Montag, 5. März 2012

Von der Ähnlichkeit mit prominenten Personen



Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass beim obrigen Bild jegliche Assoziation mit Günther Grass fehl am Platz ist

Zu den ganz auffälligen Nachteilen an meiner Person gehört, neben den üblichen Nachteilen und Problemen, die aus der eigenen, individuellen Persönlichkeit resultieren, dass ich nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendeinem Prominenten habe. Wobei es mir in erster Linie egal wäre, aus welchem Beet des glamourösen Prominenzgartens mein Ebenbild gezogen würde. Musik, Film, Bildende Kunst, Politik, das alles wäre im Endeffekt egal, da die Tätigkeit der besagten Person nichts mit meinem Wunsch an sich zu tun hat. Außer dass es eine Tätigkeit von prominenter Natur ist. Zwar ist es in diesen, heutigen Tagen nicht allzu vorteilhaft wie Christian Wulff oder Karl- Theodor zu Guttenberg aus zu sehen, was sich auch niemand wirklich wünschen würde, aber dennoch bleibt mir durch mein unmediales Aussehen folgende Situation verweigert:

Eine junge Frau, gegebenenfalls auch ein junger Mann, würde mich auf der Straße, vielleicht gerade am Stachus an dem ich mir Kirschen in den Mund schiebe, da ich diese kurz zuvor käuflich erworben hatte, um eine spontane Lust nach Kirschen zu stillen, ansprechen und zwar entweder mit „Entschuldigung, dass ich sie einfach so anspreche, aber waren Sie nicht schon einmal im Fernsehen?“ oder mit „Verzeihung, das hören Sie sicher ständig, aber sind Sie nicht ?“. Eigentlich könnte die Frau, beziehungsweise der Mann, auch alt sein, mir ist das ganz gleich. Paarweise können sie auch auftreten. Eine junge Frau und ein junger Mann, eine alte Frau und ein alter Mann, eine junge Frau und ein alter Mann oder eine alte Frau und ein junger Mann. Hat mit der Konfrontation nicht wirklich etwas zu tun. Auf jeden Fall würde ich das Subjekt, dass mich gerade angesprochen hat, verwundert ansehen und nebenbei meine Kirschen hinunter schlucken. Ich müsste aufpassen, dass ich keine Kirschkerne verschlucke oder ausspucke. Dann wenn ich mich gefasst habe, würde ich sagen: „Nein tut mir leid, Sie müssen mich verwechseln“. „Oh, tut mir Leid“ würde dann zurückkommen, „sie sehen nämlich , unglaublich ähnlich.“. Darauf würde ich wiederrum antworten, dass dies nichts mache und mir außerdem immer passieren würde. Lächelnd verabschiedet man sich und geht weiter seiner Wege, mit dem guten Gefühl im Bauch, ein Missverständnis aufgelöst zu haben und ohne irgendwelche Folgeschäden daraus hervor gegangen zu sein. Sicher würde man es auch Freunden und Familie erzählen, dass man jemanden getroffen hatte, der aussieht wie , da man so was ja Leuten erzählt. Wenn man jemanden mit jemandem verwechselt, der in der Öffentlichkeit weithin unbekannt ist, dann hält man das lieber für sich geheim, weil es zu den peinlichsten und unverzeihlichsten Dingen gehört, die einem passieren können.


Wie auch immer, ich sehe ja niemandem ähnlich, also wird mich niemals jemand ansprechen. Schade eigentlich, da ich trotz meines Allerweltsgesichts - Jedes Gesicht, dass man nicht mit irgendetwas und irgendwem assoziieren kann, ist ein Allerweltsgesicht - etwas zum Thema „Ich im Fernsehen“ erzählen könnte. Sollte mich also irgendwer auf der Straße ansprechen, und mich fragen ob ich Erfahrungen vor der Kamera habe, würde ich antworten: „Und ob! Mit neun Jahren waren ich und einige Kameraden aus meiner Klasse bei „Tabaluga Tivi“ eingeladen. Ich habe es zwar nicht zum Kandidaten geschafft, - was nebenbei bemerkt, auch gar nicht so schlimm gewesen wäre, da der Vorstellungsfilm zu mir recht uninteressant ausgefallen sein müsste - aber letztendlich saß ich im Publikum. Allerdings glaube ich, dass ich kein einziges mal im Bild war. So etwas Ähnliches habe ich noch im Gedächtnis. Eigentlich auch gar nicht so schlimm, da ich während der Sendung mit einem, neben mir sitzenden Freund herum gekaspert habe und da kommt man, nicht mal als Kind, seriös rüber. Wenn ich es genau überlege war er aber auch kein richtiger Freund. Der war in höchstem Maße unsympathisch. Ich glaube er hieß Alex, ich weiss es aber nicht mehr genau. Ich würde auch nicht mein letztes Hemd darauf verwetten, dass er Alex hieß, nicht dass sie denken, es könnte ja ein Alex sein, den Sie kennen. Sie könnten ihm dann nicht mehr normal gegenüber treten, da Sie sich immer fragen würden, ob er der Alex ist, den der junge Mann, den Sie angesprochen haben, so unsympathisch findet. Tatsache ist allerdings, dass er bei jeder Gelegenheit erwähnt hat, dass er nur Einser schreiben würde, was logisch betrachtet vollkommen absurd ist, da in der Grundschule schließlich jeder irgendwo sein Problemchen hat. Meines war Mathe. Aber das hat uns ja hier nicht zu interessieren. Außerdem meinte er, seine Familie hätte schon des öfteren im Lotto gewonnen. Ich habe es damals geglaubt, da sie einen rießigen Krohnleuchter im Esszimmer hatten, der...“. Spätestens jetzt würde die Person anmerken, dass sie mit einem öffentlichen Verkehrsmittel fahren müsse und sich deshalb diesen interessanten Auszug aus meiner Biografie nicht zu Ende anhören könne. Noch bevor ich etwas sagen könnte, würde der Mensch, der mir gerade noch so nahe war, mit gekünsteltem Lächeln und schnellem Schritt verschwinden. Nach einigen Sekunden des Herumstehens, würde auch ich weiter ziehen. Eine halbe Stunde später würde mir dämmern, dass diese Frau mich offenbar angelogen hat, da es nicht sein kann, dass jemand, der schnell zur Bahn oder zum Bus muss, an meinen Fernsehauftritten, aber nicht an Alex, von dem ich übrigens noch genau weiss, dass er so hieß, interessiert ist. Aber bevor Wut aufkommt, zeigt sich eher etwas Verständnis, denn schließlich wäre jeder bei einer solchen Informationsflut erstmal überwältigt und bräuchte einen stillen Platz, um diese zu verarbeiten. Ich nehme mich da übrigens nicht aus.

Letztens erst beim Tabakkauf, war ich mit Informationen, oder besser gesagt mit Informationsgier überfordert. Informationsgier ist übrigens Fragerei. Nach meiner Weltanschauung ist eine Frage auch eine Information und zwar die Information, dass der Gegenüber eine Information will. Aber das nur am Rande. Auf jeden Fall, wollte die Verkäuferin, die mir eigentlich schon den Tabak relativ ausgehändigt hatte, auf einmal mein Alter wissen. Es lässt sich erahnen, dass sie neu eingestellt war und in mindestens drei Wochen das Fragen unterlassen würde. Jedenfalls behagelte ich mich gerade selbst mit Informationen, das heißt, ich dachte über potentiell Interessantes wie Literatur, Musik oder Frauen nach, aber ich weiss es jetzt nicht mehr genau. Jedenfalls war ich von dieser einen Frage „Wie alt bist du denn?“, bereits so aus der Bahn geworfen worden, dass die Gedankenordnung in meinem Kopf sich nun in einen Wirbelsturm aller erster Güte verwandelte und ich nicht wusste was nun zu antworten war. Hätte sie übrigens „Wie alte sind Sie denn?“ gefragt, hätte ich geantwortet „Also wenn, sie mich schon siezen, dann müssten sie mich doch auch für alt genug halten um zu Rauchen“. Hat sie aber nicht. Also wurde sie auch nicht rot. Auf alle Fälle, vergaß ich in diesem Schockmoment mein Alter und brachte nur ein verdutztes „Ääh“ hervor. Ich kramte in meinem Kopf nach der Akte „Alter Rauchen“ (Niemand würde je eine Akte so benennen), aber anscheinend war es die Falsche, da ich in Versuchung kam „18“ zu sagen. Da ich allerdings älter als 18 bin, überlegte ich kurz logisch und versuchte mir mein Geburtsdatum vor´s geistige Auge zu führen. Da raste auf einmal aus meinem Hinterkopf die Zahl 20 heran, die auch zufällig mein Alter recht gut beschreibt. In der Zwischenzeit waren wie Stunden scheinende Sekunden vergangen und ich kam mir recht unglaubwürdig vor, so dass ich meinen Personalausweis aus der Tasche zog. Im Endeffekt bekam ich meinen Tabak und rauchte sofort eine Verarbeitungszigarette.


Womit wir wieder zur Frage kommen, was wäre, wenn ich einem Prominenten ähnlich oder gar identisch sehen würde. Hätte ich dann beim Tabakkauf mein Alter vergessen, würde die Verkäuferin oder ein zufällig herumstehender Zeuge diese Geschichte sofort an die Medien, in erster Linie an Boulevardblätter verkaufen. Dann stände in der Zeitung folgende Schlagzeile: „ im Teufelskreis der Drogen“ oder „, trotz Alzheimer noch in der Öffentlichkeit“. Diese prominente Person würde sich darauf hin zu Wort melden und die Geschichte revidieren, vielleicht sogar behaupten, nie an diesem Tabakstand gewesen zu sein. Man würde alles nachprüfen und den Artikel schließlich auf der zweiten Seite, einer folgenden Ausgabe als Irrtum entlarven und sich bei den Lesern sowie dem Opfer entschuldigen. Vielleicht gäbe es auch noch ein Interview in dem ich sagen würde, dass mir das dauernd passieren würde. Aber solange es niemand, der mir ähnlich sieht ins Fernsehen schafft wird es das leider auch nicht geben.

Es könnte sein, dass es mal jemanden gab, der im Fernsehen war und nebenbei auch noch so aussah wie ich, aber dann würde sich entweder niemand mehr an ihn erinnern oder man würde sagen: „Verzeihung, aber hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie aussehen wie , in vergangenen Zeiten?“ Worauf ich sicher sagen würde „Keine Ahnung, den kenn´ ich nicht.“ Im Endeffekt, wäre auch keine wirkliche Verwechslung passiert, das heißt, wenn irgendwer mein Gesicht hatte und im Fernsehen war, nützt mir das überhaupt nichts. Denn darauf angesprochen zu werden, dass ich aussehe wie jemand der mal so ausgesehen hat wie ich, kann ich wirklich verzichten.

P.S. Dieser Text wurde bereits vor zwei Monaten geschrieben und ich haderte mit mir, ob ich ihn der gierigen Öffentlichkeit preis geben sollte. Letztendlich habe ich es doch getan, wie man am obrigen Text sehr gut erkennen kann.

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