, gibt es genug Leute, die einem dabei helfen können. Aufpassen sollte man allerdings, wenn einem dann vorgeschlagen wird, durch Formate wie Mitten im Leben oder Das Supertalent zum Ruhm zu kommen. Da wird letztendlich jede Identifikation subtrahiert und man hat nur noch den Ruf als Witzfigur.

Übrigens ist dieses Konzept nicht neu. Genau das gleiche Konzept wie Katzenberger war in den Neunzigern Verona Pooth (damals noch Feldbusch, für die Jüngeren unter euch). Irgendwie doof, irgendwie Camp, aber doch etwas, was man sich ohne Fremdscham, aber dafür mit gelegentlichem Auflachen anschaut. Jedenfalls wenn man nicht wie ich ist. Bei ihrer Erbin wird dieses Bild, noch durch das Sahnehäubchen BLOND ergänzt. Ein anderes Beispiel für eine mediale Figur, die genau so gut erfunden hätte sein können, war Hermes Phettberg, wobei bei ihm eher die Negativfaszination Grund des Erfolgs war. Außerdem hat sich dieser nicht für jeden Quatsch hergegeben und ist um Einiges interessanter und liebenswürdiger. Jedenfalls wenn man die selben Menschen wie ich interessant und liebenswürdig findet. Obendrein kann man hier annehmen dass er 100%ig real war bzw. heute noch ist. Aber das Thema würde jetzt den vorgegebenen Rahmen sprengen.

Nun hatte ich allerdings nicht das Glück neben Hermes Phettberg zu sitzen, sondern neben der, hier eigentlich viel zu oft erwähnten Daniela Katzenberger. Diese hatte mich offenbar nicht verstanden und spielte weiter die, von ihr erwartete Rolle. Also puffte ich sie nochmals leicht, diesmal gegen den linken Augapfel und redete ihr nochmals zu: "Frau Katzenberger, ich sagte doch bereits, dass sie hier aufhören können ihre Rolle zu spielen. Sein sie ganz natürlich, sie glauben gar nicht, wie viele Leute sie dann sympathischer finden würden. Sehen sie, dumm scheinen Sie ja nicht zu sein. Sie haben schließlich ein Buch geschrieben, dass bei uns im Norma zum Verkauf stand. Der Titel ist vielleicht ein bischen von der APPD übernommen, aber das macht ja nichts, steht auch gar nicht zur Debatte. Haben Sie keine Scheu, vor mir können Sie sein, wie sie wirklich sind."

Was ich allerdings darauf bekam, war ein Lächeln der Sorte "Diese Gesichtsverrenkung ist künstlich, aber sie soll echt wirken vor den Fotografen", neben dem Kindergärtnerinnen- Lächeln und dem Kifferlächeln wohl das Schlimmste seiner Art. Dies war der Tropfen der das Faß zum Überlaufen brachte. Noch dazu machte sie nach diesem Lächeln einfach weiter, Sie selbst zu sein. Ich fuhr von meinem Sitz hoch und erhob meine Stimme:

"Zum Kuckuck noch einmal! Sagen Sie jetzt bloß, dass sie wirklich so sind! Das hält man ja im Kopf nicht aus! Oder wollen Sie jedem Menschen in diesem bedauernswerten Land ihre Rolle auf die Nase binden, weil sie ja ach-so-authentisch sein wollen?! Lassen Sie sich mal eines sagen Frau K.: Manchmal ist es besser nicht authentisch zu sein, vorallem wenn man durch seine reale Persönlichkeit, anständigen und gebildeten Bürgern Fremdscham bereitet, die höher nicht sein könnte! Ist Ihnen eigentlich klar, dass sie wie eine Cartoon- Figur wirken? Wie Daisy Duck mit Hosen? Sie Marionette Sie! Sie Persoooooooooooooooooon!"

Meinen kleinen, cholerischen Ausbruch hatte sie allerdings nicht bemerkt, da Sie zu beschäftigt damit war, wie könnte es auch anders sein, sie selbst zu sein. Wer mich allerdings bemerkt hatte, war eine Gruppe müder Bauarbeiter, die nun gar nicht mehr so müde waren und mich leicht erbost bei der nächsten Station hinauswarfen. Eigentlich gar nicht mal so schlimm, nur hatten sich die fleißigen Herren geirrt und mich an der falschen Station aus dem Bus befördert. Also hatte ich eine halbe Stunde Fußweg vor mir, die ich ohne Musik verbringen musste. Ohne David Bowie. Den hatte ich ja nicht mitgenommen.

Mittwoch, 21. März 2012

Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur fragwürdige Informationswünsche


Auch wenn es nicht so scheint: Die Frage nach dem Inhalt der Alufolie ist angebracht.


Egal ob es um Wasser oder um die Interaktion mit der Umwelt geht: Klarheit ist wichtig! In der heutigen Zeit ist es wichtig, sich über die Dinge im Klaren zu sein, die um einen herum passieren. In der Regel ist diese Klarheit wichtiger als Ruhm und Reichtum, wobei sicher jeder Zweite sagen würde, dass er für ein paar Scheine und einen gewissen Bekanntheitsgrad ein wenig Realitätsverlust in Kauf nehmen könnte. Aber mal eine ernsthafte Frage:

Was nützt es einem wenn man sich von seinem Vermögen den teuersten Drucker der Welt gekauft hat, aber darüber in Unklarheit ist, wie er funktioniert?

Ein realitätsnäheres Beispiel gibt es wohl kaum. Und damit man nicht irgendwann, etwas verkohlt, samt dem Drucker in der Badewanne gefunden wird, wie der arme Millionär unseres Beispiels, hat der Mensch die Frage erfunden. Die Frage ist eine Informationsbeschaffungsmaßnahme bei der die Stimme am Ende des Satzes etwas höher wird. So steht es jedenfalls in der Fachliteratur.

Ganz interessant wird es, wenn man anhand der Fragen das Psychogramm des Fragers erstellen will. Folgende Kriterien sind dabei zu beachten:

  1. Häufigkeit des Fragens: Desto öfter ein Mensch am Tag Fragen stellt, desto weniger weiß er anscheinend. Dabei sollte man nicht sofort auf einen Deppen schließen, das wäre fatal. Um den Deppen zu erkennen, muss man nämlich noch die anderen beiden Punkte mit einbeziehen
  2. Gewichtigkeit der Frage: Diese lässt sich in erster Linie daran messen, wie einfach die Frage zu beantworten ist oder welchen Nutzen die Allgemeinheit von dieser Frage hat. Ein Beispiel: Die Frage "Wie viel kostet diese Jogging- Hose, deren Preisschild unauffindbar ist, junger Mann?" ist weniger gewichtig als "Herr Schabrelowski, ist der Mensch eigentlich nun die Krone der Schöpfung?". Beides nicht allzu einfach zu beantworten, aber im Gegensatz zur Frage nach der Krone der Schöpfung ist die Frage nach dem Hosenpreis doch eher trivial. Außerdem kann man auf die Frage auch mit der improvisierten Antwort "7,50 €" ausweichen und alle sind glücklich. Nun ist natürlich nicht jeder Hosenkäufer ein Depp. Deshalb sollten wir uns auch die letzte Kategorie ansehen.
  3. Angebrachtheit der Frage: Zum Einen bezeichnet dieser Punkt eine unangebrachte Frage, aufgrund des Umfeldes, z.B. wenn man sich auf einer Beerdigung nach der Toilette erkundigt und zum Anderen wenn man eine Frage stellt die von ihrer Sinnhaftigkeit her, eigentlich immer unangebracht ist. Und mit so einer Sorte von Fragen will ich mich nun beschäftigen.

Die Frage dritter Kategorie, zweiter Art (sagen wir einfach kurz "Dumme Frage"), wird recht häufig gebraucht. Grund dafür ist meist nicht mangelndes Wissen, sondern der Irrtum, dass man meint, zu jedem Tatbestand etwas sagen zu müssen. Die Frage, in welche Richtung der Zug fährt, obwohl man gerade an der Endstation ist, ist vielleicht unangebracht, aber verzeihlich. Schließlich kann es sein, dass der Fragende etwas wirr im Kopf ist, und das ist schließlich jeder gute Mensch einmal.

Auch verzeihlich ist, wenn ein Soldat im Schützengraben fragt "Welcher Arsch hat die Granate geworfen?" Es ist zwar mehr als offensichtlich, dass der Feind gegenüber die Granate geworfen hat, aber in einer Stresssituation wie einem Krieg, setzt das Hirn schonmal aus.

Nein, eine dumme Frage wäre z.B., wenn man seinen Gegenüber, der gerade ein Bein verloren hat, fragt, ob er sich verletzt habe. Auf dieses Beispiel wollen wir allerdings nicht eingehen. Es ist zu ausgelutscht. Schauen wir uns lieber meine Lieblingsfrage an:

Warst du beim Friseur?

Die Frage beantwortet sich nicht nur von selbst, sondern bringt auch keine wirkliche Klarheit ins Leben des vermeintlich Interessierten. Schließlich heißt es nach den Gesetzen der Logik:

Eine Veränderung der Haare ist verbunden mit fremdem Einwirken.

Die Frage wäre also angebrachter, wenn die betreffende Person dafür bekannt ist, sich selbst die Haare zu schneiden. Eigentlich wäre die Frage selbst dann bescheuert, da der Beschnittene ja, wie gesagt, dafür bekannt ist, sich selbst die Haare zu schneiden,

Diese Frage ist eigentlich in jedem Zusammenhang blöd. Ich weiss auch nicht wer auf die Idee kam, sie als Erster zu stellen. Es kann natürlich auch sein, dass es sich um eine Reflexfrage handelt. Wenn es das überhaupt gibt. Auch gut möglich ist, dass das Ganze so etwas wie ein verstecktes Kompliment sein könnte. Wenn man sagt "Holla! Deine Frisur sieht aber fesch aus!", ist es gut möglich dass dies bereits als Anmache verstanden wird und "Sexuelle Belästigung!!" geschrien wird. Außerdem gibt es verschiedene Leute, die mit Komplimenten nicht umgehen können und um sich schlagen.

Ein guter Freund hatte auf diese Frage übrigens die Antwort: "Nein, meine Haare wachsen nach innen." So sollte man diesen Leuten begegnen. Durch eine absurde Antwort, das widersinnige Fragverhalten offenlegen. Oder die Person verarschen, wie es im Volksmund heißt.

Obwohl....STOP!!!! Alles vergessen, was gelesen wurde!! Die Frage "Warst du beim Friseur?" ist doch nicht meine liebste, dumme Frage. An vorderster Stelle ist:

Welche Drogen hast du genommen?

Diese Frage kommt meist, nachdem man individuelles Verhalten an den Tag gelegt hat, wie z.B. energetisches Tanzen. Dann kommt schnurstracks so ein Subjekt, und führt dieses Verhalten auf Rauschmittel zurück. Exzentrisches Benehmen, im positiven wie im negativen Sinne, scheint für dieses Volk, wohl etwas unmenschliches und unnormales zu sein. Nun Ja, wie auch immer. Diese Fragerei, kommt meistens dadurch, dass die betreffenden Personen an der eigenen bedeutungslosen Mittelmäßigkeit leiden und den Individualismus anderer zu verstehen versuchen. Im Endeffekt bemitleidenswert.

Und hier kommt ihr ins Spiel! Kommentiert diesen Beitrag mit eurer bestmöglichen Antwort auf diese Frage und ihr gewinnt meine Achtung! Viel Spaß dabei, ich hoffe, ganz, ganz viele Leute kommen auf eine Idee.

Montag, 5. März 2012

Von der Ähnlichkeit mit prominenten Personen



Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass beim obrigen Bild jegliche Assoziation mit Günther Grass fehl am Platz ist

Zu den ganz auffälligen Nachteilen an meiner Person gehört, neben den üblichen Nachteilen und Problemen, die aus der eigenen, individuellen Persönlichkeit resultieren, dass ich nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendeinem Prominenten habe. Wobei es mir in erster Linie egal wäre, aus welchem Beet des glamourösen Prominenzgartens mein Ebenbild gezogen würde. Musik, Film, Bildende Kunst, Politik, das alles wäre im Endeffekt egal, da die Tätigkeit der besagten Person nichts mit meinem Wunsch an sich zu tun hat. Außer dass es eine Tätigkeit von prominenter Natur ist. Zwar ist es in diesen, heutigen Tagen nicht allzu vorteilhaft wie Christian Wulff oder Karl- Theodor zu Guttenberg aus zu sehen, was sich auch niemand wirklich wünschen würde, aber dennoch bleibt mir durch mein unmediales Aussehen folgende Situation verweigert:

Eine junge Frau, gegebenenfalls auch ein junger Mann, würde mich auf der Straße, vielleicht gerade am Stachus an dem ich mir Kirschen in den Mund schiebe, da ich diese kurz zuvor käuflich erworben hatte, um eine spontane Lust nach Kirschen zu stillen, ansprechen und zwar entweder mit „Entschuldigung, dass ich sie einfach so anspreche, aber waren Sie nicht schon einmal im Fernsehen?“ oder mit „Verzeihung, das hören Sie sicher ständig, aber sind Sie nicht ?“. Eigentlich könnte die Frau, beziehungsweise der Mann, auch alt sein, mir ist das ganz gleich. Paarweise können sie auch auftreten. Eine junge Frau und ein junger Mann, eine alte Frau und ein alter Mann, eine junge Frau und ein alter Mann oder eine alte Frau und ein junger Mann. Hat mit der Konfrontation nicht wirklich etwas zu tun. Auf jeden Fall würde ich das Subjekt, dass mich gerade angesprochen hat, verwundert ansehen und nebenbei meine Kirschen hinunter schlucken. Ich müsste aufpassen, dass ich keine Kirschkerne verschlucke oder ausspucke. Dann wenn ich mich gefasst habe, würde ich sagen: „Nein tut mir leid, Sie müssen mich verwechseln“. „Oh, tut mir Leid“ würde dann zurückkommen, „sie sehen nämlich , unglaublich ähnlich.“. Darauf würde ich wiederrum antworten, dass dies nichts mache und mir außerdem immer passieren würde. Lächelnd verabschiedet man sich und geht weiter seiner Wege, mit dem guten Gefühl im Bauch, ein Missverständnis aufgelöst zu haben und ohne irgendwelche Folgeschäden daraus hervor gegangen zu sein. Sicher würde man es auch Freunden und Familie erzählen, dass man jemanden getroffen hatte, der aussieht wie , da man so was ja Leuten erzählt. Wenn man jemanden mit jemandem verwechselt, der in der Öffentlichkeit weithin unbekannt ist, dann hält man das lieber für sich geheim, weil es zu den peinlichsten und unverzeihlichsten Dingen gehört, die einem passieren können.


Wie auch immer, ich sehe ja niemandem ähnlich, also wird mich niemals jemand ansprechen. Schade eigentlich, da ich trotz meines Allerweltsgesichts - Jedes Gesicht, dass man nicht mit irgendetwas und irgendwem assoziieren kann, ist ein Allerweltsgesicht - etwas zum Thema „Ich im Fernsehen“ erzählen könnte. Sollte mich also irgendwer auf der Straße ansprechen, und mich fragen ob ich Erfahrungen vor der Kamera habe, würde ich antworten: „Und ob! Mit neun Jahren waren ich und einige Kameraden aus meiner Klasse bei „Tabaluga Tivi“ eingeladen. Ich habe es zwar nicht zum Kandidaten geschafft, - was nebenbei bemerkt, auch gar nicht so schlimm gewesen wäre, da der Vorstellungsfilm zu mir recht uninteressant ausgefallen sein müsste - aber letztendlich saß ich im Publikum. Allerdings glaube ich, dass ich kein einziges mal im Bild war. So etwas Ähnliches habe ich noch im Gedächtnis. Eigentlich auch gar nicht so schlimm, da ich während der Sendung mit einem, neben mir sitzenden Freund herum gekaspert habe und da kommt man, nicht mal als Kind, seriös rüber. Wenn ich es genau überlege war er aber auch kein richtiger Freund. Der war in höchstem Maße unsympathisch. Ich glaube er hieß Alex, ich weiss es aber nicht mehr genau. Ich würde auch nicht mein letztes Hemd darauf verwetten, dass er Alex hieß, nicht dass sie denken, es könnte ja ein Alex sein, den Sie kennen. Sie könnten ihm dann nicht mehr normal gegenüber treten, da Sie sich immer fragen würden, ob er der Alex ist, den der junge Mann, den Sie angesprochen haben, so unsympathisch findet. Tatsache ist allerdings, dass er bei jeder Gelegenheit erwähnt hat, dass er nur Einser schreiben würde, was logisch betrachtet vollkommen absurd ist, da in der Grundschule schließlich jeder irgendwo sein Problemchen hat. Meines war Mathe. Aber das hat uns ja hier nicht zu interessieren. Außerdem meinte er, seine Familie hätte schon des öfteren im Lotto gewonnen. Ich habe es damals geglaubt, da sie einen rießigen Krohnleuchter im Esszimmer hatten, der...“. Spätestens jetzt würde die Person anmerken, dass sie mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren müsse und sich deshalb diesen interessanten Auszug aus meiner Biografie nicht zu Ende anhören könne. Noch bevor ich etwas sagen könnte, würde der Mensch, der mir gerade noch so nahe war, mit gekünsteltem Lächeln und schnellem Schritt verschwinden. Nach einigen Sekunden des Herumstehens, würde auch ich weiter ziehen. Eine halbe Stunde später würde mir dämmern, dass diese Frau mich offenbar angelogen hat, da es nicht sein kann, dass jemand, der schnell zur Bahn oder zum Bus muss, an meinen Fernsehauftritten, aber nicht an Alex, von dem ich übrigens noch genau weiss, dass er so hieß, interessiert ist. Aber bevor Wut aufkommt, zeigt sich eher etwas Verständnis, denn schließlich wäre jeder bei einer solchen Informationsflut erstmal überwältigt und bräuchte einen stillen Platz, um diese zu verarbeiten. Ich nehme mich da übrigens nicht aus.

Letztens erst beim Tabakkauf, war ich mit Informationen, oder besser gesagt mit Informationsgier überfordert. Informationsgier ist übrigens Fragerei. Nach meiner Weltanschauung ist eine Frage auch eine Information und zwar die Information, dass der Gegenüber eine Information will. Aber das nur am Rande. Auf jeden Fall, wollte die Verkäuferin, die mir eigentlich schon den Tabak relativ ausgehändigt hatte, auf einmal mein Alter wissen. Es lässt sich erahnen, dass sie neu eingestellt war und in mindestens drei Wochen das Fragen unterlassen würde. Jedenfalls behagelte ich mich gerade selbst mit Informationen, das heißt, ich dachte über potentiell Interessantes wie Literatur, Musik oder Frauen nach, aber ich weiss es jetzt nicht mehr genau. Jedenfalls war ich von dieser einen Frage „Wie alt bist du denn?“, bereits so aus der Bahn geworfen worden, dass die Gedankenordnung in meinem Kopf sich nun in einen Wirbelsturm aller erster Güte verwandelte und ich nicht wusste was nun zu antworten war. Hätte sie übrigens „Wie alte sind Sie denn?“ gefragt, hätte ich geantwortet „Also wenn, sie mich schon siezen, dann müssten sie mich doch auch für alt genug halten um zu Rauchen“. Hat sie aber nicht. Also wurde sie auch nicht rot. Auf alle Fälle, vergaß ich in diesem Schockmoment mein Alter und brachte nur ein verdutztes „Ääh“ hervor. Ich kramte in meinem Kopf nach der Akte „Alter Rauchen“ (Niemand würde je eine Akte so benennen), aber anscheinend war es die Falsche, da ich in Versuchung kam „18“ zu sagen. Da ich allerdings älter als 18 bin, überlegte ich kurz logisch und versuchte mir mein Geburtsdatum vor´s geistige Auge zu führen. Da raste auf einmal aus meinem Hinterkopf die Zahl 20 heran, die auch zufällig mein Alter recht gut beschreibt. In der Zwischenzeit waren wie Stunden scheinende Sekunden vergangen und ich kam mir recht unglaubwürdig vor, so dass ich meinen Personalausweis aus der Tasche zog. Im Endeffekt bekam ich meinen Tabak und rauchte sofort eine Verarbeitungszigarette.


Womit wir wieder zur Frage kommen, was wäre, wenn ich einem Prominenten ähnlich oder gar identisch sehen würde. Hätte ich dann beim Tabakkauf mein Alter vergessen, würde die Verkäuferin oder ein zufällig herumstehender Zeuge diese Geschichte sofort an die Medien, in erster Linie an Boulevardblätter verkaufen. Dann stände in der Zeitung folgende Schlagzeile: „ im Teufelskreis der Drogen“ oder „, trotz Alzheimer noch in der Öffentlichkeit“. Diese prominente Person würde sich darauf hin zu Wort melden und die Geschichte revidieren, vielleicht sogar behaupten, nie an diesem Tabakstand gewesen zu sein. Man würde alles nachprüfen und den Artikel schließlich auf der zweiten Seite, einer folgenden Ausgabe als Irrtum entlarven und sich bei den Lesern sowie dem Opfer entschuldigen. Vielleicht gäbe es auch noch ein Interview in dem ich sagen würde, dass mir das dauernd passieren würde. Aber solange es niemand, der mir ähnlich sieht ins Fernsehen schafft wird es das leider auch nicht geben.

Es könnte sein, dass es mal jemanden gab, der im Fernsehen war und nebenbei auch noch so aussah wie ich, aber dann würde sich entweder niemand mehr an ihn erinnern oder man würde sagen: „Verzeihung, aber hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie aussehen wie , in vergangenen Zeiten?“ Worauf ich sicher sagen würde „Keine Ahnung, den kenn´ ich nicht.“ Im Endeffekt, wäre auch keine wirkliche Verwechslung passiert, das heißt, wenn irgendwer mein Gesicht hatte und im Fernsehen war, nützt mir das überhaupt nichts. Denn darauf angesprochen zu werden, dass ich aussehe wie jemand der mal so ausgesehen hat wie ich, kann ich wirklich verzichten.

P.S. Dieser Text wurde bereits vor zwei Monaten geschrieben und ich haderte mit mir, ob ich ihn der gierigen Öffentlichkeit preis geben sollte. Letztendlich habe ich es doch getan, wie man am obrigen Text sehr gut erkennen kann.