Dienstag, 27. Dezember 2011

Traditioneller Kriegszustand

Nachdem das erste, große Fest des Dezembers von mir bereits geschändet und lebendig begraben wurde, will ich mich mit dem folgenden Text dem zweiten, großen Event des kalten Monats widmen. Anfangs schien mir dafür der Stephanstag am 26. Dezember richtig zu sein, allerdings gibt es darüber nichts, was nicht schon mal gesagt worden ist. Deshalb dachte ich mir, dass ein Eintrag über den letzten Tag des Jahres, Silvester natürlich, angebrachter wäre.

Dass wir Silvester überhaupt feiern verdanken wir der Erfindung der Zeitrechnung, da es bei unserer Art der Zeitrechnerei üblich ist, nach 365 Tagen einen Strich zu machen, der ein vergangenes Jahr darstellen soll. Man kennt dies von Gefängniswänden. Damit niemand den Tag vergisst, beschließt man jährlich ein großes Fest zu feiern und den Tag nach einer Cartoon- Katze zu benennen, dessen Optimismus man sich als Vorbild für das nächste Jahr nimmt. So weit, so unverständlich. In der Zwischenzeit hat sich dieser Tag, der eigentlich auf nackter Bürokratie beruht, zu einer Regressionsveranstaltung gewandelt, die ansonsten nur mit dem Oktoberfest vergleichbar ist. Was im Mittelpunkt steht sind Trunkenheit, Gewaltbereitschaft in Gestalt der modernen Kriegsführung und ein Knabbermix bei dem einem eigentlich nur die Salzstangen schmecken. Klingt verwirrend? Nachvollziehbar! Deshalb sollte man mal einen typischen Silvesterabend rekonstruieren, wie er Jahr für Jahr in normalen Haushalten stattfindet. Dabei gibt es zwei verschiedene Typen auf die ich eingehen will:

Typ 1: Meistens Kleinfamilien oder ältere Ehepaare. Der Abend beginnt zwischen 18 und 19 Uhr mit "Dinner for One" auf einem dritten Programm. Danach wartet man mit Tonnen von Salzstangen, Chips und Erdnussflips bis Null Uhr vor dem Sofa, während man sich die Zeit mit einem Silvesterevent im Fernsehen oder einem unterhaltsamen Film vertreibt. Um 0.00 Uhr rumpeln alle ans Fenster um sich, untermalt vom Feuerwerk der Nachbarn ein frohes, neues Jahr zu wünschen. Nebenbei schlürft man Sekt. Übrigens der einzige Tag im Jahr an dem die Kinder Alkohol trinken dürfen. Die Eltern gehen mal schwer davon aus, dass dies für die nächsten 15 Jahre so bleiben wird. Danach geht die Sippschaft ins Bett. In manchen Fällen verpulvert man sein Geld sogar selbst am Himmel! In der Regel hat man dafür auf den Urlaub verzichtet und ist während dem Schießen zu beschäftigt in den Himmel zu schauen.

Hört sich nicht spannend an? Tja, keine Sorge. Es gibt ja noch

Typ 2: Meistens verkörpert durch Pubertierende oder "Jung gebliebene" (auch "Post-Pubertäre" genannt). Ende des Sommers macht dieser Typus in der Gruppe aus, was man an Silvester denn macht. Da man entweder altersbedingt auf keine öffentlichen Veranstaltungen gehen kann oder man es privat gemütlicher findet (Def. Gemütlichkeit: Zustand zwischen bereits bekannten Leuten zu sitzen), macht man eine Haus- bzw. Wohnungsparty. Das hat den Vorteil, dass man sich mit keiner Rechnung herumärgern muss, seine eigene Musik spielen kann ("Machste ma´ bitte was bei YouTube an?") und die weiblichen Gäste nicht durch potentiell interessantere Männer abgelenkt werden können.

Nun schaut man also, wer sturmfrei, eine eigene Wohnung oder taube Nachbarn hat. Die Person die sich freiwillig meldet, hat meistens nicht viel zu sagen und meint in den eigenen vier Wänden nun Authorität spielen zu können. Ein folgenschwerer Irrtum. Ungefähr gegen 20.00 Uhr will man bei der betreffenden Bude sein. Ungefähr gegen 20.45 ist man da, das man entweder nicht wusste wie die Öffentlichen fahren oder vergaß, dass alle Geschäfte (auch der Norma) früher geschlossen haben und zähneknirschend einen Wodka für 25 Euro bei der Tanke kaufen musste. Der Gastgeber sitzt in dieser Zeit stumm auf der Couch und macht gar nichts, da er auf das Klingeln gefasst sein will. Als dann endlich alle da sind stößt man gemeinsam an und schreit dabei. In der Regel hat jeder, außer der Gastgeber, schon sein drittes Getränk (siehe Vorglühen). Nun wird wahlweise bei Winamp oder Youtube eine Playlist abgespielt, die alle zwei Minuten von einem Musikwunsch unterbrochen wird, der sich genauso anhört wie der Rest der Liste, aber für den Betreffenden eine ganz besondere Bedeutung hat. Zwischen dem Stamperln und Husten schlägt mindestens eine Person Flaschendrehen vor und geizt dabei nicht mit schlechten Anmachsprüchen, während er verschmitzt seine Augenbraue hochzieht. Spätestens jetzt fragt man sich warum man diesen Trottel überhaupt eingeladen hat.

Während zwei Mädchen im Wohnzimmer "crazy dancen", unterhalten sich mindestens zwei Jungens darüber wenn sie von den anwesenden Damen am liebsten ins Bett kriegen würden und welche von ihnen nach einem Amboß im Gesicht nur besser aussehen könnte. Der Rest stolpert zwischen dem Schlafzimmer der Eltern, der Küche und der Toilette herum, lacht gekünstelt und macht Fotos, die einen gelungenen Abend suggerieren. Übrigens war es ja auch erlaubt Freunde mit zu bringen. Das ließ man sich natürlich nicht zweimal sagen. Nun hängen also neben den üblichen Subjekten auch noch irgendwelche Leute in der Wohnung herum, die keiner kennt. Diese sagen entweder gar nichts und machen einen durch ihre Schweigsamkeit nervös oder lassen mit ihrem Benehmen sogar den verzweifelten Flaschendreher symphatisch erscheinen. Spätestens um 22 Uhr schläft die erste Person. Wenn es ein Mädchen ist, setzt sich Flaschendreher Heinz neben sie mit dem Vorwand auf die acht zu geben. Eigentlich hofft er nur, dass sie mit dem Kopf auf seine Schulter sinkt. Alle sind von ihm angewidert. Ist ein Mann der betrunkene Schläfer, so interessiert es Keinen. Er wird dann höchstens mit Penisen und Hakenkreuzen vollgemalt.

Ab und an kommt es an diesem Abend, wohl durch den sechsten Wodka Bull, zum Streit zwischen zwei Personen. Oft geht es dabei um den potentiellen Sexualpartner oder darum, dass man eventuell mal irgendwann irgendwas irgendwo gesagt hat, was irgendwie mit dem Anderen zu tun hat. Man beschließt die Beiden in verschiedenen Ecken der Bude zu verteilen und sich die Stimmung nicht verderben zu lassen. Sollte jemand senitmental werden, aufgrund des siebten Wodka Bull, so verdirbt man in der Regel den Abend desjenigen der ihn/sie am besten kennt, indem man ihn/sie zum Psychologen erklärt, der nicht mehr von der Seite der labilen Person weichen darf. Der Gastgeber hat sich in der Zwischenzeit ins Koma getrunken oder aufgehängt. Beides ist auf die Gäste zurück zu führen. Sollte es nun Mitternacht sein und sollten alle Personen noch leben bzw. ansprechbar sein, wünscht man sich mit einem großen "WOOOOOOUUUHOOUUUUU" ein frohes Neues. Die Jungs haben natürlich Raketen und ähnlichen Käse mitgebracht, die nun gegen die Außenwand der Wohnung von Typ 1 fliegen. Wenn man Glück hat, schießen die Volldeppen die Raketen vom Balkon nach draußen und nicht nach drinnen, geschweige denn von drinnen nach oben. Jedenfalls wird das Geballer nach einer Dreiviertelstunde von der Polizei beendet und man zieht sich erstmal zurück um den restlichen Alkohol zu vernichten. Gegen 00:30 sinkt die Stimmung in Depressionsnähe, da bereits alle Stimmung buchstäblich verschoßen wurde und man verlässt klammheimlich das Schlachtfeld ohne den Gastgeber aufzuwecken (falls nicht die vorher beschriebenen Taten eingetreten sind). Auf der Straße können sich nun die Streithähne und der Wochenenddepressive ausleben, während der Rest das Weite sucht.

So ungefähr laufen 67% dieser Feiern ab. Muss jedenfalls so sein. Öffentliche Feiern gibt es natürlich auch, aber das ist eigentlich das Selbe wie Typ 2, nur mit Leuten die sich nicht kennen. Dort fliegen die Raketen aber ebenfalls parallel zum Boden.

Nun wissen wir alles über Silvester außer ob man nun den Anfang des neuen Jahres feiert oder das Ende des Alten. Zweites ist zwar wahrscheinlicher, aber im Endeffekt wird etwas Anderes behauptet. Wer es weiß soll es aufschreiben.

Allen Lesern dieses Blogs wünsche ich hiermit ein Jahr 2012, welches besser wird als das Jahr 2011...man kann´s jedenfalls mal versuchen!

Montag, 12. Dezember 2011

50 Tragödien über die man sich nicht beschweren sollte



Jeder von uns der schon einmal gelebt hat, wird gemerkt haben, dass das Leben nicht nur fröhliche und endorphinausstoßfördernde Momente enthält. Nein, größtenteils bekommt man genau das Gegenteil zu spüren und erlebt eigentlich nur eine Aneinanderreihung von kleinen Dramen. Und wie bei einem Drama im Theater ist es so, dass einige Dinge mehr Aufmerksamkeit erregen, da sie emotional aufwühlender sind ("Hamlet" von Shakespeare) und einige Dinge überhaupt niemanden berühren, da der Zuschauer gar nicht in der Lage sein kann sich in die Problematik einzufühlen ("Die traurige Tragödie in der Herr Henzel seinen rechten Schuh verlor" von Astinbach). Nun sind Ereignisse wie ein Todesfall in der Familie, Jobverlust oder eine tödliche Krankheit natürlich kein Pappenstiel und einschneidend im Verbringen der Existenz. Diese Sachen haben allerdings den Vorteil, dass man über sie sprechen kann und im besten Fall Mitgefühl von seinem Gegenüber bekommt. Dieses muss nich unbedingt echt sein, aber es fühlt sich schon recht gut an, wenn man Aufmerksamkeit bekommt und vielleicht zu seinem Darmkrebs noch einen ausgegeben bekommt.

Wirkliche Probleme sind allerdings die, die kein Leben beenden oder beeinträchtigen sondern es einfach nur unangenehm begleiten. Die "Problemchen" haben den Nachteil, dass sie niemandem Mitleid oder Empathie entlocken, sondern dass man im Endeffekt nur als Heulsuse, Meckerfritze oder Volldepp abgestempelt wird. Genau dieses Fehlen an Interesse am eigenen Colabieren führt oft zu schweren Depressionen und "Leck-mich"- Zuständen. Da ich ja auf die Gefühle der Menschen nicht mehr angewiesen bin, da ich hier einen Blog habe, möchte ich ganz offen über diese Dinge schreiben und so vielleicht einigen Leuten da draußen das Gefühl geben, verstanden zu werden. Die Liste ist übrigens nicht in Ranking Show- Manier gehalten bei dem man mit dem Banalsten beginnt und sich langsam vorarbeitet zum Ergreifensten, sondern alle diese Krisen sind auf ihre Art und Weise gleichwertig. Also viel "Spaß" damit:

  1. Man sitzt zu lange auf dem Klo und kommt zu spät zu einer Verabredung.
  2. Die Songs, die man sich auf den MP3- Player geladen hat, werden nicht in der Reihenfolge der Tracklist aufgelistet.
  3. Man schwitzt im Winter in seinen Klamotten, aber man kann sie nicht ausziehen weil es sonst zu kalt wäre.
  4. Der Kugelschreiber schmiert beim Schreiben.
  5. Man vergisst zum fünften oder sechsten mal sein E-Mail- bzw. Blogpasswort.
  6. Der Ofenkäse wird nicht knusprig (obwohl man Zeit und Temperatur auf der Packung eingehalten hat.
  7. Langsame Leute gehen vor einem (meistens auch noch nebeneinander, damit kein Durchkommen ist).
  8. Die Vorhaut klebt beim Urinieren zusammen und bildet so einen Springbrunnen. (Ich weiss nicht ob Frauen das selbe Problem mit ihren Genitalhäuten haben, aber irgendetwas Ähnliches wird es da schon geben).
  9. Man fängt in der Hose an zu urinieren, aufgrund von unglaublichem Druck (Komischerweise immer dann wenn man sich selbst gut zuredet, dass man es gleich geschafft hat).
  10. Der öffentliche Toilettensitz ist nass, siehe dazu auch Punkt 8.
  11. Die eigenen Geräusche sind auf der öffentlichen Toilette zu laut.
  12. Beim Wareneinräumen fällt ein Karton, nach Abnahme des Deckels auseinander und die Waren verteilen sich auf dem Boden.
  13. Zu viele Leute stehen vor dem Bankautomaten und machen zu viel.
  14. Aufgrund Alter und Kranker ist kein Sitz in der S-Bahn frei
  15. Die Nase läuft und kein Taschentuch ist in Sicht.
  16. Man sitzt am Bahnhof auf der Bank direkt vor dem Fahrplan und blöde Touristen rücken einem auf die Pelle um sich ihn anzusehen.
  17. Die Butter ist zu hart um sie gescheit auf´s Brot zu schmieren.
  18. Aus dem Pfeffer- bzw. Salzstreuer kommt zu wenig
  19. Aus dem Pfeffer- bzw. Salzstreuer kommt zu viel
  20. In der Bahn geht niemand in die Gänge, sodass sich alle im Eingangsbereich tummeln
  21. In der Bahn gehen alle in die Gänge, sodass man nicht mehr aus seinem Abteil kommt.
  22. Man nießt und hat auf einmal einen Schleimbatzen in der Hand.
  23. Leute stehen auf der Rolltreppe nebeneinander.
  24. Der Sitznachbar in der Bahn sitzt auf deiner Jacke.
  25. Urinieren mit Morgenerektion.
  26. Das Buch klappt ausversehen zu und natürlich hat man sich die Seite nicht gemerkt.
  27. Man lässt beim Rasieren größere Flächen unabsichtlich stehen.
  28. Die Pizza ist zu heiß, so dass man sie lange abkühlen lassen muss.
  29. Die Pizza ist zu kalt, weil man sie zu lange abkühlen hat lassen.
  30. Man sticht sich beim Nähen.
  31. Man will sich ein Hautfitzelchen in der Nähe des Fingernagels abreißen und reißt dabei zu viel weg, sodass es brennt.
  32. Der Filter fällt aus der frisch gedrehten Zigarette.
  33. Die Hose wird vom Schneematsch nass und dreckig.
  34. Die Simpsons- Folge die diesmal kommt, hat man schon kurz zuvor auf DVD gesehen.
  35. Das Bier läuft über.
  36. Runzelige Finger nach Berührung mit Wasser.
  37. Die Socken lassen sich nach dem Duschen nur mit Mühe anziehen.
  38. Das Halten des Regenschirms wird durch starken Wind erschwert.
  39. Die Kopfhörer des Sitznachbarn sind zu laut.
  40. Eine Erdnuss, die man gerade verzehren wollte fällt auf den Boden und mitten in eine Staubfluse.
  41. Die Hose ist zu eng, sodass man seine Hände nicht in die Taschen stecken kann.
  42. Die Kunden an der Kasse erwidern nicht den schönen Tag, den man ihnen wünscht.
  43. Knabbereien fallen ins Bett und man rollt sich im Schlaf in ihnen herum.
  44. Man muss in der vollbesetzten Kneipe (wahlweise auch Kino etc.) auf´s Klo.
  45. Man erschrickt wenn das Handy klingelt.
  46. Das Anzünden der Zigarette wird durch starken Wind zur Tortur.
  47. Es stinkt und man weiß nicht ob der Gestank von einem selber kommt.
  48. Die Aufzugstür braucht zu lange zum Schließen.
  49. Man wird lange und eindringlich von einem Kleinkind angestarrt.
  50. Man malt sich versehentlich mit einem Stift ins Gesicht.

Nun wird man sicherlich gemerkt haben, dass viele Punkte mit Toiletten oder S-Bahnen zu tun haben...Willkommen in meiner Welt.

Freitag, 2. Dezember 2011

Es geht um Weihnachten

02. Dezember 2011. Draußen 15°C. Normalerweise ein Grund zur Freude, doch bei den meisten Leute die sonst über grau-en-er-regende Temperaturen meckern, sind auch bei milden 15° nicht still. Denn schließlich ist in 22 Tagen Heiligabend und da will man es arschkalt und sauglatt, wahlweise auch andersrum. Doch von Glätte und Kälte keine Spur. Die Sonne scheint, blauer Himmel und alles macht den Anschein als wäre es ein früher Herbst- oder später Sommertag. Normalerweise nichts Schlechtes, aber zu dieser Jahreszeit und vor allem vor dem anstehenden Pflichtfest will man leiden wenn man vor die Türe geht. Man spricht von Traditionsmasochismus. Da braucht man doppelt so viel Weihnachtsstimmung, wenn es sein muss mit doppelt so viel Glühwein. Den bekommt ma ja noch original am Weihnachtsstimmungschristkindlmarkt.

Wobei bis heut ungeklärt ist, ob die Christkindlmärkte Weihnachtsstimmung erzeugen sollen oder die Christkindlmärkte aus Weihnachtsstimmung heraus aufgebaut werden. Zweiteres würde dem Geist des heiligen Abends entsprechen, während Ersteres ein handfester Skandal wäre. Propaganda! Gehirnwäsche! 1984! Wobei dies im Endeffekt nicht allzu schlimm wäre, da Gehirnwäsche nur funktioniert wenn überhaupt ein Gehirn vorhanden ist, oder man nicht durch andere Reize abgelenkt wird. Und ich denke dass auch der weihnachtlichste Christkindlmarkt keine Festtagsstimmung erzeugt wenn man sich zwischen quängelnden Prolls und besoffenen Kindern durchquetschen muss. Oder war´s andersrum? Egal, die meisten wissen eh nicht, warum sie dies über sich ergehen lassen. Offensichtlich aus geschichtlichem Unwissen.

Laut Experten wurde Weihnachten rund 500 nach Christus erfunden. Damals noch gedacht als alljährlicher Anlass um anderen Leuten Sachen aufzudrängen, die man selbst nicht mehr braucht, heute auch Sperrmüll genannt. Natürlich machte sich die Kirche dieses nützliche Fest zu eigen, erfand dazu eine Märchengeschichte mit Kindermord und einem Esel und steigerte so die Verkaufszahlen für Weihnachtskrippen, die vorher keine bestimmte Funktion hatten. Als dann um das Jahr 1193 der Winter ins Land kam, wurden Begriffe wie "Gemütlichkeit" hinzugedichtet. So ändern sich die Zeiten.

Aber zurück zur Frage was zuerst da war: Die Weihnachtsstimmung oder die Geldgier? Allein die Frage ist blasphemisch! Wie können denn die ganzen Nikoläuse, Glühwein- und Bratwurstverkäufer, Weihnachtsbaumhändler, Krippenhersteller, Geschenkeverpacker aus dem Kaufhaus, Schlittschuhbahnaufbauer (Beispiel: Stachus), Musiker usw. kommerziell interessiert sein, wenn sie unsere Augen zum leuchten und unsere Nerven zum colabieren bringen? Humbug!

Falls man trotz all dieser Subjekte immer noch keine Weihnachtsstimmung hat, kann man folgendes anwenden: Drei Flaschen Glühwein, wahlweise Wham!´s "Last Christmas" oder Frankie Goes To Hollywood´s "Power of Love" auf Wiederholung stellen, auch wenn man Beides nicht mag, ungeachtet der Zimtallergie und der Diabetes dosenweise Plätzchen futtern und den Liebsten, falls welche zur Hand sind, Geschenke schicken, die man ganz passend zur Person vom Flohmarkt geklaut hat. Fertig sind die erholsamen Feiertage! Falls das nichts hilft, sollte man es anschließend bleiben lassen. Schließlich kommt die Weihnachtsstimmung letztendlich aus dem Herzen. Jeder der das nicht versteht, wird am Christbaum gelyncht.

Der Gutmensch hat übrigens eine sehr eigene Art Weihnachten zu feiern. Er gibt sich das Ganze doppelt so viel wie der normale Mensch und erwähnt es bei jeder Gelegenheit. Aus seiner Sicht ist jede Situation eine Gelegenheit. Er spricht sich lauthals gegen die kommerziellen Auswüchse des Weihnachtsfestes aus, macht aber trotzdem beim Wichteln mit, da er im Unterbewusstsein hofft das große Los zu ziehen. Da Socken mit Elchmotiv für ihn nicht das große Los sind umarmt er seinen Partner nur widerwillig. Seinen Freunden und Verwandten schickt er anschließend selbstgebastelte Karten...sonst nichts. Kommerz und so. Den Kindern in Afrika schickt er allerdings über fünf verschiedene Hilfswerke diverse kostspielige Pakete. Da der ansäßige Diktator allerdings nichts mit Schokolade anfangen kann, hätte er sich das auch sparen können. Ein Glück, dass es ihn nicht kümmert.

Natürlich sind nicht alle die an Weihnachten freundlich und offen sind, mit dem Strom schwimmende Fische oder zwielichtige Gestalten. Manche meinen es wirklich ernst und wollen anderen eine Freude machen. Ich gehe allerdings schwer davon aus, dass Leute die dies ernst nehmen, auch den Rest des Jahres eine eher sympathische Beziehung zu den Mitmenschen haben. In diesem Sinne, lasse ich allen Lesern die Wahl ob sie ein frohes Fest haben wollen oder nicht.

Montag, 14. November 2011

Porn under a Bad Sign

In der heutigen Zeit scheint es ja ein allseits beliebter Trend zu sein unseren guten, alten Freund, die katholische Kirche, in jeder Hinischt zu kritisieren. Wie es allerdings meistens so ist, wenn der Pöbel einen Dorfdeppen gefunden hat; die Selbstreflektion findet wenig Platz im ungebremsten Aufbrausen. Ein altes, germanisches Sprichwort sagt ja schon: "Erstmal vor der eigenen Haustüre graben". Viele vergessen bei den Vorwürfen zu Themen wie Inquisition, Kreuzzüge, Hexenverbrennung oder Kindesmissbrauch, dass man selbst ja auch schon mal Fehler macht. Noch hinzu kommen üble Anschuldigungen, die an Rufmord grenzen und mit der Realität natürlich nicht das Geringste zu tun haben. Die Populärste unter ihnen ist ohne Zweifel, dass die Kirche pornophob sei, d.h. Pornografie und Erotik im Allgemeinen eher unfreundlich gegenüber steht. Vollkommener Blödfug! Schließlich ermöglichte die Kirche durch ihre Tabuisierung der Sexualität erst den ruhmreichen Siegeszug der Pornografie! Und jedes Kind weiß, dass alles was tabu ist auch cool sein muss! Hallelujah! Stellen wir uns doch mal vor, die Kirche hätte das Zähneputzen als Sittenverfall und Sünde bezeichnet. Sicher würden wir uns heute Magazine und Videos von zähneputzenden Leuten ansehen, die wir kurz zuvor bei Saturn unter´m Ladentisch erstanden haben.

Heutzutage ist die Pornografie aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Schüler lenken sich damit vom Unterricht ab, Erwachsene vom ganzen Leben. Private Fernsehanstalten benutzen sie immer wieder als Thema für Sexreporte, die uns endlich zeigen was wir eigentlich anziehend und erotisch finden. Selbst Pseudopornografie in Form von Werbung knallt uns heute beim Bummel durch die Münchner Fußgängerzone vor die Linse. Kurz gesagt: Im Land in dem nackte Frauen große Autos verkaufen ist der Lutsch- und Leckfilm zwischendurch endlich ein Teil des Lebens zwischen Aldi und Lidl geworden. Nochmal Hallelujah. Und da sich immer noch Leute drüber aufregen, ist sie immer noch interessanter denn jeh. Der Höhepunkt des Shoppingausflugs ist es doch nicht im C&A Ramones- Shirts zu verknittern oder sich im Media Markt die, bereits seid Anfang der Woche fünften Kopfhörer zu kaufen, sondern der stimulierende Gang in die nächste Beate Uhse Filiale. Dort gibt es neben den üblichen Hilfsmitteln wie Gummientchen mit Anusattrappe oder der Latexvaginalsaugglockenmaske auch die lustige Pornoabteilung mit allerlei Gedöhns. Wirklich für jeden Geschmack ist was dabei! Von fett bis alt und von Leder bis Pollunder wird jeder Fetisch genauestens bedient. Was für eine schöne Welt!

Doch in Zeiten der elektrischen Zahnbürste ist natürlich ein Medium der Lustlieferant Number One! Das Internet natürlich, denn neben Seiten wie dem ColaBiert!- Blog und Sonstigem (eine umfassende Zusammenfassung gibt es bei www.google.de), kann sich nun auch jeder "Geile Asiatinnen ohne Beine fressen Plazentas 2" bequem vor dem Computer anschauen. Zwar kann der heimische PC nicht die Atmosphäre bieten, die ein Pornokino dem Konsumenten bietet, jedoch hat man wenigstens einen Grund, nicht aus dem Haus zu müssen. Außerdem hat kollektives Mastubieren immer noch einen merkwürdigen Beigeschmack bei vielen Leuten. Zudem können auch Jugendliche, die mit ihren Fragen maßlos überfordert sind, auf Seiten wie fucktube.org und cum.com nach Antwortssuche gehen, wenn die Eltern mal wieder zu blöd sind um zu erklären, warum seid neustem beim Aufwachen die Bettwäsche verklebt ist. Die Internetpornografie hat also auch eine Funktion als Aufzieher und -klärer. Wissenschaflter konnten allerdings entdecken, dass sich, von Pornografie aufgezogene Jugendliche, in zwei Gruppen einteilen lassen können. Zum Einen wären da triebgesteuerte Arschlöcher (siehe dazu: Peter E. Brackston: "Der Discobesucher - Mythos und Realität") und zum Anderen hätten wir da dann die verwirrten Einzelgänger, die sich irgendwann aus Frustration die Genetalien abschneiden. In beiden Fällen geht man davon aus, dass das anormale Verhalten nicht auf den Inhalt der Filme, sondern auf die zu langsame oder zu schnelle Internetverbindung zurück zu führen ist.

Man sieht also, die Welt in der Männer immer können und Frauen immer wollen, hat nichts Schlechtes. Randgruppen wie FeministenInnen und Sittenschützer müssen nur noch überzeugt werden. Blanke Gewalt wäre eine Alternative, aber dazu ein Andermal mehr. Doch stellen wir uns einmal vor, sexuelle Darstellungen wären von Anfang an in der Gesellschaft ohne Scheuklappen behandelt worden. Jeder, egal welche Einstellung er hat, hätte eine andere Einstellung zu ihr. Egal ob man sie lebenswichtig, oberflächlich, obszön, aus wissenschaftlicher Sicht interessant oder weißgottwas findet, niemand könnte mehr leugnen, dass sie ein normaler Teil des Alltags wie die Lindenstraße wäre. Und wer behauptet, er habe sowieso nie bewusst pornografisches Material konsumiert, gehört sowieso verkehrt herum an ein brennendes Kreuz genagelt. Und es kann wohl niemand behaupten, dass Pornos gucken und hobeln nicht besser ist als in Hinterhöfen Katzen zu verbrennen, oder?

Freitag, 4. November 2011

Ich und die Fischaugen der verwelkten Lust

Eigentlich wollte ich ursprünglich einen Artikel über Pornografie und ihre Auswirkung auf das menschliche Verdauungssystem schreiben. Dieses Vorhaben wurde jäh vereitelt durch ein Erlebnis, welches mir gestern die Weltstadt mit Herz bescherte. Eine unfassbar tragische und gleichzeitig brutale aber dann auch wieder lustige Geschichte. Also an´s Werk.

Am gestrigen Tage wurde ich in aller Herrgottsfrühe in die Bundesagentur für Arbeit alias Arbeitsamt alias Scheißverein gerufen. Das zwanzigminütige Gespräch, das sich der einstündigen Fahrt anschloß, hatte schließlich die Pointe, dass alles in Zukunft so gemacht wird wie bisher. Diese Sysiphusreise machte mich verständlicherweise hungrig. Entschlossen suchte ich nach einer Nahrungsaufnahmeanstalt, was um halb elf in München relativ schwierig ist, da die verschiedenen Restaurants, trotz des Metropolencharakters der Stadt um diese Zeit noch nicht geöffnet haben oder kurzerhand keine Speisen anbieten. Also viel meine Wahl auf das Hauptquartier der Dekadenz und des Selbstmissbrauchs: Einer Burger King- Filiale.

Meine Wahl fiel auf ein sogenanntes "King des Monats"- Menü. Nicht weil ich mir sicher war einen Geschmacksorgasmus zu erleben, sondern weil das Preis- Leistungsverhältnis recht fair ist. Nachdem ich den ersten Tisch, aufgrund des Fäkaliengeruchs abgelehnt hatte, suchte ich mir eine andere Sitzmöglichkeit. Meine Wahl fiel auf einen Tisch in der Nähe des Gangs, gegenüber von Servietten, Salztütchen, Strohhalmen etc. und begann mir den ganzen Quatsch auf meinem Tablett ins Maul zu stopfen. Da die Musikvideos in den, in der Wand instalierten Fernsehern, mich nicht zu unterhalten vermochten, studierte ich die Krümungsradien meiner Pommes.

Als ich allerdings meinen Kopf kurz von den Kartoffelstäbchen erhob, entdeckte ich, dass ein, wahrscheinlich auch durch den audiovisuellen Dünnschiss der Fernseher gelangweilter Rentner, mir schräg gegenüber saß und mich offensichtlich ins Visier genommen hatte. An seinen lüsternen Glubschaugen, die vor Verlangen beinahe die Gläser aus seinem Brillengestell drückten, konnte ich erkennen, dass er nicht an den Krümmungsradien meiner Fritten interessiert war. Sein Interesse an meiner Wenigkeit war offensichtlich sexueller Natur. Obwohl es eigentlich in den Biologiebüchern heißt, dass Opis und Omis lieber stricken als f***** (Entschuldigung, es sollte "ficken" heißen). Ich versuchte den Greis nicht weiter zu beachten, aber seine Blicke durchbohrten meine jugendliche Seele wie brennende Pfeile...zumindest war es mir leicht unangenehm. Mir schoßen Assoziationen mit Mayonnaise und einem runzeligen, vergammelten Pommes Frites durch den Kopf. Jeden Moment hätte Opa Knorke von seinem Sitz aufspringen können um mir ein Stück meiner Jugend zu entreißen um es sich einzuverleiben, in seinen dekadenalten, verbrauchten Körper. Nebenbei bemerkt, hatte der Kerl weder Essen noch noch ein Getränk auf seinem Tisch stehen. Nur der Tischewischer konnte ihn kurz davon abhalten mich weiter mit seinem grauen Star zu penetrieren.

Natürlich habe ich nichts gegen alte Menschen und schon gar nicht gegen Homosexuelle. Doch als ich mir in diesem Moment vorkam wie ein Tier, eingekerkert im Zoo wurde mir bewusst, dass ich nicht nur Opfer meiner eigenen, sondern auch einer fremden, sexuellen Frustration war. Kann auch sein, dass es die Soße in meinem Burger war, die mir Magenschmerzen bereitete, aber das war doch etwas weit hergeholt. Wie auch immer, ich verdrückte schnell die restlichen Fettaufsauger, auch genannt Nahrungsmittel, und ging entschlossen in Richtung Tür. Ich achtete darauf den Päderasten keines Blicks zu würdigen, in der Angst er könnte es als Heiratsantrag verstehen. Ich bemerkte allerdings zu meinem Missvergüngen, dass er, sobald ich an ihm vorrübergeschritten war, noch einen letzten, feuchten Blick auf mich erhaschen wollte. Er drehte mir seinen verkalkten Kopf hinterher, gerade dass es nicht auffiel. Allerdings verlor der alte Nimmersatt das Gleichgewicht und fiel von seiner Sitzbank auf die Bodenfließen wo er sich dann wildsabbernd in seiner Geilheit wälzte, bevor er von der Putzkraft entfernt wurde. Nun ja, da ich aus dem Etablissment bereits verschwunden war, kann ich Letzteres nicht bestätigen, aber ich nehme mal an, dass es so war.

Um mich von dieser Beinahevergewaltigung zu erholen ging ich in den, am Marienplatz gelegenen Hugendubel um dort Buchrücken zu befingern. Ich sympathisierte kurz mit dem Gedanken mir ein Buch von Max Goldt zuzulegen, dachte dann allerings dass es besser wäre erstmal Houellebecq und Pessoa fertig zu lesen. Wie es dem Alten weiter erging weiß ich nicht, vllt. ist er tot. In diesem Fall bin ich allerdings froh, ihm noch ein paar letzte schöne Momente bereitet zu haben.

Samstag, 29. Oktober 2011

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Von der Unmöglichkeit der menschlichen Zweisamkeit oder "Ich war mir über meine Gefühle nicht im Klaren, Sry"


So, meine lieben Leser und Lesinnen! Heute geht es mal um was ganz was Neues. Die Beziehung zwischen Mann und Mannin bzw. Frau und Frauer bzw. Homosapiens und was daran nicht klappt und so weiter. Natürlich werde ich mich dabei nicht auf das Niveau eines gewissen, siebenmaligen Gewinners des deutschen Comedypreises begeben, dessen Grab in naher Zukunft von der Zentrale für Geschmack zur Tanzfläche erklärt wird. Man sieht, dass diesem Thema eine solch große Bedeutung beigemessen wird, dass einige Knallköpfe damit ihren täglichen Brottrunk verdienen können. Doch statt gleich berzerkergleich auf das Thema einzudreschen, gebe ich lieber erstmal einen historischen Rückblick. Denn schließlich fragt sich ja jeder normale Mensch, wie es soweit kommen konnte, dass er nun 50 SMS pro Minute bekommt, in denen steht, was man doch für ein Arschloch ist. Danach ist einem zwar nicht geholfen, aber wenigstens kann man gescheit daherreden.

Für unsere Zeitreise in die Geschichte des Untergangs müssen wir bis ins 19. Jahrhundert reisen. Genauer gesagt ins Jahr 1821, als Theodor B. Ziehung (wie lange man braucht um sich so was Flaches auszudenken) in ärmlichsten Verhältnissen geboren wurde. Er war einer, der den großen Denkern seiner Zeit auf der Tasche lag und gilt als Erfinder der modernen Beziehung. Bis 1864 passierte in seinem Leben eigentlich gar nichts. In besagtem Jahr allerdings, brachte Ziehung sein "Manifest des menschlichen Zusammenseins" heraus, bestehend aus sechs Din A4- Seiten, von denen auf vier Seiten Bleistiftzeichnungen zu sehen waren, die sich kritisch mit diesem Thema auseinandersetzten. Das Buch wurde ein Hit! Heute vergleichbar mit den Werken von Charlotte Roche oder Tommy Jaud. Kein Wunder, denn die Thesen waren für die damalige Zeit revolutinär! Im Buch beschrieb er, angereichert mit, aus heutiger Sicht absurden Begriffen wie "milchiges Beisammensein" oder "bärengleiche Einsamkeit", seine Thesen von einer neuen Form der Zwischenmenschlichkeit. Zum Beispiel beschrieb er das Zusammenleben der Menschen in Zweiergruppen. Damals noch in einer Mann/Frau- Beziehung, denn die Homosexualität wurde erst zehn Jahre später erfunden. Außerdem lies er in sein Beziehungsmodell diverse, zwischenmenschliche Prozesse miteinfließen wie z.B. das Sonntagnachmittagsphilosophieren, das Gruppenspeisen oder die Triebtäterei. Re-Vo-Lu-Ti-O-När!!!!!11111 Von seinen kontrovers diskutierten Schriften konnte er sich bis 1872 über Wasser halten, bevor er hinfiel und starb. Manche Historiker behaupten bis heute, dass Ziehung auf keinen Fall ein Revolutionär war, sondern einfach nur aufschrieb was es eh schon seid Hunderten von Jahren gab, nur auf eine Form, die keiner verstand.

Wie auch immer, eine Sache hatte Ziehung bei seiner Theorie vergessen. Eine enorm wichtige Sache. Und das war der Partner. Denn wie bei der Misanthropie gehören auch zu einer Beziehung immer zwei Leute. Die bedauernswerte Tatsache, dass jeder Mensch leider ein Individuum ist, auch wenn man es ihm nicht ansieht, macht die von Theodor B. Ziehung so ersehnte Beziehung sowieso von vornherein zu nichte. Aus der Individuentheorie lässt sich letztendlich ein Konflikt ableiten, der zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners ausgetragen wird und nicht selten im seelischen Colabieren endet. Zur Veranschaulichung empfehle ich diverse Beziehungskomödien, wahlweise mit Ben Stiller oder Julia Roberts.

In der Praxis sieht das so aus: Ist die erste Phase des pubertär-naiven Dauergrinsens vorbei geht man immer mehr in die "Wir-sehen-uns-den-ganzen-Abend-nicht-an-weil-Jauch-grade-im-Fernsehen-ist"- Phase über. Hier beginnt man sich dann zu fragen was man eigentlich will. Die Frau, beispielsweise, will oft einen Beschützer. Nicht dass sie es nötig hätte, aber das ist halt so. Sehr schnell wird erkannt, dass der männliche Partner genug damit zu tun hat sich selbst zu beschützen. Der Mann will dann meistens "MAMA" d.h. einen Idioten der alles macht. Es gibt natürlich auch Paare aus der Grinsekuchenecke, die sich gegenseitig keine Rollen zusprechen wollen, jedenfalls offiziell. Im Inneren will man natürlich seinen Partner so haben, wie man will. Aber das versucht man durch gemeinsames Kochen, gemeinsames Fernsehen und Ausflüge mit den Eltern zu kompensieren. Irgendwann fliegt einem dann das heiße Bügeleisen ins Gesicht, aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zu funktionierenden Beziehungen: Während dieser Rollensuchphase wird krampfhaft versucht die pubertär-naive Dauergrinsphase aufrecht zu erhalten, indem man sich ohne Grund die Zunge in den Rachen schiebt und ab und zu flüstert während man schaut, als wäre man im Opiumrausch. Dieses hormonelle Hickhack wird unterbrochen von Gekeife und Schuldzuweisungen aufgrund von Kleinigkeiten. Der Versuch dem Partner seine Meinung sachlich darzustellen wird jäh dadurch beendet, dass der Gegenüber genau das Gleiche macht. Nach 10 Minuten Schweigen werden dann wieder die labellogeschwängerten Lippen aufeinander gepresst. Für den Außenstehenden (MICH!) hat das dann einen Fremdschämfaktor der in menschlichen Maßeinheiten gar nicht mehr zu bestimmen ist.

FAZIT 1: Jeder will was anderes, deshalb geht nix

Was ebenfalls erschwerend hinzukommt: Man ist nicht allein auf der Welt. Neben seiner Freizeit und seiner Seele bringt jeder noch sein soziales Umfeld mit in die Beziehung. Und da wären wir wieder bei den Bedürfnissen. Zur genaueren Veranschaulichung wollen wir uns die zwei Situationen vor Augen führen:

Situation 1: Frau in Männerrunde

Der Mann von Heute trifft sich gerne mit seinen Freunden um sich, bei einem Bierchen über essentielle Themen wie Philosophie, Politik und Bumsen zu unterhalten. Wenn nun der Mann seine Angebetete mit in die Runde bringt, wird dies zur Zerreisprobe. Er versucht während des ganzen Treffens sein normales Verhalten zurückzuhalten um sich den Bedürfnissen seines Schatzimausis anzupassen. Was dies erschwert: Er kennt die Bedürfnisse nicht. Das führt dann dazu, dass er den ganzen Abend stumm zurückhaltend herumsitzt und bei der Diskussion über die Zusammehänge von Kant und Nitzsche nicht teilnimmt. Sie bringt während des Abends außer einem schüchternen "Hallo" zu Beginn nicht viel heraus und schaut ab und zu entgeistert, um so der Runde das Gefühl zu geben, dass sie ein unglaublich asozialer Haufen sind. Ob das beabsichtigt ist, ist bis heute ungeklärt.

Situation 2: Mann in Frauenrunde

Darüber ist nicht viel bekannt. Männliche Augenzeugen meinen lediglich, dass sie dort auch nicht viel sagen. Es wird vermutet, dass diese Zusammenkünfte mit Kätzchenkreuzigungen und Ähnlichem zu tun haben.

Nun hat man natürlich nicht nur gleichgeschlechtliche Freunde. Soll vorkommen. Im Endeffekt ist es da allerdings auch das gleiche Prinzip: Man sitzt da, sagt nix, nuckelt an seinem Getränk. Der Partner bringt sich entweder zu viel oder zu wenig in die Runde ein. Für Beides kann man ihm dann Vorwürfe machen. Der beste Platz zum Vorwürfe machen, sind das Bad, vor der Kneipentür oder dunkle Ecken. Man sollte allerdings drauf achten, dass die Freunde die Auseinandersetzung mitbekommen, damit diese auch ihren zweifelhaften Spaß daran haben können.

FAZIT 2: Zur Misanthropie gehören immer zwei.

Schlußfazit: Jeder will was Anderes, deshalb geht nix und zur Misanthropie gehören immer zwei.

Nun, bevor Sie Ihres Lebens nicht mehr glücklich werden, möchte ich Ihnen noch einen Rat geben, wie Sie in Zukunft Beziehungen vermeiden können: Sein Sie einfach Sie selbst!

Die vorzeitige Destruktion aller Illusionen, die sich der Partner machen könnte, ist ein sicheres Mittel. Das heißt, liebe Damen: Bringen Sie sich mehr ein! Durch selbstbewusstes Auftreten ängstigen Sie den Mann, der dann um seine Vormachtsstellung bangt. Sie gelten dann zwar als Alkoholikerin oder als lesbisch, aber was die Anderen denken sollte einen eh nie kümmern. Und für die Männchen gilt genau das Gegenteil: Maul halten! Wenn man den Mund doch mal aufmachen sollte, dann sollte man drauf achten, die Gegenüber mit den herausquellenden Worten zu Tode zu langweilen. Dann gilt man als schwul oder Muttersöhnchen oder Triebtäter. Hat alles drei nicht nur Schattenseiten. So können Sie, bis zu Ihrem Lebensende glücklich und einsam .

NATÜRLICH weiss ich, dass es auch Ausnahmen zu jedem Quatsch den ich beschrieben habe gibt. Das Problem dabei: Die interessieren keine Sau! Guten Abend.

Samstag, 22. Oktober 2011

Hauptsache Bahnhof

Es mag einem gar nicht so vorkommen, aber die Zeit in der der Mensch noch einfach und primitiv war ist schon längst vorbei. Zu dieser Zeit war der Homosapiens, wie er im Volksmund genannt wird, noch ein Einzelgänger. Unsozial, verschlossen, beziehungsunfähig. Die einzige Freude war das Färben von Häuten geschlachteter Tiere mit vergammeltem Obst. Jedenfalls wird dies von einigen pensionierten Anthropologen behauptet. Was auch immer die Leute tausend Jahre lang gemacht haben, es war eher ein Neben- als ein Miteinander. Angesichts der heutigen Fülle an Mitmenschen versucht man diese Lebensweise wieder aufzunehmen, was allerdings bisher immer wieder zum Scheitern verurteilt war. Wie auch immer, das war ja nicht das eigentliche Thema.

Also wie gesagt, war der Mensch ein Einzelgänger und legte nur wenig Wert auf Konversationen, Diskussionen und erfrischende Prügeleien. Die Schutzschranke im Kopf war dafür einfach noch viel zu ausgeprägt. Besagte Schranke wurde allerdings brachial zerstört von einer Gruppe Wissenschaftler (es wird jedenfalls davon ausgegangen, dass es Wissenschaftler waren; die übriggebliebenen Dokumente ergeben kein eindeutiges Bild dieser Herrschaften), die Kurzerhand eine revolutionäre Erfindung vorlegten: Den Bahnhof. Von nun an stand nicht mehr jeder irgendwo rum, sondern alle gebündelt an einer Stelle, um einer Beschäftigung nachzukommen, die so alt ist wie das Wort "Beschäftigung" selbst: Warten. Beim Warten kommt es unweigerlich zur Konfrontation mit anderen Individuen, was das Sozialverhalten der Menschen um einiges interessanter und vielseitiger macht. Einige behaupten, dass auch hier erst die Sprache erfunden wurde. Aber die Theorien über die Auswirkungen des Bahnhofs auf Sprachentwicklung und -verhalten, wurden bereits in unzähligen Referaten und Magisterarbeiten behandelt, darüber müssen wir hier jetzt gar nicht reden.

Da der Mensch nun sozial entwickelt war, wollte er sich natürlich nicht immer mit den gleichen Schwellköpfen unterhalten und wünschte sich neue Gesprächspartner. Mit der Erfindung der Eisenbahn, die kurz nach der Erfindung von Sprache und Bahnhof kam, hatte man nun auch die Möglichkeit die Bahnhöfe untereinander zu verbinden, sodass auch Leute von außerhalb die Möglichkeit hatten zu den Diskussionsrunden über Politik, Kultur und Wetter zu kommen. Eine wunderbare Zeit. Über Ortsgrenzen hinweg hatten die Leute nun Verbindung zueinander um sich an den Bahnhöfen miteinander zu treffen um dort Eindrücke auszutauschen. Wie es allerdings immer ist mit tollen Sachen, gibt es einige Tunichtgute, die sie zu Fall bringen wie ein Kartenhaus, dass von einem Nieser des dicken Tischnachbarn in alle vier Winde verstreut wird. Denn Viele fingen an die Bahnverbindungen für andere Zwecke zu nutzen. Man stieg in den heimischen Bahnhof ein, wie es unser ehemaliger Ministerpräsident so schön formulierte, fuhr zum Wunschbahnhof, an dem schon redefreudige Subjekte hoffnungsvoll und mit breitem Grinsen im Affengesicht warteten und machte letztendlich was ganz was anderes. Man ging nich mehr zum Bahnhof um ein Pläuschchen mit seinem Gegenüber zu halten, sondern um vom Bahnhof aus die Arbeitsstelle, das Kaufhaus oder die Familie zu erreichen. Den potentiellen Gesprächspartner lies man einfach stehen. Nachdem sich diese Entwicklung, wie der Name schon sagte, entwickelt hatte, waren viele Bahnhofsbesucher desillusioniert und enttäuscht und gingen lediglich zum Warten an die Bahnhöfe. In den nächsten Jahren standen dann wieder alle stumm und blöd guckend in der Gegend herum.

Heute hat sich der Sinn des Bahnhofs verändert. Der Besprechungsort sinnloser Themen wurde vom Stammtisch abgelöst. Die Einzigen die einen jetzt noch am Bahnhof ansprechen, wohnen entweder dort, zeigen einem den schnellstmöglichen Weg ins Krankenhaus oder erklären einem, dass man eine potentielle Gefahr für die Mitmenschen ist, was den herzhaften Griff in den Schritt legitimiert. Der Bahnhof ist heutzutage ein Austauschsort der Kulturen und Geisteskrankheiten, und beliebtes Reiseziel von Soziologiestudenten. Wer könnte es ihnen verüblen, denn an welchen anderen Orten trifft man so viele verschiedene Schichten, Meinungen und Intelligenzquotienten auf einem Haufen. Vom hektischen Anzugträger, der sich noch schnell eine fettige Bratwurst quer in den Rachen schiebt bis zum freundlichen Subproletarier in Jogginghosen, der sich eine Hopfenkaltdose oral einführt. Ein Höhepunkt jedes Bahnhofs ist der sogenannte "Penner". Vergleichbar mit der bärtigen Frau auf historischen Jahrmärkten. Mit ihm kann man sich fotografieren lassen, man kann seinen Schlafsack anprobieren oder seiner Gutmenschendrüse einen Gefallen tun indem man mit ihm redet und so tut als ob man etwas vom alkoholgeschwängerten Gebrabbel verstehen würde. Die Zeit danach verbringt man im Zug mit seinen Anverwandten und redet über ihn und wie schlecht es dem armen Mann doch geht, bevor man sich, zuhause angekommen, mit einer Weißweinschorle vor den Fernseher pflanzt.

Aber nicht nur als Freakshow ist der Bahnhof wunderbar, sondern auch als Einkaufsparadies. Neben fettigen Salmonellenmenüs zur Stärkung der körpereigenen Polster kann man sich dort auch diverse Rauchartikel wie Zigaretten, Zigarettentabak und Zigarettenersatz kaufen. Will man sich weiterbilden gibt es auch Kioske und Buchläden in denen man sich zur BILD auch mal gerne ein gutes altes Mopsmagazin mitnimmt, falls es auf der Zugfahrt langweilig wird und die Toilette nicht besetzt ist. Will man von der Welt nichts wissen, wie die Meisten am Bahnhof, kauft man sich den neuen Bestseller "Fotzengebote" von Charlotte Roche. Heieiei, da schlägt das verfettete Konsumherz höher!

Will man sich nicht durch Bücher bilden, dann hört man eben den vielfältigen Fremdsprachen zu. Zu den Meisten gibt es noch nicht einmal Langenscheidtbücher! Sprachforscher rätseln immer noch, was das oft gehörte "SÄÄÄÄÄÄÄÄÄCHZIIIIIIG" bedeuten soll, das oft aus tausenden angefeuchteten Kehlen durch den kompletten Bahnhof gebrüllt wird.

Was gibt es noch zu sagen...für menschliche Bedürfnisse geht man lieber auf die Toiletten von McDonalds und Burger King, da hat man zwar danach einen Tripper, aber immer noch genug Geld für ein gepflegtes Bier. Denn das beliebte Retrobahnhofsklo (zu diesem Thema später mehr), wird immer mehr durch Drehkreuzanlagen ersetzt, die einen erstmal 1,60 € kosten. Da klatscht man lieber der afrikanischstämmigen Klofrau im Fettfrittenfresstempel vierzig Cent auf den Teller. Über den, durch den Bahnhof aufgekommenen Trend des Bahnfahrens, diverse bahnhöfische Subkulturen und gar lustige Zivilkontrollen gibt es später mehr. Denn diese Faktoren haben alle eine eigene Überschrift verdient! In diesem Sinne: Besuchen Sie mal wieder ihren örtlichen Bahnhof und haben Sie am modernen Leben teil. Wenn Sie keinen Bahnhof haben, dann haben Sie in ihrem Dreckskaff wahrscheinlich auch keinen Internetanschluss und haben diesen Text gar nicht gelesen. In diesem Falle: Mein herzlichstes Beileid.

PS: Sollten Sie an ihrem Bahnhof weder Burger King, Kiosk noch Penner haben, dann ist Ihr Bahnhof nicht der Münchner Hauptbahnhof. Da macht es gar nichts, dass das Bild zum Artikel vom Bahnhof am Marienplatz kommt.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Hurra, wir reißen Alles auf!


Bereits seid einiger Zeit hat Deutschland Grund zu feiern! Der Grund für diesen andauernden Exzess: So viele Ausbildungsplätze wie schon lange nicht mehr!!!111

Warum ich mir schließlich für dieses Jahr einen Aushilfsjob im allseits beliebten Superdiscounter NORMA angenommen habe kann von zwei Faktoren bestimmt sein:

1. Ich lebe nicht in Deutschland und habe es bis heute nicht gemerkt.

2. Es gibt zwar viele Ausbildungsplätze, aber Keiner davon lässt sich mit meinen Vorstellungen vereinbaren.

Der Grund dafür wird wohl Ersterer sein. Wie auch immer, ich wollte ja auf meine, fast tägliche Arbeit in der guten, alten Konsumverrichtungsanstalt mit dem großen "N" kommen. Ein erster Eintrag auf einem Blog sollte schließlich private und intime Einblicke in das Leben des Schreibers bieten, die oft um einiges interessanter sind als der Mumpitz der eigentlich geschrieben wird. Also los:

Die Arbeit im bereits genannten Supermarkt lässt sich, rein räumlich, in zwei Ebenen aufteilen: Das Lager und der öffentliche Verkaufsbereich, oft auch "Arena" genannt. Die Arbeit im Lager beschränkt sich größtenteils auf das Spielen mit der Kartonpressmaschine, dem Rauchen im Aufenthaltsraum oder dem Sitzen im Kühlraum, um sich für die folgenden Tage eine Erkältung als driftigen Grund für das Zuhausebleiben zuzulegen. Die Arbeit in der Arena lässt sich wiederrum aufspalten in die Arbeit mit Produkten und die Arbeit mit Kunden, die sich in der heutigen Zeit immer wieder überschneidet. Das Arbeiten mit Ware bzw. den Produkten ist vollkommen uninteressant und soll hier nicht weiter erwähnt werden. Viel interessanter ist die, immer wieder von sozio- und psychologischen Faktoren begleitete Arbeit mit den Kunden.

Beim Arbeiten im Supermarkt ist der Kontakt mit Kunden auf Dauer unvermeidbar. Er äußert sich in unnötiger Fragerei, da sich die Antwort meist auf der Verpackung des problematischen Produkts befindet, Körperkontakt in Gestalt von "unabsichtlichem" Anrempeln und minutenlangen Konversationen, in denen es darum geht, warum man die angebotene Ware nicht mal zur Schweinefütterung hernehmen könne. Alles in Allem also ein freundliches Mit- und Gegeneinander, dessen Lernfaktor unersetzlicher Natur ist. Soweit so gut. Leider wurde die Beziehung zwischen Kunden und Verkäufern durch die Erfindung der Schütte um Einiges erschwert. Die Schütte kann man sich als großen, metallenen Korb vorstellen der mitten im Supermarkt herumsteht und gefüllt ist mit allerlei nützlichen Sachen. Den Namen hat diese Vorrichtung von der Geste des Hineinschüttens der Waren, die meistens Vormittags von den gutgelaunten Mitarbeitern vorgeführt wird. Andere Behaupten der Name geht auf den Erfinder der Schütte, Leopoldt Hans von Schütt, zurück. Zu diesem Streitthema demnächst mehr.

Nun werden Sie sich fragen, lieber Leser: Wie kann denn ein so unschuldiges Objekt die Beziehung von Käufer und Verkäufer so sehr auf die Probe stellen? Eine gute Frage, die sich ebenso gut beantworten lässt: Nicht die Schütte ist das eigentliche Problem, sondern die darin liegende Ware. Nun fragt sich der Leser: Wat is? Die Ware? Erzählt sie etwa dem Kunden, dass die Angestellten über sein viel zu kleines Sacko lästern? Fast. Die Ware in der Schütte verfügt oft über die Eigenschaft, in einen Karton oder einer Plastikverpackung eingebettet zu sein. Nun kommt die Psychologie ins Spiel: Irgendetwas im Unterbewussten des Kunden muss ihn dazu veranlassen, die besagte Ware gewaltsam aus ihrer Verpackung zu reißen, die Ware (meist Textilien) bis zur totalen Unkenntlichkeit zu verknuddeln und anschließend, als handele es sich um Abfall, verächtlich zurück in die Tiefen der Angebote zu schleudern. Das man Produkt und Verpackung danach nicht wieder zusammenführt ist natürlich selbstverständlich.

In den Abendstunden geht der Spaß dann für den Angestellten los: Das Aufräumen der Schütten, das in der Vorstellung zu den leichtesten Übungen gehört, wird zur reinsten Passion. Vergeblich versucht man die verkrüppelten T-Shirts, Hemden und Hosen in ihre alte Form zurückzufalten und säuberlich in ihr Plastiktütenzuhause einzufügen. Werkzeuge, Wasserhähne und was sonst noch so in Kartons verpackt wird, versucht man passend in die Kartons zurückzuquetschen, oft zum Leidwesen des Kartons. Zum Glück der Arbeitskraft ist es eh schon unklar welche Beschädigungen von ihr oder dem Kunden kommen. Und da ja nicht nur zwei oder drei Kunden in einem solchen Discounter einkaufen gehen, wiederholt sich das Ganze einige hundert Male, bis die Schütten aussehen wie Sodom und Gomorrah und man schließlich colabiert oder versucht sich in den Schütten zu ertränken.

Warum dem Kunden das Aufreißen von Kartons und Plastiktüten, sowie das anschließende Verteilen des Inhalts eine solche Freude bereitet ist bis heute ungeklärt. Spezialisten vermuten, sadistische Triebe, die Projektion einer verhassten Person auf die unschuldige Ware oder das exzessive Ausleben des Thanatos, aufgrund frühkindlicher Traumata seien die Ursache. Andere behaupten die Angst der Leute vor Fehlinvestitionen, die von Verbrauchershows des deutschen Rundfunks gezeigt werden, würde die Menschen zu paranoiden Bestien machen. Ganz Andere behaupten die Betreffenden seien lediglich dumm und asozial. Wer auch immer recht hat, im Endeffekt sind ich und 100 000e anderer Arbeiter die Opfer dieser Bestien.

Wobei man auch verstehen kann, was die Leute zu ihrer Zerstörungswut treibt. Schließlich muss man sich als geborener Heimwerker auch davon überzeugen, ob in der Bohrmaschinenverpackung auch wirklich eine Bohrmaschine ist! Mit einem Suppenlöffel kann man schließlich kein Loch in die Wand bohren! Was wäre denn das für eine verkehrte Welt *lol*. Am Besten wäre es natürlich noch wenn man die Maschine direkt im Laden ausprobieren könnte. Legenden behaupten, dass dies bereits von einigen Kunden gemacht wurde. Rätselhafte Löcher in den Wänden seien der Beweis dafür. Selbstverständlich muss man schauen ob die angegebene Kleidergröße wirklich der Eigenen entspricht. Könnte ja sein, dass diese falsch angegeben ist. Vielleicht ist man ja auch einfach nur fetter geworden, auch gut möglich. Am Besten kann man dies natürlich prüfen indem man, wie bereits geschildert, das Glitzersternshirt aus der Packung reißt und es ausbreitet, um es abwechselnd vor die hervorquellenden Glubschaugen oder an den fetten Wanst zu halten. Letzten Endes entscheidet man sich dafür, das Teil wieder hinzuwerfen und doch lieber zu KiK zu gehen.

Vielleicht wollen diese Subjekte ja auch nur das Beste der Angestellten. Vielleicht wollen sie ja nicht, dass man sich langweilt und gezwungen ist zu rauchen, mit der Kartonpressmaschine zu spielen oder in der Kühlkammer rumzuhocken. Fachmänner und -frauen bezweifeln allerdings diese These und rechnen das Verhalten totaler Ignoranz zu.

Letzten Endes ist die Lösung dieses Problem allerdings doch wie immer: Selbstbeherrschung und selbstauferlegte Blindheit gegenüber der Tatsache. Gar nicht so einfach: Wenn man zusammenzuckt weil man hinter sich wieder das Geräusch des Tütenaufreißens vernimmt, möchte man, logischerweise, den Kopf des Übeltäters in die besagte Tüte stecken und warten bis kein Quäntchen Luft mehr in die Lunge des Schurken gelangen kann. Das Problem ist natürlich, wie so oft bei affektiven Entscheidungen, die Leichenbeseitigung. Die Kühlkammer, meistens schon von drei rauchenden Mitarbeitern besetzt, muss schließlich ihren gesamten Platz für die nächste Lieferung Schlemmeryoghurt hergeben. Diese Tatsache macht auch die Alternative zunichte, es dem Kunden gleichzutun, d.h. ihn aufreißen und den Inhalt meterweit verstreuen.

Es gibt nun mal im Leben Dinge gegen die man nicht ankommt. Dazu zählt z.B. die totalitäre Autorität. Und da der Kunde König ist, trifft es das schon ziemlich gut. Weil man allerdings seinen Job gerne behalten möchte, ist man gezwungen seine Paraderolle, den Volldeppen, zu spielen. Und wenn man dann wieder ein Glas Meerretich zwischen den Socken und eine Tafel Zartbitterschokolade zwischen den Nachthemden findet, sollte man sich ins Gedächtnis rufen: Die schönsten Rachegelüste gebirrt immer noch die menschliche Fantasie und dort sind sie auch (vorerst) am besten aufgehoben.

Hurra, wir reißen Alles auf!


Deutschland hat bereits seid längerer Zeit Grund zum Feiern! Der Grund dieses exzessiven Durchmachens: So viele Ausbildungsplätze wie schon lange nicht mehr!!!!111


Hurra, wir reißen Alles auf!