Samstag, 17. November 2012

Cityroller zu Pflugscharen!

The Wheel in the Sky will never turn again

Im Endeffekt sind wir ja alle super oberflächlich. Denen die dies bestreiten, will ich mal Folgendes sagen: Als Sie das letzte mal durch die Fußgängerzone gewandelt sind, wahlweise auch an einem See entlag, durch einen Urwald oder sonst was, da keine Fußgängerzone zur Hand war, haben Sie da nicht ein einziges Mal einer Person hinterher geschaut und gedacht: "Boah, was geht'n bei der/dem ab?"

Da werden Sie kleinlaut? Gut, mein Ziel ist erreicht. Einige Leute machen so was sogar mehrmals am Tag! Fast aus einem Zwang heraus!!!! Oder es ist ein Hobby, auch gut möglich. Wie auch immer, wenn eine Person an uns vorbei schlendert, ungeachtet Religion, Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung etc., deren Auftreten für uns in ästhetischer Sicht fast der Körperverletzung gleich kommt und zwar so stark, dass der Prozeß vor jedem Gericht zu gewinnen wäre, dann denkt man sich eben so was. Der Geschmack und die Neigungen anderer Mitmenschen bleiben einem selbst eben meistens rätselhaft und unheimlich. Eigentlich hat man sogar Angst. Und eigentlich weiß man es ja besser und sagt sich: "Soller halt"

"Soller halt" ist eine gute Einstellung, denn sie symbolisiert Toleranz und Nächstenliebe und drückt aus, dass es doch schön ist, wenn jeder anders ist und alle verschieden, aber trotzdem jeder gleich lieb zu Anderen. Als moderner, fortschrittlicher Mitteleuropäer bin ich selbstverständlich auch ein "Soller halt"- Mensch, aber trotzdem wird diese, doch sonst sehr von mir vertretene Ideologie ins Schwanken gebracht, unter anderem durch Cityroller sowie dessen Benutzer, die das handliche Gerät gerade in Aktion vorführen.

Wir befinden uns in der Fußgängerzone, in genau der, die ich bereits am Anfang des Textes erwähnt habe, wir wollen ja jetzt hier keine Fußgängerzonenweltreise machen, auch wenn dies seid zig Jahren bei Touristen Tradition hat. Also wir gehen nun zwischen Cafés, Geschäften und Gemüseschnibbelständen vorbei und denken nichts Böses (vielleicht ja doch, aber das eigene Verhalten unterteilen Menschen ja für gewöhnlich nicht in "Gut" und "Böse", außer pubertierende Anhänger der Metal- Subkultur, die der verweichlichten Welt den Rücken kehren wollen, nachdem die neue In Flames- CD erstanden wurde) und plötzlich rumpelt mit großem Holterdipolter ein Mensch auf zwei Rädern und einem Lenker in den Pfoten an uns vorbei, der es zu provozieren scheint, sich die Ellenbogen auf dem unkuscheligen Asphalt aufzuscheuern. Alles andere als grazil schlängelt er sich durch die Menschenmassen und straft (wahlweise auch "streift") seine Mitmenschen mit unvergleichlicher Ignoranz. Wir natürlich zu Tode erschrocken, stehen erst mal da mit offenen Augen und offenem Mund und rufen schließlich "Beim Führer hät's das nicht gegeben!!" hinterher.

Gut, letzteres schreien wir nicht, obwohl man dieser Satz im Grunde eine wertfreie Feststellung, jenseits politischer Dogmen ist. Auf die Betonung kommt es an. Man muss auch nicht unbedingt was rufen, man kann sich auch insgeheim für sich wünschen, dass heute überraschenderweise mitten in der Fußgängerzone ein Baum steht, den der Rollmeister übersieht und dann PADAUZ! Cityroller sind doch bei näherem hinschauen wirklich mehr als unnötig. Verchromt und zumetalisiert und auf unebenem Untergrund wunderbar laut. Auch ästhetisch gesehen, nicht gerade schön anzuschauen, da ich grundsätzlich Fahrzeuge recht merkwürdig finde, deren Lenker größer ist, als deren Räder. Dann halten wir uns noch vor Augen, dass dieses Gerät den Klappmechanismus vom klappbaren Gehstock geklaut hat, und wir haben ein Hassobjekt sondergleichen. Und nun die Fahrer: Meistens das, was man "hippe Teens" oder so nennt, die den Geschwindigkeitsrausch in verkehrsberuhigten Zonen suchen und sich, dank mangelnder Erziehung, um den Komfort der Mitmenschen einen feuchten Dreck scheren. Ansonsten würde man mit dem Ding gar nicht erst das Haus verlassen, sondern würde, wen überhaupt, in den eigenen vier Wänden damit rumgurken. Aber nein! Das geht ja nicht, da die "verrückten Girlies" bei den Stunts nicht zuschauen können. Und dieses "Woooohooo"- Geschrei aus einer weiblichen Kehle, das nebenbei bemerkt genauso weh tut, wie ein Schlagbohrer, braucht man als Jugendlicher um keine verkrüppelte Sexualität zu entwickeln. Mit Verletzungen und Narben, die man sich beim cityrollern zuzieht, kann man kein Frauenzimmer hinter dem Ofen hervor locken, den die Mädels heutzutage wollen keine harten Männer mehr, sondern Jungens, die auf hart machen, damit man sie süß finden kann. Da kann man noch so viele offene Brüche präsentieren, man beeindruckt Keine mehr damit. Verletzte sind nämlich voll äääätzend und gar nicht cute. Wobei es natürlich logisch ist, dass es den Fahrer einer solchen Gerätschaft recht oft, mit der Kopffrontseite auf den Teerboden lässt. Da sind natürlich die grenzdebilen Kumpelz mit iHandy sofort dabei, nehmen die Schande auf Video auf und in dämlichen Stunden lacht man dann drüber.

Andere Benutzer dieser Zweiradsorte sind mit Anzug angezogene Geschäftsmänner, die durch die Cityroller- Benutzung sagen wollen: "Seht mich an, ich habe so viel zu tun, dass jede andere Art der Fortbewegung zu langsam wäre, um der ganzen Arbeit nach zu kommen, die ich in meinem Schlüßelunternehmen zu erledigen habe! Aus der Bahn!" Ja, sowas sagen die wirklich. Die Kehrseite der Medaille ist, dass jeden Monat eine große Zahl an Angestellten entlassen wird, weil sie auf diese Weise den Betrieb blamieren. Recht geschieht's! Was auch recht geschieht, ist wenn einer dieser Bankiers (oder ein ähnlicher Beruf, der mir spießig, geleckt und upper-classig vorkommt) mit großem Hallo und Starbucks- Becher in der Hand die Kontrolle über das Gerät verliert und samt dem Fortbewegungsmittel, die Stufen zur U-Bahn hinunter poltert. Aber mal ehrlich, liebe Krawattenengerzieher: Denkt ihr wirklich dass ihr auf einem Cityroller die Seriosität ausstrahlen könnt, die ihr hofft mit eurem Beruf zu repräsentieren? Da geht doch wirklich was schief. Die nächste Frage ist, ob überhaupt jemand auf einem Cityroller eine gute Figur machen kann. Ich würde mal sagen: Eher weniger, tendiert aber schon sehr zu NEIN!!!!

Mindestens genauso undurchschaubar, wie das was sich die Benutzer dabei denken, ist doch auch, was sich die Hersteller gedacht haben. Ein Kinderspielzeug auf hip und cool zu trimmen, für jeden der hip und cool sein will her zu stellen, ist die eine Sache. dieses hoole (Wortneuschöpfung aus "hip" und "cool") Gerät dann auch wirklich auf den Markt zu werfen, ist eine Andere, die nicht toleriert werden sollte. Wahrscheinlich waren da hochkomplizierte psycho- und soziologische Theorien mit im Spiel, als der Cityroller entwickelt wurde, bezüglich Zielgruppe, Notwendigkeit und Werbemanipulation. Aber vielleicht auch nicht und man wollte nur was rausbringen was hool ist.

Dabei sehe ich mich gar nicht als Gegner des Rades an sich. Das Rad ist eine nützliche Erfindung und hat uns schon öfter als oft beim Transportieren von Menschen und Waren geholfen. Und bis heute ist am Konzept des Rades auch nicht viel verändert worden, da dies absolut unnötig ist. Das Rad, wie es 1893 entwickelt und auf den Markt gebracht wurde, erfüllt in seiner ursprünglichen Form auch heute noch seinen Zweck so gut wie damals. Nächstes Jahr will Apple allerdings das neue iWheel auf den Markt bringen. Dann kann man mit seinem Rad auch ins Internet! Man darf gespannt sein.

Um so ärgerlicher ist es, dass eine famose Erfindung wie das Rad für so ein Klump wie den Cityroller missbraucht wurde. Und sicher denken sich jetzt 80% der Leser, warum ich so einen Eintrag schreibe, wo sich doch schon jeder an dieses Gefährt gewöhnt hat, welches schon vor langer Zeit auf den Markt kam. Aus einem ganz ersichtlichen Grund: Mir ist bewusst, dass schon alles Erdenkliche zum Thema gesagt und geschrieben wurde, jedoch muss ich meinem Unmut freien Lauf lassen über Schüler, die mit ihrem Roller die S- Bahn rauf- und runter fahren, den Weg versperren und das Zweirad zu allem Überfluss auch noch nicht festhalten können, sodass es in einer Tour "Bumm" macht. Man könnte natürlich diesen Jünglingen den Kopf im Zusammenklappmenchanismus des eigenen Rollers einklemmen, aber das darf man nicht, weil Kinder halt nun mal Kinder sind und jeder gute Mensch Kinder mag. Mag man keine Kinder ist man automatisch ein Unhold oder ein Pedo (eigentlich ein Widerspruch in sich, aber machen Sie das mal jemandem klar) und hatatatatatatatatatat.... Nu ja, ich finde nun sollte der Aufsatz beendet werden, bevor ich wieder zu viele Themen auf einmal verbrate. Meine Hasstirade auf Kinder und Leute die Kinder mögen kommt dann ein andermal. Versprochen. Und nun rolle ich Richtung Sonnenuntergang auf der Suche nach meiner Traumfrau. Wenn sich da was ergibt, schreib ich's hier rein. Auch wieder versprochen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen