Dienstag, 31. Januar 2012

Bubble Tea: Vor- und Nachteile eines leicht unnötigen Getränks



Dass ich verschiedenen, neuen Produkten mit einem gewissen Skeptizismus gegenüber stehe, lässt sich weder auf reaktionäre Ablehnung, noch auf Angst vor der Übernahme der Kultur zurückführen. Inwiefern beides zusammenhängt, bzw. inwiefern beides das gleiche ist, wird an anderer Stelle diskutiert. Wie auch immer, die Tatsache, dass ich dem iPad, der mobile Freisprechanlage (die meinen Augen auch nur erfunden wurde, um Schizophrene vor komischen Blicken zu schützen) und diesen Brillen, die statt Gläsern eine Art Zaun haben, nicht mit offenen Armen entgegenstolpere kommt daher, dass ich als anspruchsvoller und gebildeter Konsument, das vor mir liegende Produkt immer erst auf Brauchbarkeit und Sinn prüfe. Und viele der heute auf den Markt kommenden Konsumgüter entbehren jeglichem höheren Sinn, bzw. sie dienen nicht mehr der Vereinfachung des Alltagslebens, sondern der Erschwerung (siehe Dr. Balduin Kracksauer: "Masochismus und Technologie"). Hätte ich allerdings zu der Zeit gelebt, in der das elektrische Licht erfunden wurde, wäre ich in der Tat aus dem Häuschen gewesen, da man nun einigermaßen von der Kerzenindustrie unabhängig war und außerdem das Verletzungsrisiko durch nächtliches Stolpern über die Hauskuh erheblich verringert wurde. Eine wunderbare Zeit war das.

Ein weiteres Produkt, dessen Sinn ich nicht wirklich auszumachen weiss, nennt sich "Bubble Tea". Bubble Tea ist ungefähr das, wenn man mit dem Strohhalm Blasen in seinem Frühstückstee macht, nur moderner. Im Gegensatz zu iPad, eBook und Diafragma, habe ich dieses neuartige Etwas eigens getestet! Vielleicht weil mir die Blogthemen ausgegangen sind, vielleicht aus finanzieller Gleichgültigkeit oder vielleicht auch aus purer Abenteuerlust kaufte ich mir letztens mit zwei bekannten Gesellen einen solchen Tee. Nun ja, da ich meine Meinung bereits erwähnt habe, muss man jetzt nicht mehr unbedingt weiterlesen. Also Tschüß.

Neeeeeiiiin, war nur ein Witz *lol*. Tatsache ist, dass dieser Eintrag nicht so einer der Sorte "Unsere Jugendlichen trinken schon so manches Ungewöhnliches" oder "Herje, jetzt haben wir uns gerade erst vom Eistee erholt" sein soll, bei dem man das Produkt, samt seiner Eigenschaften darstellt als wäre es das Unglaublichste auf der Welt, aber den Artikel am Schluß mit einer gehörigen Portion Selbstironie wieder entschärft. Nein, das machen wir hier überhaupt nicht. Eher soll es, in Anlehnung an die Erörterung der deutschen Schulen, in Vor- und Nachteile gegliedert werden, sodass der Leser (Ja, das sind Sie) sich am Ende eine eigene Meinung bilden kann. Wir sind hier ja nicht irgend so ein Propagandaorgan wie diverse andere Seiten. Bevor wir allerdings die harten Fakten loslassen, erstmal die Situation wie sie war:

Ich und zwei Typen mit denen ich unterwegs war (im Volksmund: Freunde, Kumpels, Kameraden...), kamen auf die glorreiche Idee mal neben den alten Konsumklassikern wie Zigaretten und Sauerstoff, mal etwas neues auszuprobieren. Da kam man auf die Idee mit dem Bubble Tea. Für alle die dieses Getränk nicht kennen, mal die Meinung von Lebensmittelexperte Leonhard Gruber, der für die Zeitschriften "Essen Heute", "Essen Aktuell" und "Ess Express Press" heitere Kolumnen schreibt, die zum Schmunzeln und Nachdenken anregen:

"Also, das is jetzt Tee. Aber nicht richtig. Kalter Tee, aber nicht Eistee, sondern halt kalter Tee. Aber nicht so wie man sich das vorstellt. Grün oder Schwarz. Also der Tee. Der ist grün oder schwarz. Gesüßt ist wichtig. Grün, schwarz und gesüßt. Und Milch. Milch muss auch noch. Nicht so wie in England, sondern anders. Also mit Milch eben. Sirup! Also gibt´s in Asien. Also ferner Osten. Aber auch jetzt bei uns weil, das alles schwappt rüber. Wie Sushi. Hat aber mit Sushi nichts zu tun. Sind dann aber auch Kugeln drin. Bei denen und bei uns auch. Ja. Die sind aus Stärke. Also aus Speisestärke. Mit dem Strohhalm, man trinkt das mit dem Strohhalm, kann man die aus dem Tee hochsaugen und dann essen. Oder mit dem Tee, also dem Bubble Tee runterspülen. Den Hals runter. Und gibt´s auch in Geschmacksrichtungen also zum Beispiel Apfel und Pfirsisch und Banane und so. Schoko glaub ich nicht."

Jetzt dürfte alles klar sein. Ok, weiter mit der Geschichte: Als wir endlich den Laden gefunden hatten, das iPhone des einen Kollegen hatte übrigens dabei versagt, so viel zu sinnvoller Erneuerung, waren wir da. Die junge Verkäuferin wirkte allerdings nicht ganz so hip und trendy wie das Getränk, dass sie anbot. Ihre Stimmung hätte eher zu schwarzem Kaffee gepasst. Wie auch immer. Tatsache ist, dass der Laden reduzierte Eröffnungspreise anbot d.h. 3,50 € pro Becher. Wenn man bedenkt, dass der Batz sonst 4,10 € kostet, sollte man sich das schonmal überlegen. Ich entschied mich für einen Blasentee (normalerweise wird so eine Bezeichnung eher für die medizinische Wirkung eines solchen Heißgetränks verwendet) mit Kiwigeschmack, der ein eher unappetitliches Grün ausstrahlte. Die anderen Beiden hatten es auch nicht besser. Ich kann mich noch erinnern, dass der eine genau so aussah wie meiner, nur mit anderem Geschmack bzw. anderem Namen und der andere nach Brackwasser aussah. Zum Glück hat uns keiner gesehen, den wir kannten. Nun wollen wir aber zu den Pro- und Kontraargumenten kommen, wenn es um dieses Modegetränk geht, da ich ja vorher ganz groß rumposaunt habe, dass ich das jetzt mache. Wunderbar:

KONTRA

1. Der Geschmack

Nun ja, wie es mit Modegetränken immer so ist, kommt deren Popularität weniger vom Geschmack bzw. vom "Feeling" sondern von der Ausgefallenheit und Exzentrität der jeweiligen Flüßigkeit. So auch hier: Außergewöhnlich ist das Getränk auf jeden Fall. Wenn man allerdings daran denkt, dass Malaria auch etwas Außergewöhnliches ist, ist die erste Begeisterung schon pasé. Mit diesem Argument kann man alle zum Schweigen bringen. Tatsache ist, dass der Kiwiblasentee irgenwo zwischen künstlicher Süße und abgestandenem Tee einzuordnen war, gepaart mit defekten Milchshake- Genen. Wie auch immer, nach kurzer Zeit hing das gesamte Gebräu zum Hals heraus und ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass dies die Zukunft der flippigen Getränke sein sollte.

2. Lebensgefahr

So richtig charakteristisch für Bubble Tea ist ja, noch vor dem Gepantsche mit allen möglichen Sachen, die man im Kühlschrank findet, der Einsatz dieser kleinen "Bubbles", sprich künstlicher, kleiner, geschmackloser Bällchen. Diese erinnern irgendwie an Plastik. Und das kann wirklich niemand leugnen. Nun wäre das alles nicht so schlimm, wenn man diese Bällchen nicht unkontrolliert hochsaugen müsste, durch besagten Strohhalm. Ich erschrack mich wie eine Kaulquappe als ich, in der Hoffnung Flüßigkeit im Munde zu sammeln, aufeinmal drei oder vier dieser Bälle verinnerlicht hatte, vor denen mich kein Mensch gewarnt hatte. Für mich ist es gerade noch einmal gut gegangen, da ich zum Glück über einen trainierten, funktionierenden Würgreiz verfüge, der dafür sorgte die Bälle unter Kontrolle zu halten. Doch Eduard H. E. aus B. hatte nicht so viel Körperkontrolle: Er erstickte am 21.01.2012 jämmerlich an einer der Kunstblasen. Zwei Stunden quälte sich der Frührentner aus B. zuckend und strampelnd auf dem Boden herum, bevor seine Lunge schließlich explodierte. So oder so ähnlich muss es gewesen sein.

Tja, hört sich schonmal nach etwas an, für das man eher unfreiwillig Geld ausgibt. Aber vielleicht können die PRO- Argumente noch mehr überzeugen:

PRO

1. Kindheitserinnerungen

Als ich eine der Bälle in meiner Hand wandt und es mit der Kraft meiner Fingerspitzen zum Platzen brachte, kamen mir Erinnerungen an meine Kindheit, wie Schüße aus einem Gewehr in mein Gehirn geschossen. Denn auch wenn diese ekelhaften Dinger künstlich waren, sie erinnerten mich an diese kleinen, weißen Beeren, die man in seiner Kindheit pflücken und durch Drauftreten zum Platzen bringen konnte. Ich wage sogar zu sagen, dass diese Beeren (man sagt auch Knallerbsen) zu einer jeden guten Kindheit gehören müssen. Ansonsten kann man sie von vornherein vergessen. Also die Kindheit. Spaziergänge mit meiner Mutter, der Geruch des Herbstlaubes, das lustige Ploppen der Beeren. Diese Assoziationen woben in meinem Gehirn das einzigartige Netz einer wunderbaren Kindheit, noch unberührt von dem Ernst und dem Kummer der Erwachsenenwelt. Welch glorreiche Zeit, die so einmalig ist, dass sie nur einmal im Leben vorkommt. Vor Glück hätte ich fast die Kontrolle über meine Körperfunktionen verloren, wenn nicht auf einmal der ekelhafte Geschmack meine Gedankenwelt bezüglich Kindheit und Knallerbsenstraucher liquidiert hätte. Das war ein schöner Moment.

2. Spaßfaktor

Wie so oft im Leben, kommt der Spaß an einer Sache erst durch den Missbrauch derjenigen. Beispiele dafür sind Einkaufswagenrennen, Küchentopfschlagzeugsolos oder Butterweitwurf. In diesem Fall war es eine Erneuerung, der ich positiv gestimmt war. Aus Schulzeiten (Nein, da kommt jetzt kein schwelgerischer Rückblick. Die Schulzeit wird nie etwas nostalgisches haben, an das man gerne zurückdenkt. Es war immer ein SCHEIßDRECK.), kennt man ja noch das alte Spiel: Wir kauen auf einem Stück Papier herum, ich beorzugte übrigens DinA 4- Seiten, stopft das in einen Strohhalm und schießt das durch die Gegend. Ein Rießenspaß. Beim Bubble Tea ist der große Vorteil, dass man kein Papier verschlucken muss, sondern diese Speisestärkebällchen gleich, wie sie sind, auf den Feind abfeuern kann. Diese sind von vornherein nass und fester als das vermeintliche Papierbällchen. Offensichtlich ist dies auch der Grund für 60% des Bubble Tea- Verkaufs. Vielleicht nicht im Sinne der Erfinder, aber die sollen die Klappe halten, da diese ja genug Geld damit scheffeln.

Nuuuuuuuun sehen wir also, dass das besagt Getränk über eine große Menge guter und schlechter Eigenschaften verfügt, die zugeschnitten auf den einzelnen Charakter gut oder schlecht sind. Ob man sich dies nun antun will, oder ob man meinen, wie immer sehr guten Text als Verbraucherschutzhinweis verwendet, bleibt jedem selbst überlassen. Tatsache ist: Brauch ich jetz nich so wirklich. Glaub ich zumindest. Wobei...erstmal alle Geschmacksrichtungen durchprobieren, bevor man mitreden kann!

6 Kommentare:

  1. Okay, dann stellt sich hier die neue Frage für dein konsumkritisches Auge. Wie stehst du zu diesem E-Zigarettenhype der gerade wütet und der rauchenden Bevölkerung Gesundheit durch Qualm suggeriert. Ich finds eigentlich ganz lustig, allein in meinem Freundeskreis haben sich schon mehrere das Ding gegönnt. Da ich ähnlich wie du auch erstmal den Nutzen von solchen fixen Ideen erkunde, ist mir auf einer dieser Seiten aufgefallen, dass selbst der Hersteller sagt, dass es nicht dem Abgewöhnen dient. also nur son placebo-Spaß ähnlich wie die brille durch die man nicht sehen kann?oder ein ipad was einem intelleigenz und individualität per kauf suggeriert? Aber nochmal kurz die Frage zum Bubble Tea,wo krieg ich denn sowas her? Gruß

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  2. Ich glaube ebenfalls nicht, dass die E-Zigarette wirklich ein wirkungsvolles Mittel ist um mit dem Rauchen auf zu hören. Jedenfalls kann ich es mir vorstellen. In erster Linie geht es darum den Leuten zu suggerieren, dass Genuß mit dem Ding völlig ungefährlich sein kann. In wie fern das Ganze wirklicher Genuß ist und nicht nur das besagte Placebo kann man nur erahnen. Sollte sich in meinem Umfeld die Gelegenheit ergeben dieses Ding auszuprobieren, werde ich dies tun und natürlich hier darüber berichten.

    Zum Bubble Tea: Hier ist ein Verzeichnis der Shops in Deutschland:

    http://www.teabubble.de/bubble-tea-shop

    Gruß zurück

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  3. Hey,

    eine Frage: Raucht ihr? Ich habe geraucht und wenn man raucht ist es ganz nett zu wissen, da gibt es etwas das anderen KEINEN Schaden zufügt, die Nikotin Sucht befriedigt und gegenüber der echten Zigarette sogar Gesund ist! Ich kenne keinen Raucher der sich vorstellen kann mit dem Ding 5 Jahre rumzurennen. Viele haben das Rauchen reduziert oder aufgehört, durch die E-Zigarette. Und auch wenn die Raucher darauf umsteigen, ist das ihre Sache, für Nichtraucher ist das ganze Gesünder als echte Zigaretten.

    Zum Bubble Tea: Ich trink das nicht weil es "ausgefallen" ist sondern weil es (vom richtigen Laden natürlich) gut schmeckt. Alle aus meinem Bekanntenkreis trinken das deswegen. Immer dieses "Mode" Gedenke.. nicht alles kann man auf die "Mode" schieben.

    Lg

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  4. Habe mir jetzt 2 Beiträge von dir durchgelesen und... Oh my fucking god! Du willst weltoffen sein?!?
    Ein paar Punkte zu deinem Rotz hier:
    - Mobile Freisprechanlage Sinnfrei oder Sicherheitbringend? Just think about it more than a second...
    - Keiner hat dich gewarnt das >>>Bubble<<< Tea Bläßchen enthält? Muss man dich auch warnen das eine Marihuanazigarette Marihuana enthält? Ernsthaft: Zieh nach Amerika, wenn man dort klagen kann weil auf dem Kaffeebecher nicht "Vorsicht heiß" steht dann bestimmt auch deswegen..
    - Mit negativer Haltung zu einem Geschäft gehen das einen schlechten Einduck macht sowie genervte / unmotivierte Mitarbeiter zeigt und sich dann wundern wieso das Produkt schlecht ist... So gehst du also an Dinge, bist neuem aber generell aufgeschlossen...? Wen versucht du eig. zu verarschen, also außer dich selbst?

    Und damit bin ich aus deinem Blog raus... Schönes Scheuklappenleben noch :-*

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    1. OK, doch noch eine letzte Sache: Ich würde mir, um deiner selbst Willen, wünschen das du eben nicht so negativ an Neues gehst sondern schaust was der Erfinder damit wirklich ausdrücken wollte. Nimm nicht das erstbeste (offensichtlich zumindest unterbewusst so gewählte) Negativbeispiel sondern lass dich darauf ein... Die Welt hat so viele Facetten, mit deinem black or white Blick verpasst du so viele schöne Dinge. Bei dem was ich hier lese bist du auf dem besten Weg zu genau den Propagandaorgan zu werden das du so verteufelst... Von der Depression auf die du direkt zusteuerst mal abgesehen.

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    2. Und ja, ich weiss du denkst dir gerade "lol, was für ein Spinner". Woher ich das weiss? Weil ich früher genauso gedacht habe wie du! But trust me: Sooner or later you'll wake up! Wir Mitleser können nur hoffen das nicht zu spät (mein Erwachen war ein Suizidversuch den ich nicht hätte überleben dürfen... Bin laut allen Ärzten ein medizinische Wunder) ... Und ja, mir ist auch klar das du das jetzt nicht ernst nimmst... Ich kann nur aus Eigenerfahrung reden und hoffen das es bei dir klick macht bevor es zu spät ist... Ob es aber Klickt, das liegt ganz bei dir. Wish you all the best
      - Anon

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