Montag, 3. Dezember 2012

Oi!- Cover: Haaranteil unter 3%

Was denkt man sich dabei?

Viele Leute sagen ja, dass München im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen wie Berlin, Hamburg oder Assling eher doof, altbacken, langweilig und außerdem viel zu teuer ist. Ohne dies richtig nachprüfen zu können, gebe ich diesen Leuten recht. München lässt sich teilweise nur mit Patriotismus ertragen. Den habe ich gerade nicht zur Hand, also muss ich auf andere Ablenkungen zurück greifen, z.B. Seelennudismus in Gestalt von gebloggtem Allerlei.

Ab und an kann München aber auch recht interessant sein. Besser gesagt: München bietet Phänomene mit denen man sich, hat man nichts besseres zu tun, beschäftigen kann. Dazu gehört zum Beispiel eine Art von Etablissement, welches sich mir erst letztens in den Weg stellt: Die Hair Lounge. Das geschah nämlich so: Ich ging zu Fuß meines Weges und blickte, wie das der Mensch halt manchmal so macht, abwechselnd nach links und nach rechts. Plötzlich, ich weiß nicht mehr genau in  welcher Richtung, stand dort besagter Laden mit der besagten "Hair Lounge"- Aufschrift. Da ich allerdings gerade kein Bedürfnis nach Händen in den Haaren hatte, blickte ich lieber mal in die andere Richtung um dort vielleicht etwas zu sehen, das mehr meinen Gelüsten entsprach. Doch, ach weh, dort war ein Dienstleistungsbetrieb der selben Art; mit der selben Aufschrift "Hair Lounge".

Ja, vielleicht an sich nicht allzu spannend und schon gar nicht weltbewegend. Aber doch erstaunlich und auch aus psychologischer Sicht bemerkenswert. Wie geht man als Geschäftsinhaber mit unübersehbarer Konkurrenz um, die sich parallel des eigenen Ladens breitmacht? Kriegszustand erklären! Das heißt: Immer wenn die Stunde voll ist, fliegen Kämme und Scheren von der einen Straßenseite zur anderen und wer als Passant dumm genug ist, nicht zuhause geblieben zu sein, der wird halt getroffen. Im schlimmsten Falle tödlich. Nach genau einer Minute ist die Schlacht vorbei und man belässt es für 59 Minuten bei hasserfülltem Geschau durch's Geschaufenster. Und dann wenn der große Zeiger wieder auf der Zwölf ist: Bumm! Peng! Padauz!

Die einzigen beiden Betriebe, die ohne solche Gewaltakte nebeneinander konkurrieren können, sind McDonalds und Burger King. Die haben den Vorteil, dass sie Kunden haben, die nicht nach besserem Service oder gar Qualität entscheiden, sondern welche, die sich einfach schnell was in die Visage stopfen wollen. Und da es von diesen Menschen genug gibt, kann man sie sich auch brüderlich teilen. Friede, Freude, Eierwhopper.

Wie auch immer, bei dem Begriff "Hair Lounge" denkt ja jeder normale Mensch erst mal an einen unangenehmen Warteraum, der voll ist mit Menschenhaar, dass sich an der Kleidung festfrisst und eigentlich nur durch das Entzünden der Textilien wieder aus der Welt zu schaffen ist. Da aber ein solches Konzept eher wenig Zustimmung beim Kunden findet, hat man sich entschieden lieber einen auf Friseur zu machen. Nun ja, aber halt loungig. Das heißt hier in der Praxis: Friseursalon Anleihen paaren sich mit der Inneneinrichtung der Leute die "ihre Wohnung nicht einrichten, sondern designen". Selbstverständlich können da die Wände nicht dunkelbraun oder gar bläulich- gelb sein sondern WEIß! Die Sterilität der Zahnarztpraxis ist angesagter denn je. Da gibt es auch, glaube ich zumindest, ein Sushilokal in der Münchner Fußgängerzone, das so extrem klinisch wirkt, dass selbst der Stammklinikbesucher sagt: "Jetzt ist aber mal gut." Dazu mit Glück aber ein Andermal.

Was auf jeden Fall klar sein sollte: In eine Hair Lounge geht man nicht um sich die Haare schneiden, sondern um sich eine Frisur machen zu lassen. Zur Erklärung für Haaranfänger: Haare schneiden=Haare wegmachen tun
                       Frisur machen= Haare mit System wegmachen tun

Ich glaube ich habe zur Zeit so was ähnliches wie eine Frisur. Oben länger als an den Seiten. Das haben viele zur Zeit so, manche mit mehr, manche mit weniger Seiten. Egal. Jedenfalls musste ich mir im Zusammenhang mit einer der beiden Haarhäuser (wir wollen sie mal gleich behandeln, wenn wir nicht die Qualität des Services kennen), folgende Situation ausdenken, die sich mit hundertprozentiger Sicherheit schon mal genau so zugetragen hat in einer der beiden Läden:

Ein beleibter Mann, etwa Ende Vierzig, betritt den Laden und wird, da heute keiner in der Lounge herumhängen will, gleich von einem leicht überpflegten Friseurlehrling lächelnd zu einem Friseurstuhl begleitet. Der fragt natürlich grinsend: "Was darf ich Ihnen denn gutes tun?"
"Joa, ein Weißbier und an Schweinsbraten. HAHAHAHAHA"
Darauf muss der Azubi natürlich sofort daran denken, was er bisher gelernt hat: Einfach mitlachen, dann gibt's Trinkgeld und der Kerl kommt wieder. Also werden aus vollem Herzen ein paar groteske Laute aus dem Hals gepresst, welche sich entfernt wie Lacher anhören. Und schon geht die lustige Konversation wie folgt weiter:
"Joa, aber jetz' mal im Ernst. Ich hätt' gern so eine Afroamerikanerfrisur."
"Wie bitte?"
"Ja, eine A-fro-a-mer-i-ka-ner-fri-sur"
"Davon hab ich ja noch nie gehört."
"Wie bitte? Ich dachte sie sind so ein Haarprofi. Mannomann, des was halt
 die in Afroamerika auf'm Kopf haben"
"..."
"Mannomannomannomann, so wie die eine auf dem Cover von Maggot Brain."
"Margot wer?"
"Maggot Brain! Funkadelic! George Clinton! Musik!"
"Ja, tut mir leid, aber..."
"Das gibt's doch nicht! Da will einer Friseur werden und weiß nicht mal wie die funkadelische Frisur aussieht. Aber wartens, ich hab ja ein Bild von der CD dabei."
Ja, zum Glück gibt es heutzutage die Bildersuche von Google und Computer, die das Herunterladen von Bildern erlauben und Drucker, die diese Dateien dann auf Papier bannen. So konnte der gute Mann das Cover des Albums auf einer Din A4- Seite platzieren, um es dem überfordertem Jüngling zu zeigen.
"Ach, einen Afro meinen sie!"
"Joa, so sag ich's doch >grummel, grummel<"
"Das tut mir wirklich leid, aber das kann ich bei ihnen unmöglich machen"
"WAS?! Wieso?! Erst red' ich mich um Kopf und Kragen und jetz' des! Etwa weil ich eine Glatze habe?"
"Öhm...ja"
"Un-ver-schämt-heit. Erst diskriminiert man die Afroamerikaner, weil sie andere Haut und andere Frisuren haben und jetzt macht man genau das Selbe mit den Afroamerikanerfrisursympathisanten!! (so flüssig, wie das Wort hier steht, kommt es natürlich nicht heraus, da man sich in Rage in der Regel schwer damit tut, lange Wörter richtig auszusprechen) Dabei ist das alles ein Schmarrn! Weil die Weißen ham' ja die Afroamerikaner von ihrem Kontinent verschleppt! Merken sie sich das sie Kuckucksklaner!"
"Jetzt reicht es mir! Raus mit Ihnen, sie verrückter Unhold!"
Dann wird unter Flüchen die Türe zu geknallt und der Lehrling darf heute mal auf den Schrecken eine Zigarettenpause mehr machen.

Anstatt jetzt aber etwas über Leute zu erzählen, die dunkelhäutige Menschen aus Prinzip als Afroamerikaner bezeichnen, will ich doch eher die Frage in den Raum werfen, was sich die Swans beim Cover zu ihrem aktuellen Album The Seer gedacht haben. Dieser Wookie/Werwolf/Hirtenhund- Verschnitt geht nun eigentlich gar nicht. Vor allem bei einer Band die bisher vor allem durch eher minimalistische Covergestaltung aufgefallen ist. Wollte ich nur mal gesagt haben. Das Album selbst ist allerdings mehr als grandios. Wollte ich auch nur mal gesagt haben.

Was bleibt nun am Schluß? Die Namen zweier Cover, die die Hälfte der Leser googelt, zwei Friseursalons in München, die sich weiterhin mit Scheren bewerfen und die Frage warum nie jemand Afrodeutscher, Afrobelgier oder Afrofranzose sagt. Nicht das dies nötig wäre, aber an sich ist das schon mal ein bisschen Grübeln wert.

Samstag, 17. November 2012

Cityroller zu Pflugscharen!

The Wheel in the Sky will never turn again

Im Endeffekt sind wir ja alle super oberflächlich. Denen die dies bestreiten, will ich mal Folgendes sagen: Als Sie das letzte mal durch die Fußgängerzone gewandelt sind, wahlweise auch an einem See entlag, durch einen Urwald oder sonst was, da keine Fußgängerzone zur Hand war, haben Sie da nicht ein einziges Mal einer Person hinterher geschaut und gedacht: "Boah, was geht'n bei der/dem ab?"

Da werden Sie kleinlaut? Gut, mein Ziel ist erreicht. Einige Leute machen so was sogar mehrmals am Tag! Fast aus einem Zwang heraus!!!! Oder es ist ein Hobby, auch gut möglich. Wie auch immer, wenn eine Person an uns vorbei schlendert, ungeachtet Religion, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung etc., deren Auftreten für uns in ästhetischer Sicht fast der Körperverletzung gleich kommt und zwar so stark, dass der Prozeß vor jedem Gericht zu gewinnen wäre, dann denkt man sich eben so was. Der Geschmack und die Neigungen anderer Mitmenschen bleiben einem selbst eben meistens rätselhaft und unheimlich. Eigentlich hat man sogar Angst. Und eigentlich weiß man es ja besser und sagt sich: "Soller halt"

"Soller halt" ist eine gute Einstellung, denn sie symbolisiert Toleranz und Nächstenliebe und drückt aus, dass es doch schön ist, wenn jeder anders ist und alle verschieden, aber trotzdem jeder gleich lieb zu Anderen. Als moderner, fortschrittlicher Mitteleuropäer bin ich selbstverständlich auch ein "Soller halt"- Mensch, aber trotzdem wird diese, doch sonst sehr von mir vertretene Ideologie ins Schwanken gebracht, unter anderem durch Cityroller sowie dessen Benutzer, die das handliche Gerät gerade in Aktion vorführen.

Wir befinden uns in der Fußgängerzone, in genau der, die ich bereits am Anfang des Textes erwähnt habe, wir wollen ja jetzt hier keine Fußgängerzonenweltreise machen, auch wenn dies seid zig Jahren bei Touristen Tradition hat. Also wir gehen nun zwischen Cafés, Geschäften und Gemüseschnibbelständen vorbei und denken nichts Böses (vielleicht ja doch, aber das eigene Verhalten unterteilen Menschen ja für gewöhnlich nicht in "Gut" und "Böse", außer pubertierende Anhänger der Metal- Subkultur, die der verweichlichten Welt den Rücken kehren wollen, nachdem die neue In Flames- CD erstanden wurde) und plötzlich rumpelt mit großem Holterdipolter ein Mensch auf zwei Rädern und einem Lenker in den Pfoten an uns vorbei, der es zu provozieren scheint, sich die Ellenbogen auf dem unkuscheligen Asphalt aufzuscheuern. Alles andere als grazil schlängelt er sich durch die Menschenmassen und straft (wahlweise auch "streift") seine Mitmenschen mit unvergleichlicher Ignoranz. Wir natürlich zu Tode erschrocken, stehen erst mal da mit offenen Augen und offenem Mund und rufen schließlich "Beim Führer hät's das nicht gegeben!!" hinterher.

Gut, letzteres schreien wir nicht, obwohl man dieser Satz im Grunde eine wertfreie Feststellung, jenseits politischer Dogmen ist. Auf die Betonung kommt es an. Man muss auch nicht unbedingt was rufen, man kann sich auch insgeheim für sich wünschen, dass heute überraschenderweise mitten in der Fußgängerzone ein Baum steht, den der Rollmeister übersieht und dann PADAUZ! Cityroller sind doch bei näherem hinschauen wirklich mehr als unnötig. Verchromt und zumetalisiert und auf unebenem Untergrund wunderbar laut. Auch ästhetisch gesehen, nicht gerade schön anzuschauen, da ich grundsätzlich Fahrzeuge recht merkwürdig finde, deren Lenker größer ist, als deren Räder. Dann halten wir uns noch vor Augen, dass dieses Gerät den Klappmechanismus vom klappbaren Gehstock geklaut hat, und wir haben ein Hassobjekt sondergleichen. Und nun die Fahrer: Meistens das, was man "hippe Teens" oder so nennt, die den Geschwindigkeitsrausch in verkehrsberuhigten Zonen suchen und sich, dank mangelnder Erziehung, um den Komfort der Mitmenschen einen feuchten Dreck scheren. Ansonsten würde man mit dem Ding gar nicht erst das Haus verlassen, sondern würde, wen überhaupt, in den eigenen vier Wänden damit rumgurken. Aber nein! Das geht ja nicht, da die "verrückten Girlies" bei den Stunts nicht zuschauen können. Und dieses "Woooohooo"- Geschrei aus einer weiblichen Kehle, das nebenbei bemerkt genauso weh tut, wie ein Schlagbohrer, braucht man als Jugendlicher um keine verkrüppelte Sexualität zu entwickeln. Mit Verletzungen und Narben, die man sich beim cityrollern zuzieht, kann man kein Frauenzimmer hinter dem Ofen hervor locken, den die Mädels heutzutage wollen keine harten Männer mehr, sondern Jungens, die auf hart machen, damit man sie süß finden kann. Da kann man noch so viele offene Brüche präsentieren, man beeindruckt Keine mehr damit. Verletzte sind nämlich voll äääätzend und gar nicht cute. Wobei es natürlich logisch ist, dass es den Fahrer einer solchen Gerätschaft recht oft, mit der Kopffrontseite auf den Teerboden lässt. Da sind natürlich die grenzdebilen Kumpelz mit iHandy sofort dabei, nehmen die Schande auf Video auf und in dämlichen Stunden lacht man dann drüber.

Andere Benutzer dieser Zweiradsorte sind mit Anzug angezogene Geschäftsmänner, die durch die Cityroller- Benutzung sagen wollen: "Seht mich an, ich habe so viel zu tun, dass jede andere Art der Fortbewegung zu langsam wäre, um der ganzen Arbeit nach zu kommen, die ich in meinem Schlüßelunternehmen zu erledigen habe! Aus der Bahn!" Ja, sowas sagen die wirklich. Die Kehrseite der Medaille ist, dass jeden Monat eine große Zahl an Angestellten entlassen wird, weil sie auf diese Weise den Betrieb blamieren. Recht geschieht's! Was auch recht geschieht, ist wenn einer dieser Bankiers (oder ein ähnlicher Beruf, der mir spießig, geleckt und upper-classig vorkommt) mit großem Hallo und Starbucks- Becher in der Hand die Kontrolle über das Gerät verliert und samt dem Fortbewegungsmittel, die Stufen zur U-Bahn hinunter poltert. Aber mal ehrlich, liebe Krawattenengerzieher: Denkt ihr wirklich dass ihr auf einem Cityroller die Seriosität ausstrahlen könnt, die ihr hofft mit eurem Beruf zu repräsentieren? Da geht doch wirklich was schief. Die nächste Frage ist, ob überhaupt jemand auf einem Cityroller eine gute Figur machen kann. Ich würde mal sagen: Eher weniger, tendiert aber schon sehr zu NEIN!!!!

Mindestens genauso undurchschaubar, wie das was sich die Benutzer dabei denken, ist doch auch, was sich die Hersteller gedacht haben. Ein Kinderspielzeug auf hip und cool zu trimmen, für jeden der hip und cool sein will her zu stellen, ist die eine Sache. dieses hoole (Wortneuschöpfung aus "hip" und "cool") Gerät dann auch wirklich auf den Markt zu werfen, ist eine Andere, die nicht toleriert werden sollte. Wahrscheinlich waren da hochkomplizierte psycho- und soziologische Theorien mit im Spiel, als der Cityroller entwickelt wurde, bezüglich Zielgruppe, Notwendigkeit und Werbemanipulation. Aber vielleicht auch nicht und man wollte nur was rausbringen was hool ist.

Dabei sehe ich mich gar nicht als Gegner des Rades an sich. Das Rad ist eine nützliche Erfindung und hat uns schon öfter als oft beim Transportieren von Menschen und Waren geholfen. Und bis heute ist am Konzept des Rades auch nicht viel verändert worden, da dies absolut unnötig ist. Das Rad, wie es 1893 entwickelt und auf den Markt gebracht wurde, erfüllt in seiner ursprünglichen Form auch heute noch seinen Zweck so gut wie damals. Nächstes Jahr will Apple allerdings das neue iWheel auf den Markt bringen. Dann kann man mit seinem Rad auch ins Internet! Man darf gespannt sein.

Um so ärgerlicher ist es, dass eine famose Erfindung wie das Rad für so ein Klump wie den Cityroller missbraucht wurde. Und sicher denken sich jetzt 80% der Leser, warum ich so einen Eintrag schreibe, wo sich doch schon jeder an dieses Gefährt gewöhnt hat, welches schon vor langer Zeit auf den Markt kam. Aus einem ganz ersichtlichen Grund: Mir ist bewusst, dass schon alles Erdenkliche zum Thema gesagt und geschrieben wurde, jedoch muss ich meinem Unmut freien Lauf lassen über Schüler, die mit ihrem Roller die S- Bahn rauf- und runter fahren, den Weg versperren und das Zweirad zu allem Überfluss auch noch nicht festhalten können, sodass es in einer Tour "Bumm" macht. Man könnte natürlich diesen Jünglingen den Kopf im Zusammenklappmenchanismus des eigenen Rollers einklemmen, aber das darf man nicht, weil Kinder halt nun mal Kinder sind und jeder gute Mensch Kinder mag. Mag man keine Kinder ist man automatisch ein Unhold oder ein Pedo (eigentlich ein Widerspruch in sich, aber machen Sie das mal jemandem klar) und hatatatatatatatatatat.... Nu ja, ich finde nun sollte der Aufsatz beendet werden, bevor ich wieder zu viele Themen auf einmal verbrate. Meine Hasstirade auf Kinder und Leute die Kinder mögen kommt dann ein andermal. Versprochen. Und nun rolle ich Richtung Sonnenuntergang auf der Suche nach meiner Traumfrau. Wenn sich da was ergibt, schreib ich's hier rein. Auch wieder versprochen.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Inzest - Hype oder wirklich nützlich?

Typische Reaktion zu Einträgen dieser Art
Ich nehme mal an, Sie gehören noch zu der Generation, die in der frühen Jugendzeit mit diversen Märchen in Berührung kam. Prinzipiell kann man eh sagen, dass man Leute, die in der frühen Phase des Lebens keine Märchen vorgelesen bekommen haben, total vergessen kann. Pack und Gesindel ohne Fantasie und Träume, depressiv und pessimistisch ohne Grenzen. Jedenfalls meinen dies einige traditionsbewusste Figuren, deren Namen man zwar nicht kennt, aber deren Existenz ein Axiom ist. Und dank dem Internet werden in Zukunft nur noch solche märchenlosen Menschen herum laufen und dann können die Letzten, die noch mit Zwerg Nase und Frau Holle aufgewachsen sind, mit Zombievergleichen kommen, wie man es heute schon macht, wenn es um Menschen geht, denen man mangelnden Spaß und angebliche Monotonie vorwirft. Aber egal, wir wollten ja über Märchen reden. Besser gesagt, um ein ganz bestimmtes Märchen.

Ich denke mal jeder unter Ihnen wird "Hänsel und Gretel" kennen. Wer hat's geschrieben? Falsch, nicht Johann Wolfgang von Faust. Ein kleiner Tipp: Es waren zwei Brüder, die mit "G" anfangen. Nein, die Gallaghers schon gar nicht! Die haben ja nie was brauchbares hervor gebracht. GRIMM! Ah, jetzt fassen sich alle an die Stirn und fragen sich, wie sie das vergessen konnten, war ja klar. Ist ja auch egal, ich will jetzt nicht in den Wissenswunden herumstochern, sondern auf das Märchen eingehen.

Also, Hänsel und Gretel. Wie jeder weiß, fängt die Geschichte ja damit an, dass der Vater mit ihnen das macht, was jeder gute Vater einmal macht: Aus dem Haus werfen. Hier allerdings auf Anweisung der Mutter oder der Stiefmutter, ist ja in dieser Welt beides das Selbe. Offiziell aus Geldsorgen; kann aber natürlich auch sein, dass die Zwei so ein verzogenes Pack waren, dass selbst die Saalfrank nur noch mit dem Rohrstock gewedelt hätte. Tatsache ist auf jeden Fall, dass der Vater seine Kinder schweren Herzens in den Wald schmeißt, was die beiden mit der größtmöglichen Empathie für den Papi über sich ergehen lassen. Waren halt noch andere Zeiten damals.

Was nun folgt, ist die logischste Handlung, die je in einem Märchen vollzogen wurde: Mit dem einzigen Nahrungsmittel, das man dabei hat legt man sich eine Spur zurück zum Haus aus dem man gerade in hohem Bogen hinaus befördert worden ist. Wo würde man denn auch sonst hin wollen? Angesichts einer solchen Lebensmittelverschwendung hatten Hänsel und Gretel es mehr als verdient, dass ihre Bröselroute kurzerhand vom Federvieh vertilgt wurde. Gut, ich weiß jetzt nicht mehr genau ob die Krümel wirklich den Weg zurück ins Heim der Eltern geleiten sollten, aber auch jede andere Intention dieser Handlung wäre ein Witz gewesen. Ich glaube nämlich nicht, dass einem eine Brotkrumenspur mitten im Wald wirklich hilft, vor allem da ich denke, dass es keine Person gibt, die genug Brot dabei hat um einen ganzen Wald damit zu fliesen. Am Ende weiß man dann zwar wo man schon mal war, aber eine Spur die dann irgendwo lose im Wald herumliegt, wird wohl kauISDOCHEGALJETZ!!!

Nun hat das Geschwisterpärchen also gemerkt, dass es das Backwerk lieber hätte verzehren sollen, da der Mensch ohne Essen bekanntlich krepieren muss. Welch göttliche Fügung war es nun, als vor Ihnen ein Haus aus Lebkuchen vor Ihnen stand. Hoffen wir mal, dass es schon Mitte November war, denn es ist bekanntlich in Deutschland nicht gern gesehen, wenn man schon nur das Wort "Lebkuchen" benutzt, bevor irgendeine weihnachtliche Stimmung im Land ist. Jedenfalls beginnt man nun am exzentrischen Eigenheim herum zu knabbern. Und da taucht auch schon eine uralte, schrumpelige, runzelige, ekelhafte Hexe auf, die ihnen zuruft: "He, ihr Grattler! Losts mei Heisl in Ruah!" Nein halt, die gute Magierin war ja schon etwas alt und langsam im Kopf und deshalb wurde natürlich "Knusper, knusper Knäuschen. Wer knabbert an mei'm Häuschen?" gerufen. Anschließend zwingt sie Gretel in die Sklaverei und Hänsel wird in einem Käfig zwangsernährt um später als Sonntagsbraten zu enden. Bis heute stellt man das als etwas Schlimmes da. Ich weiß auch nicht, ich würde mit Leuten, die versuchen mein Haus zu essen auch nicht gerade freundlich umspringen. Im Falle von H- Hörnchen und G- Hörnchen ist das aber selbstverständlich etwas ganz anderes. Nu ja, Kindern kann man ja nicht böse sein *würg*.

Jedenfalls nutzt die schlaue Gretel irgendwann die Gelegenheit und schiebt die demente Hexe, während diese gerade den Ofen aus irgendeinem Grund von innen inspiziert, in das darin lodernde Feuer. Sie verbrennt natürlich jämmerlich und qualvoll, aber das ist schon in Ordnung, in der perversen Welt der Gebrüder Grimm ist ganz genau festgelegt welcher Tod eine Tragödie und welcher ein Triumph ist. Sie befreit also den fetten Bruder und zusammen beklauen die tote Hokuspokusoma und finden komischerweise wieder zum Elternhaus zurück, wo die Mutter zum Glück auch schon tot ist. Alle sind glücklich, alle sind reich, Ende. Würden die Kritiker die Geschichte heute auch noch so überwiegend positiv aufnehmen? Ich weiß ja nicht. Auf jeden Fall bleibt ein Klassiker ja immer ein Klassiker, deshalb durften die Rolling Stones jetzt auch eine neue Single rausbringen, die klingt wie ein Mash Up aus einer langweiligen Stooges Aufnahme und ZZ Top. Ich glaube, das hat jetzt allerdings weniger mit Volks- und Hausmärchen zu tun.

Nun, nachdem Sie über die Handlung dieses Blockbusters nochmal aufgeklärt worden sind, kann ich Sie dazu ja mal was fragen. Haben Sie sich nie irgendwie vorgestellt, dass...Ja, lassen Sie's mich anders ausdrücken. Könnten Sie sich vorstellen, dass...Hmm, das ist jetzt schwierig zu formulieren. OK...die Beiden sind ja Mädel und Büblein. Alleine im Wald. Jugendliches Alter. Verstehense? Ach, das ist ja auch blöd zum Fragen. Außerdem kenne ich mich mit so was nur bedingt aus. Zum Glück sitzt hier neben mir Sigmund Freud, der ja ein Spezialist auf diesem Thema ist. Siggi, wie würdest du das ausdrücken?

"Gebumst hamse! Sich gegenseitig quer durch den ganzen Wald gepoppt, die Ferkel! Alle Jägerstände umgekippt bei dem Gewackel, da hier weissichnich!!!!! Gerammelt wie die Karnickel! Dat war da los!"

Danke Herr Freud, besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Also, noch mal ehrlich: Haben Sie sich nie auch nur ansatzweise vorgestellt, dass die Zwei im Wald ein sexuelles Erlebnis hatten? Kommen Sie, spätestens ab der Pubertät kam Ihnen doch sicher dieser Gedanke. Oder jedenfalls dem Klassenclown, der das dann quer durch die Gegend posaunt hat. War lustig damals, gel? Jetz' ises ekelhaft und geschmacklos und so.

Ja ich weiß, logischerweise betreibt nicht jedes Geschwisterpaar den Geschlechtsverkehr, sobald es sich im Wald verirrt, aber man musste sich sicher vom schlechten Elternhaus, dem selbstverschuldeten Hunger und der bitterkalten Nacht ablenken. Außerdem glaube ich, dass in einer prüden Zeit wie damals, erste sexuelle Erfahrungen mit dem Bruder oder der Schwester gemacht wurden und nicht wie in heutiger Zeit mit einem Partner oder einer Prostituierten. Sich mit dem Geschwisterchen zu treffen war eben um einiges gefahrloser als mit Jens von nebenan, wenn Sie verstehen was ich meine. Und eine Gelegenheit, wie sie Hänsel und Gretel hatten, kommt oft nur einmal.

Ja, die Leser finden Inzest und solches Brimborium total ätzend und unmoralisch. Wahrscheinlich auch die Homoehe. Ich weiß ja nicht, welche Abgründe sich da vor den Bildschirmen auftun. Wobei ich mich immer wieder wundere, warum einige Schwule und Lesben überhaupt kirchlich heiraten wollen. Die Riten und Gebräuche eines Vereines, der mich seid tausenden Jahren verfolgt und diskriminiert, würde ich jetzt nicht unbedingt auch noch in mein Privatleben einbinden. Blöder Papst, blöder!

Wat, wo war ich? Ach ja, Inzest...meine Meinung dazu: Alles kann, nichts muss. Mehr sag ich dazu nicht, sonst bringe ich mich in Teufels Küche. Dann steht morgen auf der Titelseite der Internetzeitung: "Colabiert- Betreiber stiftet zum Schwesternschänden an" oder so was. Wie, ich bin jetzt eh schon in Teufels Küche? Gut, dann kann ich ja noch was sagen: Zwei glückliche Individuen sind besser als eine verklemmte Masse. Aber mit Gummi, gel? Sonst kommt noch ein Kind dabei raus und das ist dann behindert. Die Allgemeinheit hat zwar nichts gegen Behinderte, aber zur Welt kommen müssen sie nicht unbedingt. Niemand mag Unlogik.

Ich habe übrigens weder Schwester noch Bruder, wollte ich mal anmerken. Und Märchen mochte ich als Kind sehr, sehr gerne.

Samstag, 13. Oktober 2012

Über- und Unterhaltung

Aus dem Workshop "Kultur im Fernsehen"



Jetzt ist es genau eine Woche her, seid dem Markus Lanz zum ersten mal "Wetten dass..." moderiert hat. Eigentlich eines der Themen, die einen nicht wirklich interessieren müssen, vorausgesetzt man studiert nicht "Wetten dass..." oder Markus Lanz. Das machen aber die Wenigsten. Trotzdem gibt jeder, so wie ich es auch gerade mache, seinen Markensenf dazu, obwohl er die Show wahrscheinlich gar nicht gesehen hat. Fernsehsendungen sind etwas, zu dem jeder eine Meinung hat. Wahrscheinlich weil man bei einer Sendung nicht allzu viel machen muss außer sie sich an zu sehen. Viele bilden sich auch schon eine Meinung, nachdem sie lediglich den Trailer gesehen haben. Oft zu recht. Also kann man mit Bestimmtheit...Oh, da ruft jemand an. Ah, ein junger Mann ist am Telefon, der meint, ihn interessiere "Wetten dass..." überhaupt nicht. Nun ja, mein Bester, könnte man da nicht sagen, dass es deine Meinung ist, dass es dich nicht interessiert? Oh je, jetzt ist er beleidigt und hat aufgelegt. Egal, weiter im Konzept.


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Ach Gott, diese Werbung. Auf jeden Fall habe ich die Sendung, wie Sie es vllt. vermuten, nicht gesehen, weiß aber trotzdem, dass es mir nicht gefallen hätte. Das weiß man eben, ist halt so. Ich mag auch, wie angeblich sehr viele Leute, Markus Lanz nicht besonders gerne. Seine Talkshow, die wirklich ohne Gnade herum boulevardiert...dazu kann ich doch eigentlich nichts mehr sagen. Eigentlich wurde alles Wichtige dazu schon wo anders geschrieben, z.B. wie Phillipp Rösler auf knallhart journalistische Weise mit Lakritz konfrontiert wurde. Alter Hut, ich weiß, aber das kann man gar nicht oft genug aus der Schublade holen. Eigentlich schlägt er ja nur in die selbe Kerbe, in die bereits alle Sunnyboy/Grinsebert/Schwiegermutterliebling- Moderatoren vor ihm geschlagen haben. Lustigerweise fällt mir da gerade kein Anderer ein, wie es immer so ist, wenn man bestimmte Leute katalogisiert. Man weiß, dass es eine bestimmte Personengruppe gibt, aber man kennt eigentlich niemanden, der wirklich zu dieser Gruppe gehört. 

Vor allem aber bleibt mir Lanz wegen folgender Aktion in Erinnerung, als Helge Schneider zu Gast war:

Schneider: [...]bei Bundestagswahlen hab' ich als Wahlhelfer gearbeitet[...]
Lanz: Ehrlich? Bei welcher Partei?

Joa....

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Mal sehen wie lange es "Wetten dass..." noch geben wird. Oder wie lange Lanz als Moderator bleibt. Hoffentlich bricht sich mal wieder einer das Rückgrat, dann geht der Markus vllt. wieder.

Oh Gott, das habe ich nie gesagt. Das war nur laut gedacht, gel? Ich entschuldige mich für diese Äußerung. Sie war nicht in Ordnung und absolut geschmacklos. Zynisch obendrein. Ich entschuldige mich jetzt aber nicht, weil ich meine, dass man bestimmte Sachen nicht sagen oder schreiben darf, sondern weil ich nicht zum Idol dieser politisch unkorrekten Schwachmaten werden will, die auch noch die letzte Geschmacklosigkeit als Satire oder schwarzen Humor verkaufen will. Von solchen Deppen will ich jetzt eigentlich weniger angebetet werden. Außerdem wäre es mir zu dumm, mir jeden Tag einen neuen Holocaust-, Vergewaltigungs- oder Aidswitz ausdenken zu müssen.

Also noch mal zum Mitschreiben: Humor, wie er in der Facebook- Gruppe "[Umstrittener Humor] Mein Humor ist so schwarz, ich könnte damit Baumwolle pflücken" propagiert wird hat weder was mit Satire, schwarzem Humor oder sonst etwas in der Art zu tun, sondern ist einfach nur grenzdebil, langweilig und die billigste Art der Provokation. Die Administratoren sollten mal ein paar witzige Fotocollagen mit toten Verwandten machen, dann wären sie zumindest konsequent. 
O.K., jetzt reicht's aber dann...
Was war eigentlich das Ausgangsthema? Ach ja, Fernsehen. Wieder so eine Sache, bei der ganz, ganz viele Leute eine Meinung haben. Eine Meinung setzt allerdings nicht voraus, dass auch eine Ahnung vorhanden ist, mal so ganz nebenbei. Aber laut Verfassung ist das ja nicht so schlimm. Jetzt könnte ich natürlich noch mehr über's Fernsehen erzählen. Ich könnte sagen, dass unsere Gebühren für den ZDF Fernsehgarten raus gehauen werden. Ich könnte erläutern, warum diverse Fashion- und Beautymagazine unsere Jugend zu einheitlichen, intoleranten und oberflächlichen Leuten erziehen. Auch könnte ich herausschreien, dass RTL 2 die Animes im Nachmittagsprogramm schneidet, wo doch die Gewalt das Einzige ist, was bei einem Anime zählt. Natürlich verschweige ich auch nicht, dass Doku Soaps gescriptet und menschenverachtend sind. Und abschließend betone ich noch wie schön es ist, dass wir trotz allem Übel noch gute Sendungen wie "Switch Reloaded", "Kalkofes Mattscheibe" und "Walulis sieht fern" haben, die uns im Kampf gegen die Volksverdummung beistehen. Dann würde mich Holger Kreymeier, nach dem er diesen Eintrag gelesen hat, zu "Fernsehkritik TV" einladen und mich nach meiner Meinung fragen. Nach meiner Ahnung wahrscheinlich weniger.

Aber all das erzähle ich nicht. Aus guten Gründen. Dazu gehört zum Beispiel, dass das eh schon von genug Leuten gemacht wird, mal mehr, mal weniger gut. Auch gerne mal ganz katastrophal. Außerdem ist es im Endeffekt so: Wer sich für die ganze Sache interessiert, weiß es eh schon längst und wen es einen Dreck interessiert ( aber trotzdem eine Meinung hat) will es gar nicht wissen.

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Also, die letzte Werbeunterbrechung war jetzt mehr als unnötig. Wie auch immer, zu Letzt noch eine Nachricht an alle Fernsehgegner da draußen: Es gibt doch sicher eine Sendung/Show/TV- Serie, die ihr euch ganz gerne anschaut. Oh, und da kommt auch schon der erste Anruf. Eine junge Frau ist am Apparat und sie meint, sie schaut ganz gerne "The Big Bang Theory" aber nur im Internet. Also, auch wenn ich diese Serie ü-ber-haupt nicht lustig finde und den Favoritenstatus den sie bei Ihnen hat gar nicht nachvollziehen kann, respektiere ich das. Aber was sie vielleicht beachten sollten ist, dass eine Fernsehserie immer noch eine FERNSEHserie bleibt, auch wenn sie illegalerweise im Internet auftaucht. Ach, jetzt hat auch sie beleidigt aufgelegt. Egal. Das Fernsehen ist wie ein Misthaufen voller Rosinen. Man muss sich halt die Rosinen rauspicken. Gute Vergleiche sind was Feines.

Jetzt werde ich noch eine Frage in den Raum stellen: Wann kommt Manuel Andrack endlich zurück in die Harald Schmidt Show? Oh, da rufe ich mich ja gleich selber an und erzähle mir den Grund: Die Beiden haben damals ihre Zusammenarbeit in gegenseitigem Einvernehmen beendet, da Herr Andrack eine eher ungewisse Zukunft für die Sendung gesehen hat. Das steht unter jedem zweiten YouTube- Video. Gut, natürlich nur bei Videos von Harald Schmidt. Alles andere wäre ein wenig...na ja...komisch.

Donnerstag, 27. September 2012

Der Versuch eines Wiesn- Eintrags

Wiesn im eigentlichen Sinne


Ja, zur Zeit nennt der Ausnahmezustand wieder München sein Zuhause. Das Oktoberfest treibt die Menschenmassen auf die Theresienwiese und das Mittagessen auf die Straße. Nun fühle ich mich als Bayer und Geschädigter dazu verpflichtet einen Eintrag hierzu zu schreiben, einerseits da es sich einfach wunderbar anbietet und ich nicht auf ewige Themensuche gehen muss und andererseits weil halt.

Nun will ich allerdings nicht meinen Faschingseintrag wiederholen. Auch wenn einige kritische Komponenten bezüglich nationaler Gesinnung, Konsum und Tradition hinzu kämen. Aus diesem Grund habe ich mir etwas ganz Besonders einfallen lassen und Alois Brenner eingeladen, seines Zeichens echter Münchner und Oktoberfestexperte. So kommt also nun ein tolles Interview mit Witz und Charme und außerdem regt es zum Nachdenken an. Jeder der einmal in der Schule war, verdankt dem Satzteil "...regt zum Nachdenken an" bestimmt den einen oder anderen Minimalerfolg in einer Deutscharbeit. Je nach dem Anspruch des Lehrers war es wichtig oder unwichtig über was genau der Leser nachdenken sollte, aber eine anschließende Auseinandersetzung in gehobener Lautstärke konnte manchmal...oh, Alois nickt ein. Ich sollte mal mit dem Interview anfangen. Alois hat zuvor extra vier Helle und einen Jägermeister getrunken um richtig authentisches Zeug zu erzählen. Wir dürfen gespannt sein. Also ohne Umschweife:

Hallo Alois! Ich hoffe es geht dir gut. Sag mal, du bist ja ein Wiesnjunkie, kann man sagen *kicher*. Wann warst du zum ersten mal auf dem altehrwürdigen Münchner Oktoberfest?

*Schreckt auf* Hui! Wos? Aso...Joa, i bin da Alois!

Ja, das ist bereits bekannt, aber zur Frage: Wann war dein erster Wie..

Des wor a so: I bin jetz vierafuchzig Joahr oid. Mit siebzehne woar i zum eastn moi auf da Wiesn. Oiso konnst gonz einfach ausrechnen, wia oft i scho die Wiesn hinter mi broch hob...dreißg joahr scho.

Schon gut möglich, wenn man bedenkt dass die Tage wieder kürzer werden. Egal, nächste Frage an dich: Wie oft besuchst du denn das Oktoberfest in einer Saison?

Jedn Dog!

Ach wirklich? Du besuchst das Oktoberfest jeden Tag? Das nenne ich mal...

Jo, jedn Dog! In der Friah steh i auf, do hob i dann an Schädel aufe. Des is zwoar immer a rechts Gschiss, aber des renkt si scho ei. Mitdog geh i donn scho hi. Vorhea krotz i no a bisl an Dreck vo meina Lederhosn, des muass scho sei. Bin ja koa Gradler! Dann friss i a hendl oda a Fischsemme, des kummt auf die Laune drauf o und donn ins Zelt.

Welch Tagesplanung! In welches Zelt gehst du denn am liebsten?

Bierzelt *RÜLPS*

Ich merke, heute warst du in Fischsemmelstimmung

Negau...

Und wie sieht dann der weitere Verlauf deines Wiesntages aus? Wann gehst du wieder nach Hause?

Oiso, auf der Wiesn schau i net auf´d Uhr. Do schau i auf´n Disch, wia vui do no is und donn wiad des kalkuliert. Oba um a genaue Zeitangabe zu machen: Sechs Kriag.

Sa-gen-haft. Aber sag mal Alois, bringt so viel Alkoholkonsum den keine Probleme mit sich?

Wos? Na, Probleme hob i net mtim Bier. Und des Bier no weniger mit mia. Oba oamoi is scho wos bassiert. Do hot mi so a schiacha Lump die gonze Zeit ogschrian! Des host im Kopf net ausghoiten. Und wo i eahm gsogt hob, er soi sei Bapm hoitn, hoda weida Radau gmocht. Dann hob i eahm oane betoniert. Woast wos bassiert is? Da Kopf is obgfoin! Dann hob i überlegt: Wo vagrobst Leich? Oba dann is oana kämma, der hot mi gfrogt wos des soi und so. Dann hob i mi umgschaut und gmerkt, i bin in der Geisterbahn. Host mi? I hob da so am Geist...

Ja, das kann ja schon mal passieren, die Geisterbahn und das Bierzelt sind sich ja auch gar nicht mal so unähnlich. Aber du sprichst da gerade ein gutes Thema an. Gewalt auf der Wiesn. Wie steht es damit?

Sehr gern.

Also wie? Du befürwortest Gewalt auf dem Oktoberfest?

Net nua befüawoaten! Vor allem praktiziern! I moan, wenn da so a Ossi oda sogar a Neger is, der dei Kultur in Dreck ziagt...

In wie fern wird den die Kultur in den Dreck gezogen?

Die drong unsare Trochtn, safa unsa Bier und genga auf unser Wiesn! Die soin bleim wo´s san! Die Baraber!

Aber als Bayer mit vollgekotzter Lederhose rum laufen zieht die Kultur nicht in den Dreck oder wie?

Wer mochtn sowos?

Du! Ich seh´s doch! Eingetrocknet, verkrustet und ekelerregend.

Schmarrn!

Kein Schmarrn! Das ist eindeutig Erbrochenes auf deiner Hose, die übrigens, wenn ich mal sagen darf, recht billig verarbeitet scheint. Im Schritt ist sie ja schon komplett gerissen und...

Mia reicht´s jetz du Depp! Jetz kriagst a oane mit!

*RUMS*

Keine Angst, mir ist nichts passiert. Alois ist vom Stuhl gefallen und eingeschlafen. Die Putzfrau wird sich drum kümmern.

So viel zum Thema. Nun ja, wenn Sie mehr über das Oktoberfest erfahren wollen, können sie entweder ihr Urlaubsgeld für eine Tracht, die Sie nur einmal im Jahr tragen und Krüge voller Schaum ausgeben und nebenbei zwanghaft bayerisch reden oder Sie halten Ausschau nach der Nummer "Attacke auf Geistesmensch" von Gerhard Polt oder dem leider sehr schwer ausfindig zu machenden Film "Bierkampf" von Herbert Achternbusch. Auch ein Film ist "Bierfest". Der schneidet das Thema auch an. Ist allerdings auch leider der schlechteste Film aller Zeiten. 

Ist ja jetzt auch egal. Jedenfalls werde ich die Wiesn, wie in jedem Jahr, nicht besuchen und sollten Sie mich dort sehen, so stimmt das einfach nicht. Guten Abend!

Sonntag, 23. September 2012

Mut zur Äußerlichkeit

Schön...sehr, sehr schön
Wissen wir eigentlich welchen Dienst uns Jaques Belmónúét erwiesen hat? Natürlich nicht. Das heißt, ich weiß es. Ihr natürlich nicht. Und warum? Weil keiner sich für Geschichte und historische Personen interessiert. Lieber rumpelt man durch 's Internet und lässt die Bildung zufällig an sich heran. Wenn überhaupt. Wäre hier jemand in irgendeiner Weise an der Erweiterung seines Wissensspeichers interessiert dann wüsste er, dass Jaques Belmónúét ein Adeliger war, der von 1757 bis 1789 gelebt hat. Das wohl Wichtigste an dieser vergessenen Persönlichkeit war sein außergewöhnlich gutes Aussehen. Den Schriften nach, war er der schönste Mann der bekannten Welt. Ob dies wirklich so war, lässt sich nicht zu hundert Prozent sagen, da Daten über andere Personen des 18. Jahrhunderts nicht leicht zu bekommen sind. Nun ja, er war jedenfalls hauptberuflich schön, bis ihm 1787 ein Klavier auf´s Gesicht fiel und er unglaublich entstellt war. Er schloß sich sofort bei sich zu Hause ein, wurde depressiv, ging nicht unter Leute und gab sich langsam aber sicher dem Wahnsinn hin, der darin mündete, dass er sich sein Gesicht abschnitt, was auch letztendlich der Grund seines Ablebens war. Eigentlich wollte er noch Leonardo da Vinci damit beauftragen ihm ein neues Gesicht zu malen, was sich aber eher als schwierig erwies, da dieser tot war. Er hätte höchstens Caspar David Friedrich fragen können, wobei es fraglich ist, ob man ein Gesicht von jemandem gemalt bekommen will, bei dem die Leute in erster Linie von hinten zu sehen sind. Meiner Meinung nach rüttelt Friedrich ja gerne an der Tür zur Postkartenästhetik.

Warum erzähle ich das jetzt nochmal... ach ja genau: Von Jaques Belmónúét kommt ja die berühmte Redewendung "Nur die inneren Werte zählen". Nicht, dass sich der Herr Jaques nichts auf seine Schönheit eingebildet hätte, er wollte nur nicht als arroganter Schnösel gelten, da ihm sonst niemand mehr Geld für sein Hobby, das Käsesammeln, geliehen hätte. Jedenfalls hat dieser Satz bis heute überlebt und ist aus dem deutschen Sprachgebrauch nicht mehr weg zu denken. Wahlweise kann man anstatt ihm auch "Schönheit ist nicht alles" verwenden. Im Endeffekt ist das so auch richtig und wichtig und sollte im Umgang mit dem sozialen Umfeld beachtet werden. 

Haarig wird es, wenn es um´s Liebesleben bzw. das andere Geschlecht geht. Dann kommt natürlich jeder damit daher. Selbstverständlich ist eine Beziehung mit einer intelligenten, toleranten, weltoffenen, humorvollen, musischen und kultivierten Frau schöner als mit einem sabbelnden Klumpen, aber ich stelle mal eine gewagte These in den Raum: Jede/r will eine/n schöne/n Freund/in

Ich denke mal das kommt der Realität schon recht nahe. Ich meine dies nicht bezogen auf ein gängiges Schönheitsideal, sondern auf die eigenen Vorstellungen. Mit einer schlanken Blondine, die alle Zähne im Maul hat, wäre schließlich auch nicht jeder glücklich. Wenn Sie also irgendjemanden fragen "Hey irgendjemand, willst du einen schönen Partner?" und er antwortet darauf mit "Das ist mir schnurzpiepegal, mir kommt es nicht auf Äußerlichkeiten an", dann ist er ein (Selbstbe-) Lügner und Sie dürfen ihn verbrennen.

Es ist einfach so, dass Äußerlichkeiten wichtig sind. Da führt nichts drum rum. Da kann jetzt die "Nein!Halt!"- Fraktion kommen, die können alle das Maul halten. Man gesteht es sich natürlich ungern ein, dass man wie alle anderen auf das Äußere anderer Gestalten fixiert ist und einen Menschen, den man schön findet lieber anschaut, als einen Menschen, den man hässlich findet (Negativfaszination mal außen vor gelassen). Man will ja nicht so oberflächlich sein wie der Rest. Natürlich ist man es schon längst, man will es sich nur nicht eingestehen. Außerdem glaube ich, dass der Partner etwas blöd aus der Wäsche schaut, wenn man ihm an den Kopf schmeißt, dass es einem völlig wurscht sei, wie er aussehe. 

Am allerbesten sind ja die Leute, die eigentlich nur rumbumsen und mit sowas kommen. Schließlich kommt es beim wochenendlichen Sex mit wechselnden Partnern auf nichts anderes an, als auf´s Aussehen...und das Geschlecht. Also tut bitte nicht so obermoralisch, gebt es zu dass ihr stupide, triebgesteuert, erbärmlich, lebensunwürdig etc. seid. Ich glaube ich bin frustriert.

Bei einem selbst ist einem das Aussehen schließlich auch nicht egal. Man will ja nicht irgendwie rum laufen, was nicht heißt, dass man sofort zur wandelnden Markenmodeabteilung werden soll. Doch ich denke mal auch, dass Leute die sagen "Scheiß auf die Kleidung! Hauptsache ich hab was an" mit Gewalt versuchen alternativ und individuell zu sein. Wenn diese Leute dann in Jutesäcken herum laufen würden, wären sie zumindest konsequent. Aber nein: Diese Menschen rennen in Kleidung durch die Gegend, die sie irgendwann einmal gekauft haben und ich wage mal zu behaupten, dass sie sich beim Kauf kurz auch mal überlegt haben, ob ihnen das vor ihnen liegende Kleidungsstück gefällt oder zu ihnen passt. Ja, es gibt schon unglaubliche Leute.

Übrigens würde ich tausend mal lieber im Hipster Look d.h. mit Kastenbrille und enger Hose herumlaufen als in einer bayerischen Tracht oder einer dieser Post- Hippie Ballonhosen. 

Was wäre jetzt noch zu sagen? Ach ja, wenn Sie glauben, dass ein Kunstwerk nur gut ist, wenn es schön gemalt ist, dann spinnen Sie ein wenig.

Man kann Bob Ross gut finden oder etwas von Kunst verstehen

 Und übrigens entspreche ich auch nicht gerade dem vorherrschenden Schönheitsideal des Mannes, wenn Sie das gedacht haben. Meine Hüften sind zu breit, meine Schultern sind zu schmal und zahntechnisch herrscht bei mir Chaos. Trotzdem finde ich mich nicht wirklich hässlich. Leute die in einer Tour behaupten, sie seien hässlich sind genauso unerträglich wie Leute die in einer Tour betonen wie schön sie sind. In diesem Punkt sollten Äußerlichkeiten, dann doch wieder nicht allzu ernst genommen werden. Was will ich jetzt eigentlich? Die Überbewertung ist falsch, genauso wie der vorherrschende scheinheilige Umgang. Mir tut der Kopf weh. Gutes Ende. Wirklich gutes Ende. Hab ich toll hinbekommen. 

PS: In nächster Zeit gibt´s wieder öfter Einträge. Versprochen.

Freitag, 10. August 2012

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen

Recht meinungsneutral


Da wir ja zum Glück in einer Zeit leben, in der es so was wie das Internet gibt, können auch Leute deren Meinung nicht allzu interessant ist, diese in der Welt verbreiten. Bevor wir allerdings diskutieren, in wie fern meine Meinung interessant ist, will ich lieber ein paar Thesen in den Raum stellen. Thesen die vllt. etwas kontrovers, wenn nicht sogar gleich subversiv oder unerhört sind. Ich hoffe schon mal, dass nach diesem Eintrag die Anzahl meiner Follower ins Unermessliche steigt, da ich genug Leuten aus der Seele rede, die ansonsten selten Zustimmung finden. Höchstwahrscheinlich aber werde ich Hassmails bekommen, wie sie ansonsten nur einer bekommt, der Katzen in die Mikrowelle schiebt.

Wie es auch immer sein wird, ich werde den größten Spaß dabei haben. Leute die alles und jeden  bis zu einem ungesunden Level ernst nehmen, kann man durch den größten Quatsch aus der Ruhe bringen. Hätte ich jetzt noch genug Leser würde das Ganze sogar noch mehr Sinn ergeben. Vielleicht wird´s auch so ganz lustig.

GANZ WICHTIG: Was von den Thesen ernst gemeint ist und was nicht, wird nicht gesagt.

  • Der Mensch zerstört die Erde nur weil es Plan der Natur ist
  • Frauen werden sich für immer freiwillig unterordnen, weil sie hoffen, dass sich die Männer gegenseitig auslöschen um danach eine komplett weibliche Zivilisation zu gründen
  • Echte Misanthropen diskutieren ihren Menschenhass nicht unter Facebook Einträgen
  • Echte Misanthropen diskutieren überhaupt nicht
  • Leute die sich als Misanthropen bezeichnen und trotzdem Freunde haben sind inkonsequent.
  • Kraftwerk waren für die Musikgeschichte wichtiger als die Beatles
  • Rammstein wollten von Anfang an nur mit nationalsozialistischen Assoziationen provozieren
  • Veganer wollen nur auffallen
  • Vegetarier projizieren ihre versteckte Intoleranz auf Fleischesser
  • Fleischesser projizieren ihre offensichtliche Intoleranz auf Vegetarier
  • Jeder zweite Vegetarier isst heimlich Fleisch
  • Jeder zweite Nichtvegetarier isst öffentlich kein Fleisch
  • Punk wurde zwar nicht 1977 erfunden, war aber 1979 zu Ende
  • Rassen und Geschlechter haben äußerliche Unterschiede
  • Tierschützer stellen sich über die Tiere, weil sie denken, dass Tiere zu schwach sind um sich selbst zu helfen
  • Naturschützer zerstören die menschliche Natur
  • Hip Hop von der East Coast ist besser als der von der West Coast
  • Christian Bale ist schwul
  • Leute, die sich mit dem dritten Reich oder dem Ku Klux Klan beschäftigen sind insgeheim davon fasziniert
  • Angelina Jolie sieht gar nicht so toll aus
  • Gitarristen und Sänger suchen in erster Linie Frauen
  • Schlagzeuger und Bassisten sind an Sexualität nicht interessiert
  • U2 waren mal gut
  • Würde ein Deutscher nach Frankreich ziehen, er würde dort mit Deutschen nie Französisch sprechen
  • Eine fremde Kultur kann eine andere Kultur nicht durch das Errichten von Gebetstempeln übernehmen
  • Eine fremde Kultur muss wissen wann Schluss ist
  • Turnschuhe zu einer Lederhose zu tragen, ist zwar kulturell betrachtet nicht richtig, aber das eigentliche Problem ist die Lederhose
  • Es ist egal wie schön und idyllisch ein Ort ist, er kann trotzdem tödlich langweilig sein
  • Dass Woody Allen seine Stieftochter geheiratet hat ist legitim und sollte nicht verurteilt werden
  • Pedophile können nichts für ihre Neigungen
  • Gandhi war für die Weltgeschichte nicht besonders wichtig
  • Leute die meinen, dass irgendwas keine Kunst ist, geben sich nicht mal die Mühe sich damit auseinander zu setzen
  • Sexualität wird überbewertet

Bloggen macht unglaublichen Spaß...

Freitag, 27. Juli 2012

Leben und leben hassen





Ich nehme mal an, unter den Lesern dieses Blocks hat sich jeder schon mal Gedanken über das Leben gemacht. Und ich meine damit jetzt nicht Gedanken über das eigene Leben ("Fahr´ ich nach Italien oder Spanien?") oder das der Anderen ("Wie kann Olaf nur in so einem Loch hausen?"), sondern um das Existieren im Allgemeinen. Natürlich kommt da die alte Frage nach dem Sinn, die oft bei gemütlichen Runden im Stadtpark diskutiert wird. Meistens kommen dann solche Sachen dabei raus wie: "Der Sinn des Lebens ist es froh zu sein und Spaß zu haben.", "Ich will unbedingt nach London! Deswegen bin ich hier." oder in ganz extremen Horrorrunden: "Es war mein Schicksal Skinhead zu sein."



Sagt man dann so was wie: "Es ist also deiner Ansicht nach vorherbestimmt, dass der Mensch glücklich ist?", dann kommt sofort "Boah Mann, mein Sinn ist das halt sein! Jeder muss sich seinen Sinn suchen!". Will man dann immer noch einen drauflegen und kommt mit "Das ist kein Sinn sondern Zeitvertreib.", dann kommt ganz schnell mal ein schönes Wort ins Spiel:

PSEUDOINTELLEKTUELL


Da wollte ich jetzt aber eigentlich gar nicht hin. Nur kurz: Wenn Sie irgendwann etwas nicht verstehen sollten, können Sie dieses Wort verwenden und keiner wird es merken. Ähnlich ist es, wenn Sie mit einer Meinung nicht konform gehen und keine Eigene haben, bzw. diese nicht untermauern können. Einfach das Wort sagen und schon sind Sie aus dem Schneider.

Aber zurück zum Thema: Leben. Genau betrachtet entbehrt das Leben eigentlich jeglichen Sinnes. Man könnte aber auch sagen, der Sinn ist ziemlich unverständlich. Mit anderen Worten Pseudo***********. Aber darauf wollten wir ja nicht mehr eingehen, gel?


Also gut, betrachten wir das Leben mal ganz genau: Für gewöhnlich steht die Geburt des Menschen am Anfang. Auf Ausnahmen wollen wir nicht eingehen, da diese nicht allzu zahlreich sind und die Statistik im Nachhinein verfälschen würden. Nachdem man also von Blut und Vaginalsekret verschmiert auf die Welt gepresst wurde, heißt es Leben bzw. Überleben. Man verbringt also sein ganzes Dasein damit sich am Leben zu erhalten und ja nicht zu sterben. Zwischendurch geht man in die Oper oder zum Fußball, das kommt auf die Bildungsschicht an. Nun versucht also der Mensch, wie bereits gesagt, einige Jahre lang am Leben zu bleiben und investiert darin viel Zeit und Geld. Anschließend folgt dann die große Pointe (Halten Sie sich fest!): Man stirbt. 


Nachdem die Lachanfälle nun abgeklungen sind, können wir wieder zurück zum Ernst. Niemand der einigermaßen mitgelesen hat, kann leugnen dass dieses Konzept ein wenig abstrus wirkt. Ganz abnorm wird es, wenn man Gott ins Spiel bringt.


Mal ehrlich: Will ich jemanden anbeten, der sich so etwas ausdenkt? 


Man könnte genauso gut einen Grundschüler mit Glasknochen (Hohoho, das ist politisch nicht korrekt, dass man Leute mit Glasknochen erwähnen tut, hohoho) gegen Vitali Klitschko antreten lassen. Es ist klar, dass sich der Junge anstrengen kann wie er will, er wird den Kampf nicht gewinnen. 



Würde Gott mit etwas daher kommen, wie "Pass auf die Kartoffeln auf!" wäre es etwas anderes. Nun Gut, es ist jetzt keine allzu erfüllende Lebensaufgabe auf die Kartoffeln auf zu passen, aber zumindest ist es eine konkrete Aussage und die Meisten würden sich sicher damit abfinden. Die meisten Leute gehen auch Arbeiten. Einige Leute würden allerdings "die Fragestellung nicht verstehen", worauf Gott zum ersten mal sehen würde, was er hier eigentlich verbockt hat und wiederum Andere würden diese Aufgabe gnadenlos hinterfragen. Diese werden allerdings nicht weiter beachtet, da sie ja pseudo************ sind. 



Nehmen wir nun einmal an, ich würde nach meinem Ableben vor Gott höchstpersönlich stehen, dass sehe ungefähr so aus:


Gott: So, wer kommt als Nächstes. Ah, Pfeiffer. Mit drei "f" oder? *kicher*


Ich: *Umpf* Ja, schon...


Gott: Gut, gut. Schauen wir doch mal in Ihrer Sündenkartei nach, ob...


Ich: Moooooment mal! Erst mal bist du mir eine Antwort schuldig! Was soll der ganze Unsinn da unten? Man werkelt, werkelt und werkelt sein ganzes Leben lang und hat nix davon! Dazwischen wird man ein paar mal verlassen und den ein oder anderen Menschen den man mag holst du dir aus Jux und Gaudi zu dir nach oben! Dann haut sich wieder jeder auf die Gosch`, irgendwo ist wieder Krieg. Dann wieder Mord, Vergewaltigung, Diebstahl, Aids, Intoleranz etc., etc. Kann ich noch mit leben. Aber die Tatsache, dass du uns auf eine sinnlose Geisterbahnfahrt schickst, in der man sich mit Leibes Kräften bemüht nicht drauf zu gehen, obwohl sowieso nichts Anderes kommt ist wirklich unter aller Sau!



Gott: *Seufz* Schau mal, dass ist wie beim Joggen. Da hat man auch kein richtiges Ziel wo man hin laufen will, aber man läuft halt. Darauf kommt es an.


Ich: Hmmm...aha...o.k.


Nach zwei Minuten fällt mir auf wie blöd und unbefriedigend diese Antwort eigentlich ist und ich will schon "Moment mal!" sagen, aber da werde ich schon von zwei muskelbepackten Engeln, die "Security" auf der Brust stehen haben ins nächste Wartezimmer geschoben. Danach kommt der übliche Mumpitz mit Urinprobe und so. 


Nun ja, andererseits ist es ungemein befreiend und erleichternd, wenn man weiß, man hat eigentlich keinen Sinn und keine Aufgabe. Das erkannte schon Sartre und hat es massentauglich vermarktet mit T-Shirts, Kaffeebechern, Mousepads und so weiter. Wenn man dies weiß und trotzdem keine Freude am Leben hat, dann kann man sich ja immer noch betrinken. Also soll sich die verwöhnte, westliche Gesellschaft nicht so anstellen und sich freuen dass sie was zu fressen haben. Mann, wenn die Kinder in Afrika nicht wären, dann wäre was los. Dann könnte man aber rum meckern und sich mal gescheit selbst bemitleiden. Wäre mal dringend nötig zur Hinterfragung des Lebenssinnes!


Was höre ich da von den billigen Plätzen? Zynisch? Politisch nicht korrekt? Pseudo************??? 


Jetzt folgt eine Schlägerei. Guter Schluss. Echt guter Schluss. 


PS: Wenn man mehr über das Leben erfahren will, kann man gute Bücher von Camus lesen, gute Filme von Woody Allen gucken oder auf die Straße gehen. Die Wahl der Straße bleibt dem Individuum überlassen.




Sonntag, 1. Juli 2012

Jetzt auch auf CD

Der Eingeweihte wird wissen, dass ich Blödsinn auch auf CD machen kann. Dieses Jahr schon zwei Mal. Und hier kann man das Alles runterladen (legal und umsonst). Ist doch mal ganz toll

ACHTUNG: Nicht hören, während ein Eintrag gelesen wird, sonst lässt die Konzentration für eins von beiden nach.

Sachen Über Zeug


http://www.mediafire.com/?ktop3lti7g0xrrt

Ich Kam Wie Es Kommen Musste





Mittwoch, 20. Juni 2012

Die Kunst des pazifistischen Kämpfens

 Kein Bild am Anfang! Ein Grund Krieg zu führen!

Endlich ist das Volk mal wieder kollektiv aktiv! Die EM ist in den Köpfen der Deutschen eingekehrt. War man vorher noch skeptisch aufgrund von verbrannten Hunden und hungernden Frauen (oder anders rum?), hat man nun alle diese Bedenken beiseite geschoben um sich wieder einmal an elf Haxen und einem Ball zu erfreuen. Im Endeffekt sollte es viel mehr EMs, WMs und H&Ms geben, damit unser völkisches Gefühl nicht in die andauernde Berg- und Talfahrt gerät, die sich vor und nach diesen Ereignissen zuträgt. Mal öfter ein Ereignis bei dem alle für´s Selbe sind und jeder das Selbe sagt, ein Ereignis bei dem jeder das Gefühl hat durch seinen Kampf die Welt zu verändern. Der Begriff "Kämpfen" muss nicht unbedingt wörtlich gemeint sein. Es reicht eigentlich, wenn man mit dabei ist und irgendwas macht, das mit der Sache zu tun hat z.B. Public Viewing. Jedenfalls ist das Alles wunderbar und sollte nicht hinterfragt werden.

Was auch so ein wunderbares "Wir halten zusammen"- Ereignis ist, ist Krieg. Ein gescheiter Krieg würde uns auch zusammenschweißen. Der Unterschied zwischen Krieg und der EM ist, dass man sich ein Peace Zeichen ins Gesicht malt und keine Deutschlandflagge. Wer auf Nummer sicher gehen will kann sich beide Motive beschriftet bei der Google Bildersuche ausdrucken. Nun, bevor Missverständnisse aufkommen: Ein Krieg, am dem wir übrigens nicht mal beteiligt sein müssen, schweißt uns nicht im Stile des ersten Weltkriegs zusammen, d.h. dass das Volk sich übermäßig auf das Geschlachte freut, sondern im pazifistischen Sinne. Alle finden den Krieg, egal gegen wen oder was und die damit verbundene Nation (USAUSAUSAUSA) voll doofidoof und zeigen dies auch öffentlich. Meistens am Wochenende auf einer Demonstration in der Nähe mit Kerzen und Transparenten.

Transparente sind bei einer Demo sowieso das Wichtigste. Der Uneingeweihte erkennt dadurch, dass diese Menschenansammlung einen Grund hat herumzustehen und Lieder zu singen, die die Interpreten selbst nicht mehr hören können. Das Basteln der Transparente ist etwas für die ganze Familie und kann so schonmal dazu führen, dass man in den eigenen vier Wänden und auf der Straße mit den Leuten einer Meinung ist. Wie kann der Krieg da etwas Schlechtes sein? Nein, Quatsch. Der Krieg gegen den Krieg. Gerade nochmal gut gegangen. Im Schnitt verdienen am Krieg die Besitzer von Bastelbedarfsgeschäften am meisten. Haben sie sonst nur Grundschullehrerinnen als Kunden, kommt nun auf einmal jeder Mensch der Frieden mag, um Farbe für die Schilder und Fahnen oder Utensilien für gelynchte Kriegstreiberpuppen zu kaufen. Von vornherein kauft der Kunde erstmal die falsche Farbe. Dieser Vorgang wiederholt sich ca. fünf mal. Entweder die Farbe bröckelt, ist zu schwach, nicht wasserdicht oder durchsichtig. Bis man dann endlich die richtige Tube vom dreckig grinsenden Bastelladenbesitzer gekauft hat, hat man eigentlich schon gar keine Lust mehr auf Frieden. Aber da man die Kinder nicht enttäuschen will, malt man Parolen und Phrasen auf die alten Bettlacken und rumpelt damit am Samstag auf die Straße.

Meine Lieblingstransparente sind übrigens die auf denen "Warum?" steht. Wahlweise auch "Why?". "Weshalb" oder "Wieso?" scheinen nicht allzu beliebt zu sein. Warum? Keine Ahnung. Ist ja auch egal. Was nicht egal ist, ist die Tatsache, dass auf Demonstrationen tausende Leute stehen, die nicht wissen warum der Krieg stattfindet, gegen den sie demonstrieren. Kann auch sein, dass sie nicht wissen warum sie demonstrieren. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Aber mal ehrlich: Jemand der auf eine Demo geht, informiert sich grundsätzlich zuvor darüber, was die Hintergründe seines Protestes sind. Ein Krieg. Eh klar. In der Regel erklären die Auslöser des Krieges ihre Absichten in den Medien. Ob diese dumm oder gerechtfertig, eindeutig oder zwielichtig sind, ist erstmal egal. Man hat ein "warum". Wenn man es nicht glaubt, kann man sich ja bei alternativen Medien oder Verschwörungstheoretikern informieren.

Ich weiss, ich weiss. Ich übertreibe bewusst. Ich weiss, dass ungefähr die Hälfte einer Friedensdemo Ahnung von ihrer Sache hat. Trotzdem werfe ich das Wort "Warum" mit dem Satzzeichen "?" dahinter in die Phrasenkiste. Jedenfalls in diesem Zusammenhang. Auch wenn man mit den Gründen nicht konform geht, sollte es eigentlich klar sein warum Krieg ist. Jedenfalls bei den Leuten, die sich lauthals damit beschäftigen.

Weiterhin liebe ich es wenn Kinder Transparente und Plakate umher tragen auf denen steht, dass sie Angst haben und Krieg dodal doof finden. Die selben Kinder, die sich sonst mit Plastikpistolen abschießen. Nun ja, den Pazifismus müssen Kinder erst lernen. Genau wie sie lernen müssen, was Krieg ist und welchen Sinn es hat gegen ihn zu demonstrieren. Am besten man macht das schon im Kindergarten. Ich stelle mir das ungefähr so vor:

Stuhlkreis wird aufgebaut. Anstatt eines Ballspiels wird den Kinder von der nun pseudoernsten Kindergärtnerin der Krieg erklärt. Das ist lustig, denn man kann das zweideutig sehen. Wie auch immer. 

"So Kinder, wisst ihr was Krieg ist?" Sabine meldet sich, wird aber nicht beachtet. "Krieg ist, Kinder, wenn Männer mit Gewehren sich tot schießen und dann tot sind" Mindestens fünf Jungen: "Cooooooool"

Man kann Kindern, die Action Man und Revolver als Vorbild haben keinen Pazifismus nahe bringen. Soll man das? Egal, die Grinsegärtnerin schüttelt den Kopf und erklärt weiter. Die eine Hälfte hört nicht zu und die Andere ist fasziniert. Bildungsauftrag hat geklappt, ab zur Demo auf der sich die Kinder wirklich "Warum?" fragen. 

Die einzige, allerdings fragwürdige Methode wie man einem fünfjährigen Jungen die Schrecken der modernen Kriegsführung erklären kann wäre folgende:

Grinsegärtnerin: "Timo, weisst du was passieren würde, wenn Deutschland im Krieg wäre?" 
Timo: "Äh Äh"
Grinsegärtnerin: "Dann müsstest du sterben, Timo! Deine Mama, dein Papa, deine Nachbarn, dein Hamster, dein Opa, deine Oma auch. Alle müssten sterben. Man würde euch alle erschießen. Einfach so. In den Kopf. Da kommt dann ganz viel Blut und so. Igittigitt! Auch deine Freunde hier im Kindergarten müssten sterben"
Timo: "Ich hab´ hier gar keine Freunde."
 Grinsegärtnerin: "Trotzdem. Auch ich würde wahrscheinlich sterben."
Timo: >keine Reaktion<
Grinsegärtnerin (verärgert, aber trotzdem noch die Haltung bewarend): "Schlimm gell? Und jetzt mal weiter Blumen und Vögel auf das Leintuch, damit die Soldaten wissen, was wir vom Krieg halten."

Jedenfalls glaube ich, dass man Kinder so sensibilisieren kann. Kann sein. Is auch egal. Is eh kein Krieg. Is ja EM. Da würde es sich eigentlich mehr lohnen mit "Warum?"- Schildern durch die Gegend zu laufen. Aber um ehrlich zu sein: Wäre nicht EM könnten die Leute weißgottwas schlimmes anstellen. Also sein wir dankbar dafür, dass in Polien und Ukriland gekickt wird was das Zeug hält. Olé....

Mittwoch, 23. Mai 2012

Wenn einer eine Reise tut, kann er was erzählen, vorausgesetzt es interessiert irgendjemanden

Da fahr ich nicht mehr hin. Sehr unübersichtliche Gegend


"Reisen, das ist mal was Nützliches, da kriegt die Phantasie zu tun. Alles andere bringt nichts als Enttäuschungen und Mühsal. Unsere Reise hier findet ganz und gar in der Phantasie statt. Das ist ihre Stärke [...]"

So steht es als Vorwort (ich glaube zumindest, dass es eins ist) in meiner Ausgabe der "Reise ans Ende der Nacht" von Louis-Ferdinand Céline. Eigentlich ist damit schon alles über die Unternehmung von Reisen gesagt. Allerdings reisen die wenigsten Leute ans Ende der Nacht und noch weniger reisen in der Phantasie herum. Weswegen dieser Einstieg vllt. auch ein wenig unglücklich gewählt scheint. Auf jeden Fall geht es heute um´s Reisen und zwar nicht zum Ende der Nacht, sondern zum Arsch der Welt und auch nicht in der Phantasie, sondern in Echt.

Wobei ich eigentlich eher unbrauchbar für Reiseberichte bin, da ich in meinem bisherigen Leben noch nicht allzu viel im Ausland war. Inlandsreisen sind uninteressant, außer man war in Berlin und wenn, dann auch nur im westlichen Teil. Ich war im östlichen, also Pustekuchen. Nun aber zurück zu den Auslandserfahrungen. In Österreich war ich mehrere Male. Damit lockt man allerdings niemanden hinter´m Ofen hervor. Dreimal Italien. Jeder Deutsche war in Italien. Wenn nicht, dann ist er kein richtiger Deutscher, sondern nur einer der hier halt so wohnt. Einmal in Frankreich. Jeder Deutsche hasst Frankreich. Wenn nicht...wir wissen ja worauf´s rausläuft. Ich glaube mich wage zu erinnern auch mal in der Schweiz gewesen zu sein. Sicher bin ich allerdings nicht. Wenn ja, dann war dieses Land anscheinend nicht gerade das Interessanteste, da ich mich an nichts erinnern kann. Wie auch immer.

Eigentlich verreist man ja nicht gern. Erst ist man ewig unterwegs und wenn man angekommen ist, dann ist man unzufrieden, weil es entweder überhaupt nicht wie zuhause ist oder genau so. Wenigstens kann man danach den Leuten was erzählen, von dem man denkt, dass es sie interessiert. Wobei ich nicht wirklich glaube, dass meine Nachbarn eine Story von mir hören wollen, in der es darum geht, dass man zwei Stunden am italienischen Strand herumgelaufen ist und keinen Liegestuhl gefunden hat. Selbstverständlich hat man Salmonellen bekommen durch irgendein Softeis oder ähnliches Klump und hat den Rest des Urlaubs auf der Porzellanschüssel mit defekter Spülung verbracht hat. Zu allem Überdruß, kann man mit dem "Spanisch - Deutsch, Deutsch - Spanisch"- Langenscheidt nichts anfangen, da man feststellen musste, dass Italienisch und Spanisch doch nicht ein und die selbe Sprachen sind. Außerdem war die Pizza nicht so wie die von Wagner oder Dr. Oetker und deshalb von vorne bis hinten nicht genießbar.

Meistens sind auch die Leute scheiße. Nun ja, solche unglaublich mitreißenden Geschichten kann man dann ein Jahr lang erzählen bis zum nächsten Urlaub. Offensichtlich fahren die meisten Leute weg um sich ihr eigenes Los schön zu reden. Man redet sich dann gerne ein, dass alle Leute im Gastland so leben wie man selbst, während seiner Höllenkur. Überlegt man allerdings ein bischen länger, wird man darauf kommen, dass nicht jeder in seinem eigenen Land wie ein Tourist lebt und dies sicher auch gar nicht will. "Mooooooooooooment mal!", kommt jetzt die Stimme, die immer Antworten auf irgendwas will, "wenn ich in den Urlaub fahre, dann kann ich dieses Land doch nur als Tourist erleben und kann mir gar kein Bild über ein gewöhnliches Leben in diesem Teil der Erde machen. Wie soll ich denn dieses Land für mich bewerten, wenn nicht als Touri?" Nun liebe Stimme, die immer Antworten auf irgendwas will: GAR NICHT!

Stimme: "Aber..."
ColaBiert!: "GAR NICHT!"
Stimme: "Arsch!"
ColaBiert!: "Selber"

Das hätten wir nun geklärt.

Im Prinzip gibt es zwei Länder, in die jeder mal will: USA und Japan. Auch wenn man die USA überhaupt nicht groovy findest wegen Bush und so. Aber hin muss man mal, damit man´s gesehen hat. Dann ist man da, macht ein Poserfoto von sich und dem Ground Zero und wird in Texas aus Versehen von einem Redneck erschossen. Toll. In Belgien haste das nicht.

Übrigens, lege ich nun den Fakt fest, dass jeder einmal einen USA- Artikel hatte bzw. noch hat. Jeder. Entweder einen Pullover, ein T-Shirt, eine Mütze oder sonst irgendwas. Jeder! Natürlich wurden diese wegen Bush und so in die Altkleidersammlung gegeben und jetzt rennen ehemalige Bratwurstbudenbesitzer, die wegen der Konkurrenz von McDonalds arbeitslos geworden sind, mit Stars´n´Stripes- Pullies durch die Gegend. Wie schön ist doch die Gegenwart.

Nach Japan will man in erster Linie um zu sehen ob es dort wirklich Höschen- Automaten gibt, bzw. um sich selbst zu überzeugen ob dieses ganze Zeug wirklich existiert, welches man durch´s Internet kennt. Sicher, in vielerlei Hinsicht sind unsere japanischen Freunde um einiges extremer als wir. Jedenfalls aus westlicher Sicht. Ich bin allerdings überzeugt, dass man Deutschland auch so einen Ruf geben könnte, wenn man irgendein groteskes Zeug zusammen sammelt und dieses, möglichst einseitig, dem Rest der Welt präsentiert. Das Japan- Zentrum der meisten Gehirne ist eben leider total verklebt von einem Schleim, bestehend aus rohem Fisch, Schulmädchenuniformen, Noise- Musik, Bondage, Seppuku etc. Ist man dann in Japan sitzt man wahrscheinlich rum wie Bill Murray in "Lost in Translation". Oder alle Vorurteile werden bestätigt. Kann ich leider nicht sagen, ich war noch nicht da.

Nach Großbritanien will ich übrigens auch. Allerdings nur wegen der "Speaker´s Corner" im Londoner Hyde Park. Für alle denen dies ein fremder Begriff ist: Jeder kann sich da hinstellen und Unsinn reden soviel er will. Ich stelle mir dies so vor: Der schreiende Christ aus der Münchner Fußgängerzone (genau, der mit dem weißen Schnurrbart und der Bastenmütze) multipliziert mit hundert. Das ist doch besser als ein Auftritt von Helge Schneider und Josef Hader zusammen. Kann man zumindestens annehmen.

Wie man richtig reist, habe ich bisher noch nicht geklärt. Also gut: Am besten mit Gepäck, sonst hat man nix dabei. Man bin ich gut. Und jetzt reise ich aus meinem Blog heraus, damit es nicht so voll ist und möglichst viele Leser Platz haben. Absolut wunderherrlich.


Montag, 7. Mai 2012

Kneipperei in Büschelfeld (oder: Die Regeln des bayerischen Volkstheaters)

Übliches, bayerisches Volkstheater


Es gibt verschiedene Dinge, die ich mit meiner Kinheit assoziiere. Dazu gehören neben Waldspaziergängen, begleitet von der Angst verloren zu gehen und einem aufblasbaren Halsreifen, mit dem ich relativ spät  das Schwimmen lernte, das bayerische Volkstheater in Gestalt von Peter Steiners Theaterstadl, dem Chiemgauer Volkstheater oder dem Komödienstadl. Und auch wenn man als Kind, die anspruchsvolle und vielschichtige Handlung dieser Stücke oft nicht versteht, so hat man doch Spaß an den urigen und kauzigen Figuren, die meistens damit beschäftigt sind, irgend etwas nicht zu verstehen oder ununterbrochen Türen zu zu schlagen. Los lässt das einen lebenslänglich nicht mehr. Viele Leute verarbeiten dies künstlerisch. Andere treten selbst dem örtlichen Bauerntheater bei oder werden depressiv. Wie auch immer diese Art der Unterhaltung das Fortleben beeinflusst, die wissenschaftliche Analyse der Stücke ist recht einfach. Damit jetzt nicht jeder Leser dieses Blogs, selbst eine Analyse anfertigen muss, habe ich mich an die Arbeit gemacht und ein typisches Bauerntheatervolksbühnenkomödienstück entworfen, welches ich früher oder später als Manuskript ans Münchner Schauspielhaus schicken werde. Aber das ist Zukunftsmusik, die uns jetzt nicht interessieren soll. Sehen wir uns lieber das (ewig-) gestrige an:

Ein immer wieder kehrender Faktor bei einem solchen Schwank ist das Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne. Aus psychologischer Sicht, sicher mit Urängsten und Ähnlichem begründbar, was hier aber nicht hingehört. Schließlich ist so ein Stück zur Unterhaltung und nicht zum Nachdenken da. Wenn, dann wird die Angst unterbewusst übertragen, so wie es auch einige Experten dem Horrorgenre zuschreiben. Aber wie gesagt, dass Hirn wird ja jetzt ausgeschalten, da wir einen griabigen Schwank entwerfen. Nehmen wir für unser Beispiel die Tradition, in Gestalt eines, was sollte es sonst sein, kleinen, bayerischen Dorfes, dem wir den Namen Büschelfeld geben. Euro und Elektrizität sind hier erst einige Jahre nach der offiziellen Einführung angekommen, da man sich gerne in Skepsis übt und Alteingesessenes gern dabei belässt. Das Moderne wird dargestellt durch eine große Kneipp- Anlage, die in unmittelbarer Nähe des Dorfes gebaut werden soll. In wie weit das Kneippen als modern gilt, ist im Endeffekt egal, solange es nur genug Leute für Unfug halten. Also, das Grundgerüst steht schon einmal. Wir können uns denken, dass in einem solchen CSU- Dorf eher mit Misstrauen auf solche Sachen geantwortet wird. Genau darauf bauen nun 70% der Witze auf. Als Alternative zur Kneippkur- Anlage kann auch ein Schnellimbiss, ein Einkaufszentrum oder, wenn die Intention ganz umweltbewusst sein will, eine Müllverbrennungsanalge herhalten. In ganz avantgardistischen Stücken kann auch letzteres durch ein Atomkraftwerk ersetzt werden. Hauptsache es geht um etwas, was eigentlich niemand je in die Nähe eines 500 Seelen- Dorfes bauen würde.

Nun zu den Figuren: Die Hauptfigur ist meistens ein Bauer oder ein Bürgermeister. Manchmal auch ein Wirt. In unserem Fall ist es der Bürgermeister von Büschelfeld. Auffallend an dieser Figur ist, dass sie eigentlich Ungutes vor hat, oder dem Glück anderer Leute im Wege steht. Oft aus selbstgefälligen oder materialistischen Gründen. Trotzdem ist die Figur von anfang an sympathisch und ist am Ende natürlich geläutert. Auf jeden Fall will besagter Bürgermeister, nenen wir ihn Alois Bafframmer, unbedingt, dass in seinem schönen Dorf in Zukunft gekneippt wird, da er sich Einnahmen durch die Patienten verspricht. Der neue Maibaum bezahlt sich ja sicherlich auch nicht von alleine. Während des ganzen Stücks ist übrigens kein Vertreter der Kneippgesellschaft (oder wie man diese Insitution nennt) anwesend, damit der Eindruck eines gesichtslosen Unternehmens symbolisiert wird. Zurück zum Bürgermeister: Das Stück beginnt und der Vorhang öffnet sich unter Blasmusik und Applaus. Zu sehen ist Bafframmers Büro und er selbst, der gerade an seinem Schreibtisch sitzt und mit besagter Kneippgesellschaft telefoniert. Übrigens spielt das gesamte, restliche Stück in diesem Büro, in dem einfach jeder aus- und eingehen kann, wie bei einer Bahnhofstoilette. Nachdem das Telefonat beendet ist, kommt die Sekretärin ins Zimmer und bringt Kaffee, Unterlagen oder Ähnliches. Diese hält insgeheim nichts von den Plänen ihres Vorgesetzten, macht aber widerwillig mit und wird oft angeschrien. Auf jeden Fall spricht sie den gesamten Plan nochmals mit dem Bürgermeister durch, so dass der Zuschauer genau weiss worum es eigentlich geht. Meistens beginnt es mit "I woas nett, oba I hob koa guads Gfui bei der Soch." oder "Soi ma des wiaklich mocha? Glamms wiaklich, doss Büschelsfäid so a Kneipperei bracht?". Erster Running Gag: Man benutzt ununterbrochen das Wort "Kneipperei". Während dieses Gesprächs kommt heraus, dass man die Kneipp- Anlage auf einem ganz bestimmten Grund und Boden aufziehen will, der aber leider dem alten Großlindner Bauern gehört, von dem man weiss, dass dieser von neuen Ideen wenig hält und obendrein den Grund nicht rausrücken will. Dieser stellt die Identifikationsfigur der Geschichte da. Diesen kauzigen, urigen, freundlichen Mann will man seines Grundstücks, aus finanziellen Interressen berauben. Man braucht also einen Plan. Nun geht es erst richtig los!

Der Großlindner Bauer, ein richtig sympathischer, bodenständiger Typ tritt auf zwecks eines Geschäftes mit dem Bürgermeister und einer Vertragsunterzeichnung, die sowieso nicht zu Stande kommen wird. Als man in´s Gespräch kommt, tritt auch der zweite Running Gag in Kraft.

Bürgermeister: Woast Großlindner Bauer, mia woin bei der Wiesn do, die dia keaht a Kur- Anlag hi baun. Wo kronke Leit kneipn kenna.

Bauer: Wos? A Kneipn woits do hi baun?

Von nun an wird jeder, der von der Kneipp- Idee hört fragen, ob man auf den Grund des Großlindner Bauern eine Kneipe hinbauen will. Lustiger geht´s kaum. Wie erwartet steigt der Bauer nicht auf das Geschäft ein und erklärt mit altertümlichem Grinsen, dass diese Wiese schon seid Ewigkeiten in Familienbesitz steht und für keinen Preis der Welt zu erwerben ist. Nun ist guter Rat teuer. Während sich der Bürgermeister Gedanken macht und in Selbstgespräche versunken ist, kommt der beste Freund, meistens der Arzt oder Pfarrer in den Raum. Diese Figuren werden gerne als Komplizen eingesetzt, da sie normalerweise für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit stehen. Religions- und Medizinskritik für das einfache Volk. In unserem Stück ist die Person der Dorfarzt. Der als Einziger gestochenes Hochdeutsch spricht und mit Fachbegriffen um sich wirft, was bei seinen Mitmenschen für Verwirrung sorgt. Der Bürgermeister erklärt sein Leiden und kommt auf einmal auf eine Idee! Der Doktor soll dem gutmütigen Bauern einreden er sei krank und die einzige Hilfe, die es gibt sei eine Kneipp- Kur. Nach erstem Zögern willigt der Arzt ein, da ihm der werte Herr Bürgermeister irgendetwas versprochen hat. Eine neue Röntgenmaschine oder einen Jackson Pollock für´s Wartezimmer. Also Korruption von der auch das gelackmeierte Volk etwas hat. Was die beiden Spitzbuben allerdings nicht bedacht haben ist, dass die sonst so devote Sekretärin an der Tür gehorcht hat und so nun genau über die zwielichtigen Machenschaften des Dorfoberhauptes  bescheid weiß. Der Plan ist nun also, dass man am nächsten Tag den alten Bauern wieder einlädt. Offensichtlich scheint dieser nichts anderes zu tun haben, so dass er jeden Tag ins Rathaus rennen kann. Man will ihn dann, wenn er nichts ahnend dasitzt, betrunken machen, damit ihm der Arzt anschließend einreden kann, er sähe gar nicht gesund aus und bräuche dringend die neuaritge Kur. Wunderbar.

Wie gesagt, hat die Sekretärin alles mitbekommen, sodass dieser Plan nicht ganz so funktionieren wird, wie es sich diese Gesellen ausgemalt haben. Was nun passiert ist relativ unabhängig von der eigentlichen Handlung. Verwechslungen, Türenzuknallen, irgendwer fällt hin, Geschrei, vielleicht bayerisches Gstanzln mit Schuhblattler oder eine Liebesgeschichte. Kann man alles individuell einsetzen. Auf jeden Fall laufen in einer Tour irgendwelche Leute im Büro herum als wäre es das Normalste der Welt. Gegen Anfang des letzten Akts sieht man die gesamte Familie des Bauern mit ihm und der Sekretärin, die die Leute unterrichtet hat aufgeregt im Büro herum stehen. Man kichert in sich hinein und jedem ist es klar: Der Spieß wird umgedreht. Als dann Bürgermeister und Doktor nichts ahnend ins Büro kommen und den Auflauf sehen, wird ihnen klar, dass dieser Abend anders wird als vorgestellt. Los geht die Gaudi! Irgendwie schafft es die Familie den besagten Spieß wirklich um zu drehen und am Ende ist der Bauer nüchtern und seine beiden Widersacher sind besoffen und bekommen von allen beteiligten eingeredet wie krank sie aussehen. Die Beiden haben natürlich Todesangst und stammeln durch die Gegend, als plötzlich der schlaue Bauer ihnen von einem Wundergetreide erzählt, dass er auf seinem großen Grund anbaut, welches den beiden Subjekten helfen könnte. Wer gut aufgepasst hat, dem wird aufgefallen sein, dass man eigentlich vor hatte diese Wiese für die Kneipper zu verwenden. Nun, angesichts des Todes, will man aber unbedingt diese Wiese, auf der komischerweise etwas angebaut wird, zum eigenen Überleben verwenden und ruft stockbesoffen bei der Kneippgesellschaft an, sie könnten ihr "Kneipp Wossa safa bises äana zua die Ohrwascheln naus lafft!" Der Vertrag wird zerrissen und man geht fröhlich lallend nach Hause.

Am nächsten Morgen hat man einen unvergleichlichen Kater, den man, wo sonst, im Rathaus auskuriert. Da kommt auch raus, dass man für dumm verkauft wurde, was dazu führt, dass man sich kurz aufregt, aber letztendlich doch wieder mit Gott und der Welt ausgesöhnt ist. Alle verneigen sich. Ende

Zwischen den Akten, meistens sind es drei, spielt eine bayerische Kapelle, bei der jeder einen anderen merkwürdigen Gesichtsausdruck hat. Nach so einem Stück ist man natürlich fix und foxi, vorrausgesetzt man hat sich nicht komplimentär mit den Figuren betrunken. Jedenfalls funktioniert ein bayerisches Theaterstück genau so und nicht anders. Die Figuren sind natürlich austauschbar, aber die Grundzustaten bleiben die Selben. Wenn man ganz genau hinschaut erkennt man dies auch bei Shakespeare wieder, jedenfalls sagt dies jeder Volksschauspieler, damit seine "Kunst" nicht als Unterhaltungsradau bezeichnet mit. Nun ja, vorrausgesetzt man hat keinen Blog, muss man sich mit diesem Thema auch nicht weiter auseinandersetzen, weshalb ich auch glaube, viele Leute mit diesem Eintrag irritiert zu haben. Ich kann ja mal was über´s Wetter sagen, damit alle mitreden können. Ich glaube diese Woche wird´s nicht so schön wie letzte Woche. Nicht unterhaltsam? Ja, aber sie wollten ja mitreden. Kasperl.